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Hueter der Erinnerung

Titel: Hueter der Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Lowry
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Wissenschaftler konnte nur Benjamin gemeint sein, der vor Kurzem wieder ein neues, wichtiges
     Gerät für das Krankenzentrum erfunden hatte.
    Vergeblich wartete Jonas auf etwas, das auf ihn gepasst hätte.
    Die Chefälteste würdigte dann den lobenswerten Einsatz ihres Komitees, das die Gruppe das ganze Jahr über aufmerksam beobachtet
     hatte. Das Komitee der Ältesten erhob sich und nahm den Applaus dankend entgegen. Jonas bemerkte, dass Asher verstohlen gähnte,
     wobei er sich natürlich die Hand vor den Mund hielt.
    Dann endlich rief die Chefälteste Nummer eins auf die Bühne und die Aufgabenzuteilung begann. Jede persönliche Ansprache war
     ziemlich lang. Jonas versuchte, sich zu konzentrieren, als Nummer eins mit einem zufriedenen Lächeln erfuhr, dass sie in Zukunft
     in der Fischzuchtanstalt tätig sein würde. Dem Mädchen wurde für seine Kindheit gedankt, während der es viele Praktikumsstunden
     in derFischzuchtanstalt verbracht hatte, was sein offensichtliches Interesse für diesen wichtigen Beitrag zur Ernährung der Gemeinschaft
     gezeigt hatte.
    Nummer eins – ihr Name war Madeline – schritt unter allgemeinem Applaus mit ihrem neuen Berufsschild an der Brust, das sie
     als Beschäftigte in der Fischzuchtanstalt auszeichnete, von der Bühne und nahm wieder Platz.
    Jonas war erleichtert, dass zumindest
diese
Aufgabe vergeben war, denn diese hatte er wahrlich nicht angestrebt. Nichtsdestotrotz lächelte er Madeline anerkennend zu.
    Als Nummer zwei, ein Mädchen namens Inger, ihre Aufgabe als Gebärerin erhielt, musste Jonas daran denken, dass seine Mutter
     gesagt hatte, dieser Beruf gälte nicht als sehr ehrenvoll. Aber er fand, dass das Komitee eine gute Wahl getroffen hatte.
     Inger war ein nettes, wenn auch etwas träges Mädchen mit einem kräftigen Körperbau. Bestimmt würde sie es genießen, nach der
     kurzen Ausbildungszeit drei Jahre lang im Gebärzentrum verhätschelt zu werden und jedes Jahr ein neues Kind zu gebären. Später
     würde sie Arbeiterin werden und einer Tätigkeit nachgehen, die ihrer Gesundheit zuträglich war, bei der ihr ihre körperliche
     Kraft zustattenkam und die ihr Selbstdisziplin abverlangen würde. Gebärerin war ein unentbehrlicher Beruf, obschon er als
     wenig ehrenvoll galt.
    Jonas fiel auf, dass Asher nervös war. Immer wieder wandte er den Kopf und versuchte, Jonas’ Blickzu erhaschen, bis der Gruppenleiter ihm schließlich einen tadelnden Blick zuwarf.
    Nummer drei, Isaac, wurde zum Lehrer der Sechser ernannt, worüber er sich offensichtlich freute und was er sich auch redlich
     verdient hatte.
    Jetzt waren bereits drei Aufgaben vergeben und keine davon hätte Jonas Spaß gemacht – abgesehen davon, dass er sowieso nicht
     zur Gebärerin getaugt hätte, wie er amüsiert feststellte. Er überlegte, welche Aufgaben noch ausstanden. Aber es waren so
     viele, dass er es schließlich aufgab. Und außerdem war jetzt ja Asher an der Reihe.
    Jonas fuhr aus seinen Überlegungen auf, als sein bester Freund auf die Bühne ging und nervös und unsicher vor der Chefältesten
     stand.
    »Alle in unserer Gemeinschaft kennen und mögen Asher«, begann die Chefälteste. Asher grinste verlegen und kratzte sich mit
     einem Fuß am anderen Knöchel. Die Zuschauer kicherten leise.
    »Als das Komitee begann, über Ashers Aufgabe nachzudenken«, fuhr sie fort, »gab es einige Möglichkeiten, die wir von vornherein
     verwarfen, da sie für Asher unter keinen Umständen infrage kamen. Zum Beispiel«, sagte sie lächelnd, »haben wir keine Sekunde
     lang in Betracht gezogen, ihn zum Lehrer der Dreier zu ernennen.«
    Das Publikum grölte vor Lachen. Auch Asher schloss sich dem etwas schüchtern an. Obwohl er sehr verlegen war, freute er sich
     doch über die allgemeineAufmerksamkeit, die ihm in dieser Stunde zuteilwurde. Die Lehrer der Dreier mussten sich in erster Linie darum bemühen, ihren
     Zöglingen ein gutes Sprachgefühl zu vermitteln.
    »Wir haben uns sogar überlegt«, fuhr die Chefälteste fort, die sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen konnte, »dem Lehrer,
     der Asher als Dreier unter seinen Fittichen hatte, nachträglich einen Verweis zu erteilen. In der Sitzung, in der es um Ashers
     berufliche Zukunft ging, wurden viele alte Geschichten und Anekdoten wieder aufgewärmt, die Asher sich damals geleistet hat.
     Besonders die«, sagte sie schmunzelnd und wandte sich direkt an Asher, »als du den Unterschied zwischen ›gib‹ und ›Hieb‹ lernen
     musstest.

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