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Hueter Der Macht

Hueter Der Macht

Titel: Hueter Der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Frauen, die sich von den Dienern der Hölle hatten verführen lassen.
    Die Neugeborenen waren öffentlich zur Schau gestellt und die Frauen geächtet worden.
    Doch sein Albtraum ließ sich nicht so leicht abschütteln. Er lauerte in Thomas’ Geist und ließ ihn jeden Schatten fürchten und beim Anblick eines plötzlich drohend vor ihm aufragenden Berggipfels zusammenzucken. Er spürte die Augen seiner Gefährten auf sich ruhen, und er wusste, dass sie glaubten, er fürchtete sich vor der gefährlichen Reise, die vor ihnen lag.
    Das stimmte auch, aber aus einem ganz anderen Grund, als sie annahmen. Die Gefahr, auf einem schmalen Pfad den Halt zu verlieren, bekümmerte ihn weniger als der Gedanke, auf dem Brennerpass könnte sich so viel Böses verbergen, dass er ihm nicht standhalten konnte.
    Hilf mir, heiliger Michael, hilf mir, o Heiliger, betete er immer wieder vor sich hin.
    Doch der Traum hatte Zweifel in ihm geweckt, und er befürchtete, der heilige Michael wäre womöglich nicht stark genug, um ihm zu helfen.
    Und wenn der große Erzengel sich vor dem Bösen fürchtete und nichts dagegen ausrichten konnte, was konnte er dann tun?
    »Thomas?«
    Etienne Marcel kam an seine Seite geritten.
    »Thomas, fürchtet Euch nicht…«
    »Ihr wisst nicht, wovor ich mich fürchte!«
    »Thomas.« Marcel beugte sich vor und legte Thomas beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Ich weiß es. Es sind nicht die Höhen und Tiefen und die trügerischen vereisten Wege, die Euch Sorgen bereiten, sondern das Unbekannte. Dies ist gottloses Gebiet, und Ihr und ich, wir wissen es beide. Seid stark, Thomas! Wir werden es schaffen.«
    Thomas blickte auf, überrascht von Marcels Hellsichtigkeit… aber auch darüber, wie sehr ihn seine Worte beruhigten.
    Thomas nickte und legte leicht seine Hand auf die Marcels. »Ich danke Euch. Ihr seid wahrhaft ein Mann Gottes.«
    Um Marcels Mund zuckte es merkwürdig, dann lächelte er und ließ die Hand sinken. »Ich wurde geschickt, um Euch Trost und Mut zu spenden, Thomas. Zweifelt nicht daran.«
    Thomas starrte ihn an. Gott selbst hatte ihn zu diesem Mann geführt. War Marcel ein Engel oder Heiliger in Menschengestalt, der ihm geschickt worden war, um seine Schritte zu lenken? Thomas hütete sich, dies weiter zu ergründen. Es war besser, im Vertrauen und Glauben stark zu sein.
    Er holte tief Luft und schlug die Kapuze zurück. »Sollen wir gemeinsam die Dämonen der Furcht in die Flucht schlagen, Marcel?«
    Marcel lachte, froh darüber, dass Thomas sich nun wieder etwas gefasst hatte. »Zusammen, mein Freund, werden wir die ganze Welt bezwingen.«
    Er trieb sein Pferd an, während Thomas ihm verwirrt nachblickte.
    Eine Stunde nach Tagesanbruch kamen sie zu einem kleinen Lager unterhalb des Passes. Es bestand aus mehreren Holzhütten und einem langgestreckten Gebäude, das offenbar eine Scheune war. Mehrere Ochsen warteten davor, die vor ungewöhnlich schmale Karren gespannt waren.
    Marcel bedeutete den anderen, abzusitzen. »Von hier an reisen wir zu Fuß weiter«, sagte er.
    Thomas ließ sich von seinem Wallach zu Boden gleiten, tätschelte ihm dankbar den Hals und wandte sich an Johann: »Wir werden nicht reiten?«
    Johann schüttelte den Kopf und warf die Zügel seines Pferdes einem Mann mit grober Kleidung und Stoppelbart zu, der zu ihnen getreten war. Er forderte Thomas auf, dasselbe zu tun.
    »Wir laufen«, sagte er. »Es ist zu gefährlich, zu reiten. Wartet es ab. Ihr müsst Euch selbst ein Bild davon machen. Die Führer werden den Reit- und Packpferden die Augen verbinden und sie hinüberführen.«
    Den Pferden mussten die Augen verbunden werden? Gütiger Himmel wie gefährlich war dieser Pass?
    Johann ging zu Marcel hinüber, der mit den drei Männern feilschte, die sie über den Pass führen sollten. Thomas blickte sich um. Der ältere Biermann hatte sich fest in seinen Mantel gehüllt und betrachtete angstvoll die steilen Felswände, die zu beiden Seiten des Passes aufragten; Marcoaldi stand neben ihm, die Hände zu Fäusten geballt.
    In diesem Moment hob Marcoaldi den Kopf und bemerkte Thomas. Er wäre beinahe vor ihm zurückgewichen, fasste sich jedoch schnell wieder und schlenderte langsam zu ihm hinüber.
    Sein Gesicht war leichenblass und Thomas streckte besorgt die Hand aus. »Meister Marcoaldi, uns wird sicher nichts geschehen. Ist es… ist es das erste Mal, dass Ihr über den Pass reist?«
    Marcoaldi schüttelte ruckartig den Kopf. »Ich habe ihn schon einmal überwunden. Vor

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