Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
nicht selbst in den Fuß schneide, was?«
»Stimmt.« Er klopfte Walter auf die Schulter. »Paß gut auf.«
»Klar. Gib meiner Frau einen Kuß von mir - und deiner auch.«
Karl half Chak in den Korb, in dem Tennetty und die beiden Frauen schon Platz genommen hatten. »Sind die Gurte auch fest, Daherrin?«
»Alles bestens«, antwortete der Zwerg und befestigte noch die Plane, so daß nur die Köpfe herausschauten. *Bist du fertig?*
Nach Hause, James!
*Ich heiße Ellegon!* Die Schwingen des Drachen erhoben sich. Er schwang sich in den Himmel.
TEIL 2
DAS HEIM
Kapitel vier
Karls freier Tag
Würde ein Mensch immer darauf bestehen,
ernst zu sein und sich nie etwas Spaß und Entspannung gönnen,
würde er wahnsinnig werden, ohne es selbst zu merken.
Herodot
*Beinahe zu Hause. Macht die Augen zu.*
Als sie durch die unsichtbaren Schutz vorrichtungen der Spinnensekte flogen, schimmerte die Luft um den Drachen hell. Sie reagierte auf Ellegons teilweise magischen Stoffwechsel.
Obwohl Karl die Augen fest geschlossen hatte, wurde er kurz geblendet. Diese momentane Unbehaglichkeit war aber sehr beruhigend. Der Kreis der Schutzvorrichtungen, der das Tal umgab, hielt nicht nur fremde Magier davon ab, einen Blick hinein zu riskieren, er machte es auch unmöglich, daß jemand irgend etwas Magisches mit hereinbringen konnte. Kurz nachdem Thellaren die Schutz vorrichtungen angebracht hatte, hatten dreimal Mordkommandos versucht, hineinzu schlüpfen. Obwohl sie als magische Gegenstände nur ihre Heiltränke hatten, wurden sie deswegen erwischt.
Das hatte sich herumgesprochen. Seit über drei Jahren war kein Eindringling mehr ins Tal gekommen.
Das Licht wurde schwächer. Karl machte die Augen auf. Ellegon ging in die Kurve.
Unter ihnen breitete sich das Tal aus - wie eine bunte Decke lagen die Mais- und Weizenfelder da. Straßen und Wege durchzogen das Tal wie ein Spinnennetz, die meisten schnitten sich in der Nahe der Ansiedlung im Süden oder vor dem Territorium der Ingenieure im Norden.
Ellegon verlor schnell an Höhe. Jetzt schwebte er über dem See und kreiste, ehe er auf die Gebäude zuflog, aus denen die erste Siedlung bestanden hatte. Da stand Karls und Andy-Andys erstes Blockhaus, die Getreidemühle und der Silo sowie die ehemalige Schmiede, die jetzt als Gästehaus für Neuan kömmlinge diente.
Ellegon flog sehr tief. Beinahe hätte er den hohen Palisadenzaun um die Siedlung gestreift. Dann setzte er mit einem Plumps auf.
Karl schnallte sich los und kletterte schnell herunter. Chak, Tennetty und die beiden Frauen glitten an der Seite des Drachen herunter. Den Sklavenhändler ließen sie noch im Korb. Seinetwegen mußte man sich nicht beeilen.
»Fester Boden unter den Füßen«, stöhnte Tennetty wohlig und lächelte Karl an. »Was Schöneres gibt es nicht für mich.«
Chak streckte sich. »Ich weiß, was du meinst.«
»Na, hört mal«, sagte Karl. »Keine Klagen, sonst lassen Ellegon und ich euch das nächste Mal zu Fuß gehen.«
»Karls freier Tag! Ich sehe dich nicht«, sagte Tennetty. Dann zeigte sie mit dem Daumen auf die Alte Schmiede. »Ich bringe Jilla und Danni rüber ins Gästehaus. Dann werde ich mich darum kümmern, daß der Gefangene ordentlich bewacht wird - darauf habt ihr mein Wort.«
»Ich will nur noch schnell ...«
»Karls freier Tag«, sagte Chak und nickte. »Hau ab.«
»Aber das Pulver, ich muß ...«
»Die Ingenieure«, sagte Chak. »Und Riccetti - ist schon so gut wie erledigt, Kemo sabe. Es ist Karls freier Tag! Jetzt verschwinde endlich!«
Chak und Tennetty gingen weg, als würde Karl gar nicht existieren.
*Du scheinst dich bei Leuten, die du magst, schlecht durchsetzen zu können*, spottete Ellegon.
»Ach ja? Ist mir noch nie aufgefallen.«
*Sarkasmus steht dir nicht. Aber die Schule ist gleich aus. Ich gehe schwimmen.*
»Aber ich muß doch ... ich geb's auf.« Karl warf die Arme hoch. »Ihr habt gewonnen. Ich ziehe mich um und komme dann auch zum See.« Er lief zum Alten Haus hinüber, wobei er absichtlich die drei Arbeiter aus der Mühle übersah, die ihn ebenfalls absichtlich nicht sahen.
Ziemlich früh hatte Andy-Andy für Karl ein paar Extra vergünstigungen durchgesetzt. Die wichtigste war Karls freier Tag.
Die Regel lautete: Was sich auch im Heim ereignet hatte, auch wenn fünf bis zehn Leute Karl unbedingt sprechen wollten, sobald er zurückkam, durfte ihn einen ganzen Tag nach seiner Rückkehr niemand belästigen.
Es war zu einem Ritual geworden. Man
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