Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
konnte.«
»Und was heißt das?«
»Daß man dazu schon einen Hochleistungsmagier braucht. Davon gibt es aber nicht viele, außerdem sind sie nicht billig. Ich vermute, daß dieses Pulver deine Sklavenhändler eine Menge Münzen gekostet hat.«
»Mag sein.«
»Geh noch einen Schritt weiter. Selbst in Pandathaway gibt es keine Handvoll, die so etwas können.«
»Aber wenn nur fünf das als Vollzeit beschäftigung betreiben ...«
»Geht nicht. Das kann ich dir aus eigener Erfahrung sagen.« Riccetti schüttelte den Kopf. »Magie ist wie Kokain, Karl. Ab und zu schadet es nicht viel; aber wenn du es übertreibst, bist du süchtig. Dann bist du nur noch an einem interessiert: Noch mehr Zaubersprüche in deinen Kopf zu pressen. Es treibt dich zum Wahnsinn.«
Das klang bekannt. So war Riccetti, als er Aristobulus war - damals, als die sieben auf Diese Seite überführt worden waren. Damals war Aristobulus einzig und allein an seinen Zauberbüchern und seiner Magie interessiert.
Karl mußte an die Wahnsinnigen denken, die sich an den Docks von Ehvenor herumtrieben. Wenn man zu lange mit einer Fee zu tun hat, wird man leicht wahnsinnig, hatte Avair Ganness gesagt. Vielleicht war es nicht nur die Fee - vielleicht war es die Magie selbst?
»Jetzt betrachte die Sache mal vom Standpunkt dessen aus«, fuhr Riccetti fort, »der die Zauberer aus Pandathaway dazu gebracht hat, dies Zeug zu machen. Es ist nicht leicht, solche Magier von ihren Studien loszueisen - oft werden sie es nicht tun. Das Pulver der Sklavenhändler wird eine Rarität bleiben, es sei denn, sie fangen an, es im Feenland zu produzieren.«
Karl nickte. »Das wäre das Ende.«
»Hundertprozentig. Wenn die Feen sich gegen uns zusammenrotten ...« Er zuckte mit den Achseln. »Aber genausogut kannst du dir Sorgen machen, daß Großmeister Lucius sich entscheidet, uns zu bekämpfen, oder daß jemand eine H-Bombe von der Anderen Seite rüberbringt.« Er zeigte auf die Tür. »Vergleiche doch mal ihre Produktion mit unserer Pulverherstellung. Haben wir Engpässe?«
»Nein.«
»Genau.«
Aber irgend etwas hatte Lou nicht bedacht. Dieser Gedanke ging Karl nicht aus dem Kopf.
Andy-Andy! »Aber Andy, sie ist Magierin. Sie könnte ...«
Riccetti warf die Arme hoch. »Na klar, Idiot! Willst du noch Bier oder lieber Whiskey?«
»Aber ...«
»Ruhig!« Riccetti schenkte ihnen beiden noch etwas Whiskey ein. »Trink aus! Und hab um Gottes willen ein bißchen Vertrauen zu deiner Frau!«
Karl nahm einen Schluck. »Du hast 'ne Menge Respekt vor ihr, stimmt's?«
»Allerdings, Mann! Da hast du wirklich Glück gehabt, Karl Cullinane.« Riccetti nickte. »Aber, falls du es bemerkst, verbringt sie die meiste Zeit mit dem Unterricht in der Schule, und das meiste, was sie an Zauberei betreibt, hat mit der Landwirtschaft zu tun: Ungeziefer vernichten, Glühstahl, ab und zu mal ein bißchen frei schweben lassen, wenn jemand einen Findling vom Acker haben will. Kinderkram! Sie hat fast keine Zeit, sich weiterzubilden.«
Er trank noch einen Schluck. »Zum Teufel, sie hat erst in diesem Jahr den Blitzzauber gelernt. Sie hatte nie Gelegenheit, sich so weit vorzuarbeiten wie damals Aristobulus. Dabei ist sie - meiner Meinung nach - tief im Innern viel stärker als er ... war.« Er schüttelte den Kopf. »Mach dir keine Sorgen! Damit bei ihr die Zauberei zur Sucht wird, müßte sie schon jahrelang nichts anderes tun - wie die Magier in Pandathaway.«
Oder Arta Myrdhyn. Er war ein so mächtiger Magier, daß er die Wälder von Elrood in eine Wüste verwandeln konnte, ein Schwert so verzaubern konnte, daß es seinen Träger gegen Magie schützte, und dann noch einen Wächterzauber für den richtigen Benutzer einbaute.
Nicht mein Sohn, du Bastard! Karl schüttelte sich, um wieder klar zu denken. Jetzt, da Riccetti heraus gefunden hatte, was das Pulver der Sklavenhändler war, durfte man keine Zeit mehr verschwenden.
Jetzt war die Frage, was in Enkiar passieren würde und in welcher Verbindung Ahrmin und die Zunft der Sklavenhändler mit dem Pulver standen.
Riccetti räusperte sich. »Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gern wieder an meine Arbeit gehen, ehe meine Lehrlinge zuviel Scheiß bauen.« Er stand auf. »Ach ja, beinahe hätte ich vergessen, daß ich ein Geschenk für dich habe.«
Er ging zu einem Tisch und holte ein einfaches Holzkästchen. Er brachte es stolz herüber.
Dann öffnete er es vorsichtig. Innen lagen sechs Eier aus Eisen, mit einer Naht um die Mitte.
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