Hueter der Daemmerung
die Tischplatte. »Na ja, ich nehme mal an, ihr beide … schlaft miteinander, hab ich recht?«
Alex unterdrückte ein Schnauben und aß noch ein paar Spaghetti. Wenn Kara allen Ernstes glaubte, er würde sein Sexleben mit ihr erörtern, dann hatte sie nicht alle Tassen im Schrank.
»Okay, schon gut, dann erzählst du es mir eben nicht«, sagte sie. »Aber, worauf ich eigentlich hinauswill: Hast du gar keine Bedenken wegen des Angelburn-Syndroms?«
Er stöhnte auf und ließ die Gabel fallen.
Bevor er irgendetwas erwidern konnte, redete Kara schon weiter. »Ich meine, okay, sie hat mit den Engeln nichts am Hut, das habe ich kapiert. Aber das heißt doch nicht, dass ihre Nähe dir nicht irgendwie schaden kann. Ich sage ja gar nicht, dass es Absicht wäre, aber …«
Alex knurrte: »Jetzt hör mir mal gut zu. Ich wiederhole: Sie ist nicht wie sie. Sie nährt sich nicht. Wie kann sie mich da mit dem Angelburn-Syndrom infizieren?«
Kara zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Aber wer weiß denn überhaupt schon irgendwas über Halbengel? Zum Teufel noch mal, wenn noch nicht mal sie was weiß, wie kannst du dir dann so sicher sein?«, fragte sie schnippisch.
»Tja, vielen Dank für deine Anteilnahme«, sagte er und nahm seine Gabel wieder auf. »Mir geht es prima.«
»Na dann ist es ja gut«, sagte sie. »Freut mich, das zu hören.« Sie griff nach dem von Juan beschriebenen Stück Papier und drehte es nachdenklich um. »Natürlich kann man das nie ganz genau wissen, oder? Manche Krebsarten brauchen richtig lange, bis sie ausbrechen …«
Er funkelte sie böse an und hätte ihr am liebsten den Teller Spaghetti ins Gesicht geknallt. »Kara, ich meine es ernst – halt die Schnauze!«
Eine unbehagliche Stille entstand. »Hey«, sagte sie nach einer Weile und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Sei nicht sauer, Al. Versetz dich doch mal in meine Lage – ich will doch stark hoffen, dass du auch ein paar Fragen stellen würdest, wenn ich mit einem Halbengel-Freund im Schlepptau hier aufkreuzen würde.«
Als er seinen alten Spitznamen hörte, den sie ihm gegeben hatte, konnte er sogar lächeln. Er wusste, dass sie recht hatte. An ihrer Stelle hätte er genau dasselbe gesagt. Er schüttelte den Kopf. »Kara, Willow ist … sie ist der netteste, selbstloseste Mensch, den ich kenne. Sie würde lieber sterben, als mich oder irgendwen zu verletzen.«
Kara hob die Hand. »Okay«, sagte sie und er wusste, dass sie sich bremste, um nicht noch einmal zu wiederholen, dass Willow es ja nicht unbedingt mit Absicht tun müsste. »Behalt es einfach im Hinterkopf, ja? Mehr verlange ich gar nicht.« Dann wechselte sie geschickt das Thema. »Weißt du was? Ich komme gar nicht darüber hinweg, wie ähnlich du Jake geworden bist. Du bist doch tatsächlich in deine Schultern hineingewachsen. Was ein paar Jahre doch ausmachen, hm?«
Er war froh, dass die Spannung zwischen ihnen spürbar nachließ. »Ja, aber du hast dich gar nicht verändert«, sagte er und sah ihr forschend ins Gesicht. Kara war mexikanisch-afrikanischer Abstammung und das Ergebnis dieser Mischung waren atemberaubend markante Gesichtszüge und ein anmutiger Hals. Extrem kurzes Haar stand ihr sagenhaft gut, das war schon immer so gewesen.
Sie lächelte und gab sich kokett. »Danke – wenn man erst mal in mein Alter kommt, hört man das ganz gerne.« Ihr Gesicht wurde wieder ernster. Sie betrachtete ihre Nägel und er sah denselben Ausdruck in ihren Augen wie vorhin, als sie den Fehler mit dem Kaffee gemacht hatte. »Denkst du … immer noch genauso viel an ihn wie ich?«
Alex senkte den Blick auf seinen Teller. Die Worte blieben ihm im Hals stecken. Kara streckte die Hand aus und drückte sein Handgelenk.
»Entschuldige«, sagte sie. »Blöde Frage.«
»Jeden Tag«, sagte er endlich. »Er fehlt mir jeden Tag.«
Sie richteten sich beide auf, als Willow zurück in die Küche kam. Er bemerkte, dass sie die Stimmung im Raum registrierte. Sie blieb stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte zu lächeln. »Hey, es tut mir leid, dass ich so langweilig bin, aber allmählich bin ich echt hundemüde«, sagte sie. »Ich glaube, ich gehe jetzt mal ins Bett.«
»Ich auch.« Alex reckte sich. Dann fiel ihm etwas ein. »Kara, können wir uns von euch ein paar Klamotten leihen? Irgend so ein Mistkerl hat uns oben in Chihuahua unser ganzes Zeug geklaut.«
»Klar, wir werden schon was finden, kein Problem«, sagte Kara. Sie fing an, den Tisch
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