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Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1)

Titel: Hüter der verborgenen Bücher (Buch 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Richner
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dieser Richtung.
    „Können die nicht besser aufpassen?“, schimpfte Finn. „Ein Schieferstachler mitten in der Stadt!“
    Sie wagten sich wieder zurück.
    „Was meinst du, was sollen wir tun?“, fragte Emily. Nach der Wächterprüfung hatte sie gehofft, dieser furchteinflößenden Kreatur nie wieder zu begegnen.
    Finn zuckte die Schultern. „Gar nichts. Die werden ihn schon wieder einfangen. Bestimmt hat längst jemand Ilja und einige Wächter geholt.“
    Emily hielt es kaum aus. Am liebsten wäre sie dem Lärm nachgelaufen, um zu sehen, was passierte. Nur hier zu stehen, das allmählich leiser werdende Geschrei zu hören und nichts zu wissen, machte sie verrückt. Nervös schaute sie immer wieder die Straße hinauf und hinunter.
    „Ich glaube nicht, dass wir viel verpassen“, versuchte Finn sie aufzumuntern. „Der Schieferstachler spaziert ein bisschen durch die Stadt, um frische Luft zu schnappen, und dann fangen sie ihn wieder ein und bringen ihn ins Bestiarium zurück. Na und? Was wir bei der Prüfung erlebt haben, war hundert Mal interessanter.“
    Er schien sich wirklich nicht viel daraus zu machen, dass sie hier stehen bleiben mussten, und schließlich nickte Emily ergeben.
    Es dauerte noch eine Weile, bis sie erfuhren, was passiert war. Irgendwann kam zwar Madame Foucault zurück, aber sie sah so grimmig aus, dass Emily sich nicht traute, sie zu fragen. Glücklicherweise tauchten gegen Mittag Emma und Miki auf.
    „Endlich!“, rief Emily erleichtert.
    „Dass du dich so freust, uns zu sehen…“, sagte Emma grinsend.
    „Ja, weil uns niemand sonst was erzählt. Was war heute in Arcanastra los?“, fragte Emily.
    Emma zuckte die Schultern. „Der Schieferstachler ist aus dem Bestiarium ausgebrochen, wahrscheinlich hat jemand seine Käfigtür nicht richtig geschlossen. Ist nicht das erste Mal, dass so was passiert, sie haben ihn schnell wieder eingefangen.“
    „Und er hat niemanden verletzt“, fügte Miki hinzu.
    „Ach so“, sagte Emily. Das klang wirklich so, als hätten sie nicht allzu viel verpasst.
    „Ihr Armen“, meinte Emma mitleidig und pustete sich in die Hände. „In diesem Lausewetter hier stehen zu müssen.“
    Bei all der Aufregung hatte Emily die Kälte glattweg vergessen, aber jetzt fühlte sie wieder, wie eisig die Temperaturen an diesem Tag waren.
    „Und morgen das Ganze nochmals“, seufzte sie. Auch Finn verzog beim Gedanken daran das Gesicht.
    Glücklicherweise erbarmte sich Madame Foucault. Einige Minuten später öffnete sie die Tür und sagte:
    „Wenn ihr wollt, könnt ihr reinkommen. Ich habe Mittagessen gekocht.“
    Und mit einem Blick auf Emma und Miki fügte sie hinzu:
    „Nun ja, für euch würde es auch noch reichen.“
    So saßen sie in Madame Foucaults gemütlichem Wohnzimmer, wärmten sich auf und schlangen das köstliche Essen hinunter, das sie zubereitet hatte. Auch wenn sie etwas nervös waren und Madame Foucault nicht gerade dafür bekannt war, dass sie Herzlichkeit versprühte, genossen sie alle dieses Mittagessen.
    „Sie ist gar nicht so übel, oder?“, meinte Emma, als sie danach wieder draußen standen.
    „Stimmt“, sagte Emily zufrieden. Sogar Finn sah so aus, als hätte er der Obersten Bibliothekarin das verdorbene Wochenende verziehen.
    „Also dann, ich gehe zu Julie“, erklärte Emma. „Sie baut gerade an einer ziemlich komplizierten Mechanik und will, dass ich ihr dabei helfe. Wir schauen später nochmal vorbei.“
    „Ist gut“, seufzte Emily und stellte sich auf einen langen, kalten, ereignislosen Nachmittag vor Madame Foucaults Haus ein.
    Als Emily den Tag endlich überstanden hatte, war sie durchgefroren und todmüde.
    „Ich könnte auf der Stelle einschlafen“, murmelte sie. Zusammen mit Emma und Miki saß sie in ihrem Dachzimmer, während riesige Schneeflocken vor den Fenstern vorbeischwebten. Finn war nicht da. Er besuchte Ilja und versuchte, ihn zu einem Extra-Training zu überreden.
    „Deine komische Grille ist auch müde“, meinte Emma. Tatsächlich schien die kleine Mechanik vor sich hin zu dösen. Jetzt aber reckte sie sich, als hätte sie Emma verstanden. Mit dem Buch auf dem Rücken hüpfte sie zu Emily und stupste sie gegen das Bein.
    „Sie will kuscheln“, kicherte Emma.
    „Quatsch“, murmelte Emily. „Und überhaupt. Du solltest ihr dankbar dafür sein, dass sie uns das Buch gebracht hat.“
    „Das eigensinnige Buch“, fügte Miki hinzu.
    Es stimmte. Das Buch hatte die verborgenen Schriften noch niemals

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