Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
Leben erwecken? Aber Karl sprach es nicht aus. »Bist du mit dem Schießpulver der Sklavenhändler schon weiter? Ich weiß, daß Andy und Thellaren dir helfen sollten, aber ...«
»Rate mal!« Riccetti grinste. »Alles erledigt! Ich bin gestern nacht aufgeblieben und habe ein paar simple Experimente gemacht. Heute morgen ist mir klar geworden, wie sie es machen. Ich lasse Andrea meine Resultate noch überprüfen, aber ...«
»Was? Und wir sitzen hier rum und quatschen?«
»Ruhig, Karl. Tut mir leid. Es ist nur ...« Riccetti führte den Satz nicht zu Ende.
Karl nickte verstehend. Man wurde schon einsam, wenn man dauernd mit Leuten zu tun hatte, die weit unter einem standen, selbst wenn es Freunde waren. Riccetti hatte auch nur selten Zeit, Andy-Andy oder Ahira am Südende zu besuchen. Gestern abend war eine Ausnahme gewesen. »Entschuldige, Lou. Aber, was ist es? Eine Art Sprengstoff?«
»Nein.« Riccetti stellte seinen Krug ab und stand auf. »Ich werde es dir zeigen.«
Er ging zu einem Arbeitstisch und holte eine kleine Glasphiole und eine Steinschüssel. »Das ist das Pulver der Sklavenhändler«, sagte er und kippte ungefähr einen Viertelteelöffel in die Schüssel. Dann nahm er eine andere Phiole. »Und das ist destilliertes Wasser - so ungefähr die einzige reine Substanz, die ich herstellen kann. Und jetzt paß auf!« Er hielt die Schüssel mit der Rundung gegen die Wand und tropfte ganz behutsam einen Tropfen Wasser auf den Rand. »Es dauert einen Moment, bis er runterläuft ...«
Pen g !! Hitze schlug Karl ins Gesicht.
»Und das hat bloß das Wasser bewirkt. Was für eine teuflische Verbindung ist das?«
»Idiot, keine Verbindung, sondern eine Mischung.« Riccetti kippte etwas Pulver auf eine Marmorplatte und forderte Karl auf, näherzukommen. »Sieh dir das gut an - aber bloß nicht atmen. Es hat jetzt schon aus der Luft Feuchtigkeit aufgesaugt.«
Karl sah genau hin. In dem weißen Pulver waren winzige blaue Pünktchen zu sehen. »Kupfersulfat?«
»Jawohl. Erhitze es, und du bekommst Kupfervitriol - rein weiß. Wasser dazu - entzieht es auch der Luft -, und es wird blau.«
»Aber warte mal, Kupfersulfat ist doch nicht explosiv. Das verwendet man zum ...«
... Bläuen von Gewehren. Genau. Aber dabei ist es ein Stabilisator. Es ist da, um Wasser zu absorbieren und zu verhindern, daß das Material zu sehr der Umwelt ausgesetzt wird. Jetzt stell dir mal vor«, Riccetti formte mit den Händen eine Kugel, »du hast eine hohle Kugel, gefüllt mit Wasser. Kapiert?«
»Ja.«
»Okay, die erhitzt du über einem verdammt heißen Feuer. Was passiert?«
»Das Wasser fängt an zu kochen.«
»Genau. Da es aber nicht entweichen kann?«
Karl zuckte mit den Schultern. »Wenn es zu heiß wird, platzt die Kugel wie ein Druckkochtopf, bei dem das Ventil nicht funktioniert.«
»Stimmt. Aber was ist, wenn du mit einem Zauberspruch die Eisenkugel so zusammenhältst, daß sie nicht platzen kann?«
»Was?«
Riccetti wurde ganz aufgeregt. »Stell dir mal vor, daß die Kugel absolut unzerbrechlich ist - nicht platzt, sich nicht verbiegt, nichts. Wozu wird dann das Wasser?«
»Zu überhitztem Dampf.«
»Stimmt. Und jetzt stell dir vor, daß jemand irgendeinen Zauberspruch über den Inhalt verhängt, das diesen zwingt, so zu bleiben. Jetzt kühlst du die Kugel wieder ab, entfernst den Schutzzauber, damit du sie aufmachen kannst - was hast du dann innen drin?«
»Etwas, das extrem heiß ist, aber es nicht ist.« Karl runzelte die Stirn. »Das ergibt doch keinen Sinn. Wie würde das aussehen?«
»So!« Riccetti spitzte die Lippen. »Genau das haben sie gemacht, glaube ich. Irgendeinen Konservierungs zauber mit einem eingebauten Loch: Wenn das Zeug mit einer bestimmten Menge Wasser in Kontakt kommt, versagt der Zauber. Dann hast du supererhitzten Dampf - leicht mit Kupfervitriol versetzt - der sich ausdehnen will, und das schnell.«
»Und wenn die einzige Möglichkeit zum Ausdehnen durch einen Gewehrlauf führt ...«
»... preßt er mit Leichtigkeit eine Kugel vor sich her. Du hast es kapiert! Dazu brauchen sie bloß einfaches Wasser.«
Karl vergrub das Gesicht in den Händen. »Dann sind wir geliefert. Wenn die das können ...«
»Jetzt bleib auf dem Teppich, Karl! Du denkst es nicht durch. Diese Zaubersprüche sind nicht einfach. Sie sind verdammt viel komplizierter als alles, was deine Frau kann - und sie ist wirklich nicht schlecht. Sie sind noch viel, viel besser als das, was ich früher mal
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