Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
behandelte ihn, als wäre er unsichtbar.
Karl machte die Tür hinter sich zu, legte den Schwertgurt ab und hängte ihn an eine Holzzapfen. Dann nahm er auch das Amulett vom Hals und legte es in die oberste Schublade der Kommode hinter der Tür. Dort war es sicher, und im Heim brauchte er das Amulett nicht zum Schutz seiner Person. Das ganze Tal war durch die Schutzvorrichtungen gesichert.
Dann zog er sich aus. Nur mit einer kurzen Hose bekleidet, ein Handtuch, ein Hemd, eine leichte Hose und Sandalen unter dem Arm verließ er das Alte Haus und ging zum See hinunter.
Ellegon hatte sich gleich bei der Anlegestelle des Schulhauses im Wasser niedergelassen. Nur sein riesiges Haupt und ein Teil des Rückens ragten aus dem kalten, klaren Wasser heraus. Ein Schwarm Kinder tobte auf ihm herum.
Vermittle mir Andy, bitte.
*Sie weiß, daß du da bist; aber sie hat zu tun. Laß sie in Ruhe und wasch dich lieber zuerst.*
Gute Idee. Karl ließ sein Kleiderbündel in den heißen Sand fallen und rannte ins Wasser.
Wie immer war es viel kälter als in seiner Erinnerung. Der See wurde durch die eiskalten Gebirgsbäche gespeist. Beim Hineingehen überlegte Karl zum tausendstenmal, ob es möglich war, daß auf Dieser Seite Eis bei minus vierzig Grad schmelzen konnte.
Er gab sich einen Ruck und stieß sich ab. Dann schwamm er auf den Steg und den Drachen zu.
Wenn Gott je einen perfekten Schwimmgefährten für Erwachsene oder Kinder hätte erschaffen wollen, wäre das Ellegon gewesen. Solange der Drache dabei war, brauchte man sich keine Sorgen zu machen. Ellegon schickte jedes übermüdete Kind - oder Erwachsenen - aus dem Wasser, und niemand wagte es, ihm zu widersprechen.
Beinahe niemand: Jason war ein Spezialfall.
Aber Ellegon war nicht nur die Wasserwacht.
*Wie wär's mit einem Sprung?*
Karl schwamm zum Drachen und stellte sich auf Ellegons rechtes Vorderbein. Er ragte halb aus dem Wasser. Ellegon schüttelte vorsichtig ein paar Kinder von seinem Kopf, damit Karl hinaufsteigen konnte. Er stand auf den schlüpfrigen Schuppen direkt hinter Ellegons Augenwülsten. Mit einem Ruck streckte der Drache den Hals und schickte Karl zehn Meter hoch in die Luft. Er machte einen Salto, breitete die Arme aus, sauste mit dem Kopf zuerst nach unten. Dann zog er die Beine an, machte noch einen Salto und tauchte mit den Füßen zuerst ins Wasser. Sanft landete er auf dem sandigen Boden des Sees und stieß sich wieder nach oben.
Als sein Kopf auftauchte, schlang sich ein schlanker Arm um seinen Hals. Eine Hand drückte von hinten auf seinen Kopf, und feste Brüste preßten sich gegen seine Rücken, während kräftige Schenkel ihn umklammerten.
»Hallo!« sagte Aeia und versuchte, ihn wieder ins Wasser zu drücken. »Du bist wieder da.«
»Sieht so aus«, sagte er. Sie wird dafür etwas zu alt, dachte er und war sich ihres jungen Körpers bewußter, als ihm angenehm war. Er holte tief Luft und tauchte weg.
*Willst du wissen, was wirklich in ihrem Kopf vor sich geht?*
Nein. Zapfe nicht meine Familie für mich an.
Diesmal wehrte er beim Auftauchen ihren nächsten Überfall ab. Er schob sie in Richtung Steg. »Zieh sofort dein Oberteil an!«
»Zum Schwimmen? Sei doch nicht so ein ...«
Er zwang sich zu einem strengen Gesicht. »Los! Sofort!«
Sie zog eine Schnute und schwamm geschmeidig wie ein Seehund an Land. Dann stapfte sie wütend zum Schulhaus, wobei sie noch an ihrem Höschen zupfte.
Was mache ich bloß mit ihr?
*Wenn ich mich nicht irre, ist so ein bißchen Sexualität zwischen Vater und Tochter normal, ganz gleich, ob die Tochter adoptiert ist oder nicht.*
Wo hast du denn den Scheiß her?
*Na, wie immer - Psychologiegrundkurs 101. Erinnerst du dich?*
Oh.
*Darf ich dir noch einen guten Rat geben?*
Ja?
*Es wäre besser für alle, wenn du das unterdrücken würdest. Adoptivtochter oder nicht - ein Mann sollte seine Frau nicht betrügen, vor allem, wenn sie ihn in eine Kröte verwandeln kann.*
Na ja, Andy-Andy konnte ihn nicht wirklich in eine Kröte verzaubern, aber der Drache hatte nicht unrecht.
Ist sie immer noch beschäftigt? Wo ist ]ason?
*Sie hat ihn nachsitzen lassen. Wenn du mich fragst .. .*
Tue ich nicht; aber das wird mir wohl nichts nützen.
*Stimmt. Ich finde, sie ist zu streng mit ihm, Karl. Er ist doch erst sechs und ...*
Ellegon wurde durch laute Schritte auf dem Steg und ein Klatschen unterbrochen.
*Nicht schon wieder!* Der Drache steckte den Kopf unter Wasser und kam mit dem zappelnden Jason
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