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Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers

Titel: Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Cullinane im Maul wieder hoch. Dann spuckte er den Jungen vorsichtig auf den Steg.
    Jason versuchte krampfhaft, sein Husten zu unterdrücken.
    Mit Ausnahme von Jane Michele Slowotski hatte Karl nicht allzu viel für Kinder übrig. Das angeblich so Besondere an ihnen war doch nur die Einbildung der Eltern. Aber Jason war wirklich etwas Besonderes. Nicht nur, weil er Andy-Andys wissende braunen Augen und die weiche olive Haut hatte, oder daß sein glattes, braunes Haar feiner war, als es sein sollte. Schon mit sechs Jahren hatte Jason Cullinane seine eigenen, verdrehten Vorstellungen von Recht und Unrecht, die er gegen alle höheren Mächte verteidigte.
    Er war vollkommen immun gegen jeden Versuch seines Vaters, ihm Vernunft beizubringen.
    Seinem Vater gegenüber konnte er stur wie ein Maulesel sein; aber von Altersgenossen ließ er sich leicht beeinflussen - und Ellegon gehorchte er aufs Wort, was Karl besonders wütend machte.
    *Du bist noch nicht alt genug, um beim Springen das Wasser aus der Nase rauszuhalten, wenn du dir die Nase nicht zuhältst. Bis ich dir etwas anderes sage, hast du dir die Nase zuzuhalten. Kapiert? Sonst hole ich dich nicht mehr heraus*, schimpfte der Drache.
    *Ich lüge durch alle meine Zähne*, sagte er gedanklich zu Karl.
    Weiß ich.
    Jason wischte sich die Nase und schnüffelte. Seine brauen Augen wurden groß.
    *Rede gefälligst mit dem Mund. Ich will, daß dein Vater dein Versprechen hört.*
    »Es tut mir leid, Ellegon«, sagte Jason. »Ich werde es nicht mehr tun.«
    Karl schwamm zum Steg und zog sich auf das warme Holz. »Hallo.«
    »Hallo, Daddy.« Jason kam zu ihm und streckte ihm seine kleine Hand entgegen.
    »Was soll denn das?«
    »Händeschütteln.«
    »Aber Jase ...«
    »Zum Küssen bin ich zu alt. Das machen nur Babies.«
    »Wer sagt das?«
    »Mikyn.«
    »Ach ja?«
    »Nein!«
    Karl zuckte mit den Schultern und nahm die Hand des Jungen. »Na schön, wenn du meinst, daß du zu alt bist, dann bist du's auch. Was gibt's Neues?«
    »Kann ich spielen gehen?«
    Karl hätte weinen können. Aber ihm hätte mit sechs auch ein Drache im See mehr Spaß gemacht als ein Gespräch mit dem Vater. »Na klar.«
    Sofort sprang Jason ins Wasser, hielt sich aber diesmal die Nase fest zu.
    Karl seufzte, drehte sich um und ging zum Schulhaus. Es war ein Haus, das nur aus einem Raum bestand. Das Klassenzimmer war ungefähr von der Größe wie die auf der Anderen Seite, seit die alten Sumerer Schulen erfunden hatten. Die Wände waren aus kräftigen Pinienstämmen gebaut, die Bänke und Tische stabil gezimmert, nur die Fenster waren aus rauchigem, kaum lichtdurchlässigem Glas. Die Glasherstellung im Heim stand noch nicht in Blüte. Karl trat durch die Tür. Auf der anderen Seite hockten Andy-Andy und Aeia vor einem Jungen, der vielleicht zwei Jahre älter als Jason war. Er saß auf Andy-Andys Stuhl und schüttelte heftig den Kopf.
    Immer wenn er Andy-Andy sah, ging ihm das Herz auf. Ihr Lächeln konnte einen Raum erhellen. Jetzt aber hatte sie die Stirn gerunzelt und hörte zu, wie Aeia mit dem Jungen sprach.
    Dann drehte sie den Kopf und warf ihr langes Haar nach hinten. Sogleich schenkte sie ihm ihr Lächeln.
    Lady, du raubst mir immer noch den Atem.
    *Soll ich das übermitteln?*
    Laß nur. Wenn sie es nicht weiß ...
    Er räusperte sich. Aeia, jetzt mit Oberteil, gebot ihm zu schweigen.
    Karl hob eine Augenbraue. Noch nie hatte Aeia ihm das Wort verboten! Er ging hinüber und legte den Arm um Andy-Andys Schulter. Sie schaute zu ihm auf und gab ihm ein Küßchen auf die Wange. »Ist das alles?« fragte er.
    *Altes Sprichwort: Wenn du keine Ahnung hast, wovon du redest, solltest du deinen Mund lieber zum Kauen benutzen.*
    »Mikyn?« Andy-Andy schüttelte den Kopf. »Bitte, zieh dein Hemd aus.« Sie wandte sich an Karl. »Er hält sich schon den ganzen Tag die Seite. Er hätte fast nicht aufstehen können.«
    »Vieleicht kann ich helfen.« Ellegon, bitte übermittle. Vielleicht ist er scheu, vor euch beiden sein Hemd auszuziehen. Mikyn hat ja offensichtlich merkwürdige Ansichten - er hat Jason gesagt, daß nur Babies ihrem Vater einen Kuß geben.
    *Sie sagt, Karl, daß es ernster ist.*
    Ellegon, kannst du ihn nicht anzapfen?
    *Sie hat mich auch schon darum gebeten; aber da ist ein Block - ein völliges Durcheinander von Gefühlen unter der Oberfläche. Das kann ich nicht lesen. Ich bin auch nicht vollkommen. Wenn du manchmal zu angespannt bist, kann ich nicht mal dich klar verstehen.*
    Okay. Versuchen

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