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Hühner Voodoo (German Edition)

Hühner Voodoo (German Edition)

Titel: Hühner Voodoo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hortense Ullrich
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Zimmer.
    Gwendolyn starrte auf den verzierten Knochen. «Blümchen? Seit wann malen wir Blümchen drauf?»
    «Ich dachte, ich mach mal was anderes als nur bunt.»
    «Doch keine Blümchen! Dann mal Punkte oder Streifen oder so drauf. Aber doch nichts Niedliches!»
    Bernadette war etwas gekränkt. «Ich hab mir viel Mühe gegeben.»
    Gwendolyn stand auf. «Mach dich fertig, wir gehen.»
    «Wohin?»
    «Zu einem Bestattungsinstitut.»
    «Fühlst du dich nicht wohl?»
    «Bitte? Was soll denn die Frage? Wir gehen aus geschäftlichen Gründen hin.»
    «Also, ich hab schon alles geregelt. Ich habe mich für einen dunklen Eichensarg entschieden, ein sehr schönes Modell, er ist innen mit …»
    Gwendolyn winkte unwillig ab. «Ja, ja, schön, schön. Darum geht es nicht. Es geht um Frederick Ackermann.»
    «Ist er tot?»
    «Himmel noch mal, Bernadette!», rief Gwendolyn. «Nein! Wie kommst du denn auf die Idee? Ich hab doch gerade mit ihm gesprochen.» Dann fiel ihr ein, dass Bernadette ja die Information fehlte, womit er seinen Lebensunterhalt verdiente. «Frederick Ackermann ist Bestattungsunternehmer.»
    «Oh! Das wusste ich nicht. Aber das kann natürlich auch der Grund sein.»
    «Der Grund wofür?»
    «Wieso die Knochen im Zusammenhang mit ihm immer Tod angezeigt haben. Ich hab ein paarmal Probe geworfen, wegen des Fluchs und so, zum Üben. Und da kam immer Tod raus. Egal, welche Frage ich gestellt hatte.»
    Die Möglichkeit, dass an Bernadettes Spinnerei etwas dran sein könnte, verursachte bei Gwendolyn ein leichtes Frösteln. Sie zog den Kimono, für den sie sich heute entschieden hatte, etwas enger.
    «Und wieso gehen wir zu Herrn Ackermann?», fragte Bernadette. «Er sollte doch zu uns kommen. Ist doch schade, jetzt, wo mein Zimmer so schön dekoriert ist.»
    «Herr Ackermann hat heute keine Zeit. Und wir werden jetzt, während er mit einer Beerdigung beschäftigt ist, in seinem Archiv nach seiner Familienchronik suchen.»
    «Ist er darüber informiert?»
    «Natürlich. Was denkst du denn?»
    «Na, bei dir weiß man nie.»
    Gwendolyn lächelte.
    Sie machten sich auf den Weg zum Bestattungsinstitut.

    Judith betrat mit künftigem Besitzerstolz das Ackermann’sche Unternehmen. Sie sah sich um. Sie würde nicht allzu viel verändern lassen, nur ein paar Kleinigkeiten. Ein Porträt von ihr und Frederick würde sich gut machen. Vielleicht auch die Porträts von den Vorbesitzern. Eine Ahnengalerie. Ja, so etwas macht immer Eindruck.
    Ernst Lehmann kam freudig auf Judith zu. Von der anderen Seite lief Frederick Ackermann durch die Empfangshalle.
    «Herr Ackermann!», rief Judith und eilte an Ernst vorbei, ohne ihn zu beachten.
    Er sah ihr hinterher. Aber natürlich. Erst mal musste sie seinen Chef begrüßen. Sie wusste, was sich gehörte.
    Judith war gezwungen, noch einmal «Herr Ackermann» zu rufen, da er beim ersten Mal nicht reagiert hatte. Jetzt blieb Frederick stehen und sah sie an. Als Judith sein kummervolles Gesicht sah, fiel ihr wieder ein, wieso sie hier war. Sie änderte ihr strahlendes Lächeln blitzschnell in einen unendlich traurigen Gesichtsausdruck, legte tiefes Mitgefühl in ihre Stimme und ihre Hand ganz sanft auf seinen Oberarm, als sie sagte: «Es tut mir so unendlich leid für Sie. Ich verstehe Ihren Schmerz, glauben Sie mir. Wenn man einen geliebten Menschen verliert, ist es, als würde einem der Teppich unter den Füßen weggezogen. Was man dann braucht, ist die Freundschaft und der Beistand von Leuten, die dasselbe erlebt haben.» Sie lächelte gewinnend.
    Frederick versuchte sich zu erinnern, woher er die Frau kannte. Judith spürte das, und ein Ausdruck heftiger Verärgerung huschte kurz über ihr Gesicht. Seit Monaten kam sie immer wieder hierher. Wieso konnte er sich nie an sie erinnern?!
    Es hörte sich leicht fauchend an, als sie sagte: «Sie haben meinen Mann beerdigt. Judith Kallmeyer ist mein Name.»
    «Oh, natürlich, entschuldigen Sie bitte. Ich bin … also … es ist …»
    Sie ließ ihre Hand von seinem Oberarm zu seiner Hand gleiten, umfasste sie, legte nun auch noch ihre andere Hand darauf und drückte immer wieder ermutigend, während sie nickte, ihn zärtlich ansah und hauchte: «Ich weiß, ich weiß. Es ist schwer. Wenn Sie jemanden zum Reden brauchen, ich bin jederzeit für Sie da. Tag und Nacht.»
    «Danke, das ist nett von Ihnen», murmelte Frederick, entzog ihr seine Hand und setzte seinen Weg fort.
    Judith lief neben ihm her und redete weiter, schließlich hatte sie sich

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