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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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waren momentan nicht gerade seine Hauptsorge. Trotzdem hatte er nicht vor, irgendein Risiko einzugehen.
    Wieder rasten sie über den Highway durch das südliche New Mexico. Die Wüste, die sich ringsherum ausbreitete, war in das silbrige Licht der frühen Morgendämmerung getaucht. Ein geisterhafter Kojote jagte ein paar Sekunden lang mit großen Sätzen neben dem Motorrad her, als würde er sich ein Rennen mit ihnen liefern. Dann drehte er wieder ab.
    Zu seiner Erleichterung fand Alex die Schotterpiste, die einige Kilometer weiter vom Highway abzweigte, ohne Probleme. Er bog ab, legte sich in die Kurve und spürte, wie Willows Hände sich fester um seine Taille schlossen, als sie hinter ihm ihr Gewicht verlagerte.
    Die Grenzanlagen kamen in Sicht. An manchen Stellen bestanden sie aus einem Betonwall, der von Rollen aus glänzendem Nato-Stacheldraht gekrönt wurde. Doch hier trennte nur ein müde aussehender Stacheldrahtzaun die beiden Länder voneinander. Der Zaun durchschnitt ein ausgetrocknetes Flussbett. Dort, wo er auf eine der Flussböschungen traf, waren die Zaunpfähle umgesunken und der Draht hing auf einer Länge von gut einem Meter bis auf den Boden durch.
    Es war niemand in der Nähe. Immer noch war es so gut wie dunkel. Alex ließ das Motorrad ausrollen und Willow half ihm dabei, es durch die Flusssenke nach Mexiko hinüberzumanövrieren. »Ich habe gedacht, die Grenzmauer wäre … mehr wie eine Mauer«, sagte sie.
    »Ist sie auch, an manchen Stellen«, sagte Alex. »Aber an anderen ist sie genau wie hier. Und guck mal.« Er deutete mit dem Kopf auf ein rostiges Metallschild. Darauf stand: Die Einreise in die USA muss über einen offiziellen Grenzübergang erfolgen. Dies ist kein offizieller Grenzübergang. Eine Einreise an dieser Stelle stellt eine Straftat dar, die mit einer Freiheitsstrafe geahndet wird.
    Willow machte große Augen. »Aber … das Schild anfertigen zu lassen hat doch vermutlich mehr gekostet als eine Zaunreparatur. Das sieht ja fast so aus, als wollten sie, dass die Leute hier über die Grenze kommen.«
    »Das wollen sie auch«, sagte Alex. Kieselsteine rieselten herab, als sie das Motorrad über die Uferkante hievten. »Zumindest die Engel, die hier in der Gegend leben. Illegale Einwanderer bedeuten frischen Energienachschub, nach dem sie nicht einmal suchen müssen.« Er dachte daran, wie Juan, einer der anderen Engeljäger, ihnen zum ersten Mal diese Route gezeigt hatte – und wie er und sein großer Bruder Jake hier einmal einem Grenzsoldaten mit Angelburn-Syndrom begegnet waren, der vor sich hin gegrinst und davon gebrabbelt hatte, wie wichtig es war, das Werk der Engel zu verrichten.
    Damals war auch Kara dabei gewesen, eine exotische Engeljägerschönheit mit Nerven aus Stahl. Er und Jake waren beide in sie verknallt gewesen. »Was für ein Idiot«, hatte sie gesagt, als sie weitergefahren waren, und mit einer kurzen, ärgerlichen Bewegung den Gang gewechselt. Vom Rücksitz des Jeeps aus hatte Alex ihr Profil studiert. Und trotz des lockeren Umgangstons, der für gewöhnlich zwischen den Engeljägern herrschte, war ihm in diesem Moment nichts eingefallen, was er zu Kara hätte sagen können. Aber instinktiv hatte er diese Mischung aus Zorn und Trauer nachvollziehen können, die hinter ihrer Wut auf den Soldaten steckte, als wäre der selbst schuld an seinem Angelburn-Syndrom.
    Willow schien sich beim Gedanken an die Grenzengel, die hier auf ihre Beute lauerten, unbehaglich zu fühlen. »Oh«, sagte sie. Er sah, wie sie schluckte. »Das … das ist wirklich …«
    »Ich weiß«, sagte Alex. Er verstand ganz genau, wie sie sich fühlte. Unglücklicherweise gab es auch in Mexiko haufenweise Engel, und das nicht erst seit der Invasion. Mittlerweile dachte er, dass auf der Erde wohl kaum noch ein Ort zu finden war, an dem Willow wirklich sicher wäre. Aber er würde sein Bestes geben – und wenn er dabei draufging.
    Ganz in der Nähe konnte er gerade noch den holperigen Pfad in Richtung Osten erkennen, an den er sich erinnerte. »Okay, der mündet irgendwann auf den Highway«, sagte er, als er wieder aufs Motorrad stieg. »Das war zumindest früher so.« Er hoffte nur, dass der Weg nicht völlig ausgewaschen war. Die Shadow kilometerweit querfeldein zu lenken, entsprach nämlich nicht seiner Vorstellung von Spaß.
    Willow wollte gerade ihren Helm aufsetzen, als sie innehielt und an den Riemen herumspielte. »Alex, gibt es in Mexiko eigentlich Großstädte? Ich meine – so

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