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Huete dich vor deinem Naechsten

Titel: Huete dich vor deinem Naechsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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Versuchspersonen zählte. Selbstzweifel und Schuldgefühle würden sie quälen, ja, aber sie würde auf den Knopf drücken, bis man ihr befahl aufzuhören.
    Izzy hingegen würde aufstehen und sich widersetzen, sich gegen die Autorität auflehnen. Sie würde den Versuchsleiter verprügeln und sich anschließend um das Opfer kümmern. In manchen Kreisen wäre sie deswegen eine Unruhestifterin, eine Gefahr.
    Bis zu ihrer Affäre mit Ben hatte Linda noch nie in ihrem Leben Grenzen überschritten, und sie hatte alle, die es ihrer Meinung nach anders hielten, auf das schärfste verurteilt. Jahrelang hatte sie Margie und Fred das Leben schwergemacht, weil Margie ihrer Ansicht nach dem Vater ewige Treue hätte halten müssen, auch über den Tod hinaus. Ihr Vater selbst hatte natürlich den schlimmsten aller Regelverstöße begangen, das wichtigste aller Gesetze missachtet: Bleib hier. Geh nicht weg. Verlass mich nicht für immer, Daddy. Und sie hatte ihn dafür gehasst. Um das zu erkennen, hatte sie eine jahrelange Therapie gebraucht.
    Selbst in ihrer Kunst ging sie niemals ein Risiko ein, befolgte die Regeln der Konvention, hielt sich an die allgemein gültigen Vorstellungen von einem schönen Foto. Und sie wurde dafür sehr gelobt und verehrt, verdiente unglaubliche Summen für ihre künstlerischen und journalistischen Arbeiten, die sie insgeheim für gewöhnlich und gefühlsduselig hielt - wie Ben geschrieben hatte. Ihre kitschigen Bilder sprachen die niederen Instinkte an.
    Automatisch wählte sie Izzys Nummer. Zu ihrer großen Überraschung hatte sie ihren eigenen Mann am Telefon.
    »Hey«, sagte er. Man hörte seine ganze Scham und Verzweiflung aus diesem einen Wort heraus. Sie ignorierte es, kam mit seinen Gefühlen und mit dem, was er ihnen angetan hatte, nicht zurecht. In ihren Augen stellte finanzielle Untreue einen viel schlimmeren Verrat dar als sexuelle. Sie wusste nicht, wie es weitergehen würde, und in diesem Moment wollte sie auch nicht darüber nachdenken. Sie hatte ihm vergeben, noch bevor er seine Beichte abgelegt hatte, und sie hatte es ehrlich gemeint. Was aber nicht bedeutete, dass sie ihn im Moment nicht hasste.
    »Du hast sie gefunden?«, sagte sie erleichtert. Sie spürte die Blicke von Emily und Trevor.
    »Äh, nein. Sie hat ihr Handy vergessen. Ich habe es auf dem Fußboden in Trevors Zimmer gefunden.«
    »O Gott.« Linda schüttelte den Kopf, und beide Kinder sanken in sich zusammen. Izzy hatte die Verbindung abgebrochen und war untergetaucht. Das erschreckte Linda mehr als alles andere.
    »Ich werde sie finden. Versprochen«, sagte er. Sie spürte, dass es sein sehnlichster Wunsch war, sich als Held zu erweisen. »Sie hat eine gewisse Camilla Novak gegoogelt. Weißt du, wer das ist?«
    Linda durchforstete die Namensabteilung ihres müden Gehirns. »Nein«, sagte sie schließlich.
    »Sie wohnt in SoHo, nicht weit von hier.«
    Linda kramte in ihrer Handtasche, bis sie einen Tintenroller ohne Kappe und eine Quittung aus dem Coffeeshop fand, wo sie vor wenigen Stunden mit Ben gevögelt hatte. Es erinnerte sie daran, dass es auch für sie Dinge zu bereuen gab.
    »Gib sie mir durch«, befahl sie und klang dabei unfreundlicher, als sie wollte. Sie konnte nichts gegen ihre Wut ausrichten, konnte sie nicht verbergen. Sie notierte sich die Adresse und fragte Erik, warum Izzy die U-Bahn nach Uptown genommen habe.
    »Keine Ahnung. Aber sie hat eine zweite Person gegoogelt, einen Kristof Ragan. Sagt dir der Name was?«
    »Nein.«
    Sie schrieb mit. »Sonst noch was?«
    »Sie hat eine Webseite namens Services Unlimited besucht. Sieht aus wie ein Begleitservice, der sich als Zeitarbeitsfirma tarnt. Seltsam.«
    »Warum hat sie das getan?«
    »Keine Ahnung.«
    »Sonst noch etwas?«
    »American Express. Wahrscheinlich wollte sie herausfinden, wo das Geld hin ist.«
    »Weiter nichts?«
    »Nein. Hey, wirst du dem Detective davon erzählen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Okay«, sagte Erik, dann hielt er inne und atmete geräuschvoll aus. »Gib mir einen Vorsprung. Wenn ich sie als Erster finde, kann ich sie vielleicht überreden, zum Anwalt zu gehen. Wir wollen nicht, dass sie verhaftet wird, oder? Sie hat genug durchgemacht.«
    In dem Moment betrat der Detective mit Limo für die Kinder und Kaffee für Linda den Raum. Sie fand, dass er zu viel Aftershave benutzte; sie bekam Kopfschmerzen davon.
    »Okay«, sagte sie. »Ruf mich an, wenn du was erreicht hast.«
    Sie beendete das Gespräch und steckte ihr Handy in die

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