Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)
und mir bei der aufkommenden Mondhitze gerade noch gefehlt. Nicht dass wir die einzigen Wächter der Abteilung waren, aber wir waren derzeit die einzigen, die Tageslicht vertrugen.
»Okay, sie haben nichts miteinander zu tun. Aber wissen wir inzwischen mehr darüber, wer hinter den Morden steckt?«
Jack verzog das Gesicht. »Nicht wirklich.«
Ich hob die Brauen und sagte neckend: »Sexuelle Frustration ist also nicht der einzige Grund, wieso du vorhin so schlechte Laune hattest?«
Er hatte den Anstand, beschämt zu wirken. Deshalb mochte ich ihn. Er verhielt sich mehr wie ein normaler Kerl als wie ein Vampir. Jedenfalls meistens. »Nun, ich bin sicher, dass es ein bisschen damit zu tun hatte. Außerdem ist es nicht gerade angenehm, wenn meine persönliche Assistentin herumnörgelt.«
»Jetzt weißt du meine ›Erledige schnell deine Arbeit, damit du schnell hier raus bist‹-Haltung zu schätzen, oder?«
»Ja. Obwohl ich sagen muss, dass sie besser zurechtgemacht ist.«
Ich grinste. »Sie steht auf dich, Chef. Ich habe keine Ahnung, wieso du dich zurückhältst, nachdem sie dich so anmacht.«
»Es ist nicht gut, Arbeit und Privates miteinander zu vermischen.«
»Dann wird sie weiterhin tun, was sie kann, damit du ihrer Stimme und ihrem Körper die nötige Aufmerksamkeit schenkst.«
»Meinst du, die Oberteile werden noch knapper?«, meldete sich Rhoan zu Wort. »Das ist cool.«
Ich griff einen Stift und warf damit nach ihm. »Du bist doch vom anderen Ufer?«
»Das hat mich noch nie davon abhalten können, einen gut gebauten Körper zu bewundern.«
Ich wandte mich wieder Jack zu. »Also, abgesehen davon, dass Sal dir die Hölle heiß gemacht hat, weil ich eine ungenehmigte Suchanfrage gestellt habe, was ist noch schiefgelaufen?«
»Alles.« Er stieß die Luft aus und pumpte den nächsten Kaffee aus der Kanne. »Es ist eine weitere Leiche aufgetaucht. Rhoan, ich will, dass du das überprüfst.«
Jack griff zwei Aktenmappen von der Kaffeemaschine und warf eine von ihnen Rhoan zu. »Man hat sie in der Nähe der Ford-Fabrik in Campbellfield entdeckt.«
Rhoan runzelte die Stirn. »In der Nähe? Die anderen Leichen hat man in verlassenen Fabriken gefunden, nicht in der Nähe von solchen, die noch in Betrieb sind.«
»Ich weiß, aber wir müssen das überprüfen.«
»Wieso schicken wir nicht die Cops hin?«
»Wenn es eine von unseren Leichen ist, will ich nicht, dass sie das Gelände versauen. Peri Knowles wartet oben und wird dich begleiten. Die Leiche ist anscheinend noch nicht lange tot, vielleicht spürt sie etwas, das uns einen Hinweis auf den Mörder gibt.«
Peri? Ich blickte zu meinem Bruder, der mit den Schultern zuckte. Offensichtlich war der Name auch für ihn neu. Während er aufstand, schlug sich Rhoan mit der Akte auf den Oberschenkel. »Ich melde mich, sobald ich dort bin.«
Er ging. Jack reichte mir die andere Aktenmappe.
»Ich will, dass du mit diesem Mann sprichst.«
Der Mann hieß Bob Dunleavy, und als ich die Akte oberflächlich durchblätterte, stellte ich fest, dass es sich um einen hübschen Kriminellen handelte, der zahlreiche Gefängnisaufenthalte hinter sich hatte, was seinen Diebestouren allerdings keinen Abbruch getan hatte. »Er wirkt nicht gerade wie das schärfste Messer in der Schublade«, bemerkte ich. »Wieso soll ich mit ihm sprechen?«
»Weil Dunleavy uns im Laufe der Jahre ein paar nützliche Informationen geliefert hat. Dafür hat er ein milderes Urteil erhalten. Gestern Abend hat er angerufen, gesagt, dass er dringend unsere Hilfe bräuchte, und dafür einige Informationen angeboten, die er bei einer Freundin aufgeschnappt hat. Sie hätten mit unserem Fall zu tun.«
»Wenn er schon gestern Abend angerufen hat, wieso handelt ihr dann erst jetzt?«
»Weil ich bis jetzt niemanden hatte, der sich darum kümmern konnte. Und wenn du nicht gleich deinen Hintern lüftest und dich in Bewegung setzt, werde ich etwas nachhelfen.«
»Du bist so charmant, wenn du sexuell frustriert bist«, erwiderte ich trocken und wedelte mit der Akte. »Um mich mit Dunleavy zu unterhalten, brauche ich ein Auto.«
»In das letzte hast du eine Beule gefahren.«
»Das war nicht meine Schuld.«
»Der Meinung ist der Besitzer des anderen Wagens aber nicht.«
Na klar. Der Idiot war nicht versichert und musste selbst für den Schaden an seinem Wagen aufkommen, es sei denn, er wälzte die Schuld auf mich ab. »Ich brauche mindestens eine Stunde, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach
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