Hüter der Flamme 03 - Die Krone des Siegers
nicht abhalten«, sagte Karl. »Wir können uns auch unterhalten, wenn du arbeitest. Ich möchte nichts ruinieren.«
»Ich gehorche.« Sofort holte Nehera den Stahl aus dem Feuer, prüfte ihn und bedeutete den Lehrlingen, kräftiger die Blasebälge zu treten. Sie behandelte er ganz leicht von oben herab. Obwohl sie Freie waren, hatte doch Nehera über sie zu bestimmen, weil sein Besitzer und Meister es so wollte. »Das dauert eine Zeitlang, Meister. Kann ich irgend etwas für Euch tun?«
»Drei Sachen.« Karl zog sein Schwert aus der Scheide. »Der Schneide würde eine Behandlung guttun. Meinst du, daß du das irgendwann heute machen kannst?«
»Sofort, Meister.«
»So eilig ist es nicht, Nehera. Ich muß mit dem Ingenieur reden, da brauche ich mein Schwert ja nicht.«
»Darf ich s prechen?« - »Natürlich.«
»Ich bitte vielmals um Verzeihung, Meister; aber Ihr solltet immer ein Schwert tragen.« Er humpelte schnell zur Wand und nahm ein Schwert in einer Scheide herunter. Dann zog er die Klinge ein paar Zoll heraus und hielt sie Karl hin. »Falls es Euch beliebt, könnt Ihr die Klinge testen.« Nehera streckte seinen bloßen Arm aus.
»Nein. Sie ist bestimmt hervorragend.«
»Aber Meister ...«
»Nein, Nehera«, sagte Karl und verfluchte sich sogleich, weil er die Stimme erhoben hatte; denn der Zwerg war schon wieder auf die Knie gefallen.
»Ich habe Euch erzürnt, Meister. Verzeiht mir.«
Karl seufzte. »Schon gut, Nehera. Steh auf.«
Der Zwerg war erstaunlich schnell wieder oben. »Ihr habt von drei Sachen gesprochen, Meister.«
Du machst mich noch wahnsinnig, Nehera! »Ja. Punkt zwei: Ich weiß, daß du lieber mit Stahl arbeitest; aber ich brauche ein goldenes Halsband - menschliche Halsweite. Du kannst ein paar Münzen aus Metreyll einschmelzen.«
Der Zwerg neigte den Kopf. »Jawohl, Meister. Ich werde es tun, ehe ich wieder schlafe.«
»Nein! Laß dir Zeit. Aber ich brauche es vor der Bürgerversammlung. Ach ja, Nehera - ich habe gehört, daß du zu hart arbeitest. Das muß aufhören. Wenn du müde bist, mußt du dich ausruhen.«
»Wie Ihr befehlt, Meister.«
Verdammt, jetzt reicht's mir. Ich gehe zu Lou.
Karl setzte die Flasche an und nahm einen kleinen Schluck. Dann spülte er den feurigen Schnaps mit Wasser nach. »Danke, Lou. Das habe ich gebraucht.«
Trotzdem beseitigte der Whiskey nicht den schlechten Geschmack in Karls Mund. Na und? Das Leben schmeckte meistens scheußlich.
Dann lehnte er sich auf dem Stuhl zurück und genoß die Kühle der Höhle.
Dieser Teil der unterirdischen Gänge war eigentlich keine richtige Höhle, sondern ein Stollen, den die Zwergenbewohner des Tales - die laut Sage von den Therranji-Elfen vertrieben worden waren - zurückgelassen hatten.
Höhlen waren meist feuchte und modrige Orte; aber Riccettis war anders, beinahe anheimelnd.
Lous Lehrlinge hatten den ganzen Fledermaus dreck weggekehrt. Dann hatten sie vier Holzwände gezogen und eine massive Eichentür eingesetzt, um Riccettis Wohnraum vom Rest des Stollens abzuschließen. Schließlich hatten sie noch durch den Fels Löcher nach außen gebohrt, damit Luft hereinkam und sein Eisenöfchen einen Abzug hatte.
Leuchtstahl hing an Seilen von der Decke, den Andy-Andy immer wieder mit einem Zauberspruch aufladen konnte.
Der Raum war typisch für Riccetti: An zwei der vier Wände standen hölzerne Arbeitstische mit Unmengen von Flaschen, Reagenzgläsern und Töpfen mit sonderbarem Inhalt, Stahlfedern, Tintenfässern und Notizblättern, die die Lehrlinge abschreiben mußten.
Aber Lou hatte auch eine gemütliche Ecke, wo sein Bett und zwei Armsessel standen, in denen er und Karl saßen.
»Versuch mal das Bier«, forderte Riccetti Karl auf. »Ich glaube, daß es mir noch nie so gut gelungen ist.«
Karl stellte die Whiskeyflasche hin und trank Bier aus einem Krug. Er zwang sich, das Gesicht nicht zu sehr zu verziehen. Ahira hatte recht: Riccettis Whiskey war meist hervorragend, aber sein Bier war einfach ein Verbrechen.
»Trink aus.« Riccetti lachte. »Du bist wirklich nachsichtig. So kenne ich dich gar nicht.«
»Heute bin ich nicht ich.« Es gab Dinge, an die sich ein Mensch einfach nicht gewöhnen konnte, nicht wenn er Mensch bleiben wollte.
Riccetti sah ihn an. »Eigentlich sollte ich dich zum Teufel schicken. Du sagst doch immer, daß man sich nicht unnütz aufregen, sondern etwas dagegen tun soll, wenn man etwas nicht ausstehen kann.«
Ach ja, Lou? Und wie soll ich ein ermordetes Kind wieder zum
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