Hühner Voodoo (German Edition)
dafür gesorgt, dass wir genügend Hühnerknochen haben.»
Stolz präsentierte sie Gwendolyn eine Einkaufstasche, die vollgefüllt mit Hühnerknochen war. Gwendolyn betrachtete erst die Knochen, dann Bernadette ungläubig.
«Wofür, um Gottes willen, brauchen wir so viele Hühnerknochen?»
«Na, für mein Hühner Voodoo selbstverständlich. Wenn der Ansturm erst mal einsetzt, müssen wir gewappnet sein.»
«Aber doch nicht mit Hühnerknochen.»
«Du meinst, ich habe ganz umsonst zwei Tage lang Huhn gegessen?»
«Du hast was?»
«Ja, morgens, mittags und abends. Möchtest du? Ich hab noch was von gestern Abend übrig.» Sie kramte einen Plastikbehälter aus ihrer Handtasche. «Ich hab Sandwiches gemacht.»
Gwendolyn nahm sie gern entgegen. «Danke.»
Sie sah auf die Tüte mit den Knochen.
«Was hast du dir nur gedacht?», schüttelte sie den Kopf. «Du brauchst doch nur eine Handvoll. Die nützen sich doch nicht ab.»
«Na, aber wenn jemand mal einen Hühnerknochen mitnehmen will? Als Andenken oder so.»
«Andenken?»
«Souvenir!»
Gwendolyn sah Bernadette begeistert an. «Aber ja! Gute Idee!» Eine zusätzliche Einnahmequelle. «Das machen wir! Jeder erhält ein Knöchelchen zur mentalen Unterstützung. Also, dann weiterhin: guten Appetit!»
«Was schreiben wir denn auf unser Praxisschild?», fragte Bernadette.
«Das hab ich bereits besorgt.»
Gwendolyn präsentierte stolz ihr Luna-Madison-Schild.
Bernadette sah sie etwas verwundert an. «Keine von uns beiden heißt Luna Madison.»
«Ja, das ist doch das Schöne daran, dadurch …» Gwendolyn brach ab. «Wo ist das Problem?», fragte sie stattdessen.
«Man weiß gar nicht, dass wir Hühner Voodoo betreiben. Sollte das nicht auf das Schild? Und sollte der Name vielleicht etwas mehr nach Hühner Voodoo klingen?»
«Woran denkst du? So was wie Herta Hühnermeier?»
«Nein, ich …»
Gwendolyn unterbrach sie: «Glaub mir, es ist besser, wir halten es neutral. Ich betreibe hier ja auch eine psychologische Praxis. Und Luna Madison ist der perfekte Name für uns beide.»
«Und wer von uns beiden ist Luna Madison?»
«Wir beide. Unsere Praxis heißt Luna Madison.»
Bernadette dachte einen Moment nach, dann nickte sie. «Das gefällt mir.»
«Ich schreib dir die Hälfte der Kosten für das Schild auf die monatliche Abrechnung, okay?»
«Ja. Und ich lass uns Visitenkarten drucken.»
«Sehr schön.»
[zur Inhaltsübersicht]
VIER
In den nächsten Tagen, während Frederick es sorgsam vermied, mit Sandra Kontakt aufzunehmen oder von ihr kontaktiert zu werden, Gwendolyn ein kostenloses Mahl in einem Schnellimbiss zu sich nahm, einer Lesung lauschte, für die sie keinen Eintritt gezahlt hatte, und sich über die Praxisausstattung Gedanken machte, war Bernadette unterwegs und händigte jedem, der nicht schnell genug zur Seite springen konnte, ihre neue Visitenkarte aus. «Luna Madison – Hühner Voodoo.» Sie hatte sich entschieden, auf der Karte auf ihre spezielle Expertise hinzuweisen.
Bernadette war sehr fleißig, sie arbeitete bis spät in die Nacht hinein. Am Bahnhof händigte sie ankommenden Reisenden den Rest ihrer 250 Visitenkarten aus.
Bei der Bestellung der Möbel orientierte sich Gwendolyn an der Praxiseinrichtung von Frau Doktor Wittenfeld. So sollte ihr Behandlungszimmer auch aussehen. Falls jemand Zweifel an ihrer beruflichen Kompetenz haben sollte – die teuren Bauhausmöbel würden alle Bedenken zerstreuen.
Schwieriger war es, für Bernadettes Voodoo-Behandlungsraum entsprechende Möbel zu finden. Es war geradezu unmöglich. War das eine Marktlücke? Eine neue Geschäftsidee? Darüber würde sie ein anderes Mal nachdenken, denn nun war ihr eingefallen, an wen sie sich wenden könnte.
Sie wollte gerade das Haus verlassen, da klingelte ihr Telefon.
«Hallo?»
«Tante Gwendolyn?»
«Ja, wieso fragst du? Du hast doch meine Nummer gewählt.»
«Ja schon, aber … Hi. Hier ist Britta.»
«Das weiß ich, Schätzchen. Du hast mich Tante genannt, und du bist meine einzige Nichte.»
Britta war die Tochter ihres jüngeren Bruders. Sie war Mitte 30, Floristin und der festen Überzeugung, zum Heiraten geboren zu sein. Ihre Welt waren die Liebesgeschichten in alten Hollywoodfilmen. Darin ging sie auf, so sollte es auch für sie sein. Leider hatte diese Schwärmerei Auswirkungen auf die Auswahl ihrer Männer, sprich: Wenn ein Mann Ähnlichkeit etwa mit Clark Gable, Cary Grant oder James Stewart hatte, erklärte sie ihn kurzerhand zu ihrem
Weitere Kostenlose Bücher