Hüter der Flamme 02 - Das Schwert des Befreiers
verlor nicht an Geschwindigkeit, als sie durch den Torso des Sklavenhändlers schnitt.
Aber Rahff steckte in der Klemme. Karl rannte auf den Jungen zu. Er hoffte, noch rechtzeitig zu kommen, wußte aber, daß er es nicht schaffen würde.
Rahff stand zwischen Aeia und einem großen, langhaarigen Schwertkämpfer. Der linke Arm des Jungen hing nutzlos herunter; ein Blutstrom lief von der Schulter über den Ellenbogen.
Der Langhaarige schlug Rahffs Klinge beiseite und führte dann einen Schlag aus.
Rahff schrie auf. Sein Bauch platzte wie eine überreife Frucht.
Karl war nur wenige Yard entfernt. Er ließ sein Schwert fallen und sprang mit ausgestreckten Armen auf den Sklavenhändler zu.
Dieser hatte gerade sein Schwert zurückgezogen, um Rahff den Todesstoß zu versetzen, als Karl auf ihm landete. Ehe er sein Schwert gegen Karl richten konnte, hatte dieser schon seinen Kopf gepackt und drehte ihn, daß die Halswirbel wie Bleistifte knickten.
Mit den Fäusten hämmerte er auf das Gesicht des Sklavenhändlers. Er wußte nicht, ob der Mann bereits tot war; es war ihm auch egal.
»Karl.« Die Stimme des Zwergs war direkt neben ihm. Ahira packte Karls Hände. »Rahff lebt. Er braucht Hilfe.«
Karl drehte sich um. Der Junge lag mit dem Kopf in Aeias Schoß da. Seine Hände hielten den Bauch und versuchten, die Wunde zusammenzupressen.
»Tennetty!« brüllte Karl. »Suche mein Pferd - in den Satteltaschen ist Heiltrank.«
»Bin schon weg«, rief sie zurück und lief los.
Rahffs Arm war übel zugerichtet. Ein langer, tiefer Schnitt zog sich vom Ellenbogen zur Schulter. Seine linke Seite und der Grasboden unter ihm war blutgetränkt.
Rahff lächelte schwach und versuchte, den Kopf zu heben.
»Karl, du lebst«, sagte er mit schwacher Stimme. »Ich habe es ihnen gesagt, daß du lebst.«
»Scht! Bleib ganz ruhig liegen.« Karl riß einen Streifen von seinen Beinkleidern und band ihn dem Jungen um den Oberarm. Noch ein Knoten, und er hatte einen provisorischen Druckverband. Das würde ihn vor dem Verbluten aus der Armwunde schützen. Aber was war mit der Bauchverletzung?
Dort konnte er nichts tun. Bei direktem Druck würden die Eingeweide des Jungen weiter herausquellen. Es gab keine Möglichkeit die blutenden Gefäße abzuklemmen.
Nur ein paar Minuten. Das ist alles, was er braucht. Nur ein paar Minuten. Tennetty würde mit dem Heiltrank zurückkommen und dann ...
»Chak, Wohtansen muß irgendwo stecken. Er müßte wissen, wo die Eriksens ihre Heiltränke aufbewahren.«
Ohne ein Wort rannte Chak los.
Rahff hustete. Blutiger Schaum trat vor seine Lippen. »Aeia geht es gut, Karl. Ich habe auf sie aufgepaßt, wie du gesagt hast.«
»Sei still, Lehrling.« Karl zwang sich zu einem Lächeln. »Wenn du jetzt schön die Klappe hältst, werden wir dich schon wieder hinkriegen. Tennetty oder Chak werden jeden Augenblick mit dem Heiltrank zurücksein.«
»Ich hab es doch richtig gemacht, oder? Es geht ihr doch gut, oder?« Er schaute zu Karl auf, als wäre Aeia gar nicht anwesend.
»Es geht ihr prima, Rahff. Scht!«
Ahira legte Karl die Hand auf die Schulter. »Der Junge hatte einen viel zu guten Gegner. Der Sklavenhändler ging auf Aeia los, und Rahff hat nicht gewartet, bis ich meinen Kerl erledigt hatte.«
»Wie, zum Teufel, sind sie eigentlich an dir vorbeigekommen?« fuhr Karl ihn an. »Ich hatte doch Wohtansen gesagt, er sollte dir ausrichten, daß du dich am Weg verstecken sollst.«
Ahira zuckte mit den Achseln. »Einfach zu viele! Sechs griffen Chak, Tennetty und mich an, die anderen rannten weiter. Als wir unsere erledigt hatten und zum Dorf kamen ...« Er schüttelte den Kopf. »Sie haben sich wie Wahnsinnige aufgeführt, Karl. Die meisten haben nicht einmal versucht, Gefangene zu machen. Sie haben einfach losgehackt. Hauptsächlich auf die Mel, wie es aussah. Eine Menge sind entkommen, Karl. Nachdem sie den Hals voll hatten mit dem Abschlachten, sind sie abgehauen.«
Den Hals voll hatten mit dem Abschlachten. Sie werden noch merken, was wirkliches Abschlachten bedeutet. »Bleib ganz ruhig, Rahff. Nur noch eine oder zwei Minuten.«
Rahffs Hand schloß sich um Karls Finger. »Ich muß doch nicht sterben, oder?«
»Natürlich nicht!« Beeilt euch doch, Tenetty, Chak! Schnell. Er hat nicht mehr viel Zeit. »Ahira, such den Magier der Eriksens. Vielleicht weiß der ...«
Der Zwerg schüttelte den Kopf. »Ist nur noch ein Aschenhäufchen. Der Flammenzauber des Magiers der Sklavenhändler ist zu ihm
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