Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
vor dir oder irgendeinem anderen zu rechtfertigen. Hast du das kapiert?«
Sie brummte.
»Ich habe gefragt, ob du das kapiert hast?«
»Jawohl.«
»Ich kann dich nicht hören.«
»Jawohl, verdammt noch mal.«
»Dann ist's gut.« Er schloß die Augen. Irgend etwas war ihm noch entgangen.
Ach ja: Wenn sie sich als Sklavenhändler ausgeben wollten, durften die Leichen hier nicht so liegen bleiben.
Er winkte Erek zu sich. »Ich will Stick gesattelt haben. Ich werde zur Mesa hinaufreiten und auf Ellegon warten.«
»Befehle?«
»Zwei. Einen an Chak. Der lautete: Du und Slowotski suchen dreißig Männer aus, die Sklavenhändler spielen sollen. Ich will außerdem die Zunftzeichen wieder an den Wagen. Außerdem müssen sie gepackt werden, um morgen rollen zu können. Aber der Wagen des Zauberers bleibt zu, bis Henrad ihn überprüft hat. Ende. Befehl zwei: An Gwellin. Er lautet: Sofort bei Tennetty melden. Ende. Lauf!«
Erek nickte und lief los. Karl rief Daherrin zu sich. »Plan geändert: ich will, daß die Sklavenhändler im Wald begraben werden.«
»Begraben? Warum?«
»Zur Übung.«
Daherrin brummte, lachte dann aber laut heraus. »Ich werde aber doch eine Erklärung bekommen, oder?«
»Wenn du bis zum Abend noch lebst. Und vergrabt sie tief. Ich will nicht, daß die Wölfe sie rausscharren. Kapiert?«
»Jawohl, Karl Cullinane!« Der Zwerg ging weg und rief nach seinen Gefährten.
Karl wandte sich an Slowotski. »Walter, such die Leute sorgfältig aus. Keine Zwerge, wenig Elfen.«
»Selbstverständlich.«
»Besprich dich mit Tennetty und Chak. Jeder, der irgendwie aus der Reihe getanzt ist oder nicht topfit ist, wird nach Hause geschickt.«
»Was ist mit Donidge? Ich habe gehört, daß er sich verdammt gut gehalten hat.«
»So?«
»Aber seine Frau bekommt in wenigen Zehntagen ihr Baby. Da wäre es doch schön, wenn er in ihrer Nähe wäre.«
»Da hast du recht, laß ihn aus. Das gilt auch für jeden anderen, der zu Hause dringende Geschäfte hat.« Er senkte die Stimme. »Die Leute sollen mit den Gewehren der Sklavenhändler üben; aber Vorsicht mit dem Pulver, bis wir mehr darüber wissen. Die eigenen Gewehre sollen bei Gwellin abgeliefert werden.«
»Soll Gwellin den Rest nach Hause führen?«
»Ja.«
»Kann ich ein paar Pistolen behalten?«
»Nein. Bis Enkiar spielen wir Sklavenhändler. Ich will keine Pleiten.« Karl wandte sich an Tennetty. »Du überwachst das Verstauen des Sklavenhändlerpulvers. Nimm aus jedem Faß ein bißchen heraus und fülle es in eine Flasche. Aber Vorsicht - das Zeug ist vielleicht giftig. Dann versiegele die Fässer und laß die Hände von ihnen.«
»Klar.« Sie nickte. »Wer bringt das Pulver nach Hause?«
»Du. Wenn Ellegon den Korb mitgebracht hat, kannst du Jilla und Danni gleich mitnehmen. Sonst gehen sie mit Gwellin. Bereite sie auf beide Möglichkeiten vor. Ja, nimm auch drei von den Sklavenhändlergewehren mit. Die gibst du zusammen mit dem Pulver Riccetti und Andy-Andy. Sie sollen alles analysieren. Ellegon soll uns irgendwo kurz vor Enkiar treffen. Das bespreche ich mit ihm, wenn er da ist. Außerdem soll er Henrad herfliegen.«
»Und ich?«
»Wenn du willst, kannst du mitmachen. Aber dann mußt du dich mit dem Glasauge ausstaffieren.«
»Ich glaube, ich passe diesmal«, sagte Tennetty. »Ich will keinen Halsring tragen. Nie wieder!«
Das war schade; aber Karl wollte Tennetty nicht zwingen. »Alles klar. Wir müssen uns eben ohne dich behelfen.«
Erek kam mit Karls Pferd. Karl schwang sich in den Sattel. »Gibt's noch was?«
»Ja«, sagte Tennetty. »Ich habe immer noch die beiden Sklavenhändler da hinten.«
Verdammt! Die hatte Karl im Augenblick vergessen - und vergessen war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte. »In welcher Verfassung sind sie?«
»Nicht schlimm. Ein paar blaue Flecken und Abschürfungen. Allerdings habe ich ihnen die Kniesehnen durchgeschnitten.«
»Das ist klar.«
»Aber sie sind dem Tod nicht nahe. Soll ich das ändern? Oder willst du das selbst erledigen?«
»Der Wachposten bleibt leben. Ich hab's ihm versprochen.«
»Na, großartig! Karl Cullinanes Wort ist so gut wie Gold, was?«
»Allerdings.«
»Nein!«
Stick tänzelte nach hinten. Karl hatte Mühe, den Hengst zu beruhigen. »Ruhig, verdammt noch mal ... ja, Tennetty, mein Wort zählt.«
»Was willst du machen? Wenn wir uns als Sklavenhändler verkleiden, können wir ihn nicht herumlaufen und quatschen lassen. Soll ich ihn vielleicht laufen lassen?«
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