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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keri Arthur
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Ausweis hervor, den ich ständig bei mir trug, und zeigte ihn ihr. »Ich bin hier, um mit Mr. Dunleavy zu sprechen. Es gibt also keinen Grund, die Polizei …«
    »Nicht jetzt«, unterbrach sie mich und wirkte plötzlich verärgert. »Vorhin. Als das ganze Spektakel in vollem Gange war.«
    »Wann? Von welchem Spektakel sprechen Sie?«
    »Es muss zwischen halb acht und acht gewesen sein, so um den Dreh. Und der Lärm …« Sie schniefte. »Es hat sich angehört, als würden sie mit Gegenständen werfen und das Haus verwüsten.«
    »Haben Sie Schreie gehört? Einen Streit? Irgendetwas in der Art?«
    »Nein. Diesmal waren sie still, bis auf das Herumwerfen natürlich.«
    »Wer sind sie?«
    »Er und sein dreckiges kleines Flittchen.«
    Ich hob meine Brauen und verkniff es mir, über die deutliche Missachtung in den Worten der alten Frau zu grinsen. »Seine Freundin?«
    Sie schniefte wieder und schaffte es, das Geräusch irgendwie herablassend klingen zu lassen. »Wenn Sie sie so nennen wollen.«
    »Wie sieht sie aus?« Nicht, dass ich das wirklich wissen wollte, aber ich hatte keine Ahnung, wie gut die alte Frau sehen konnte. Vielleicht hatte sie Gautier gesehen und es nicht bemerkt.
    »Dünn mit dicken Titten. Dunkle Haare, dunkle Haut.«
    Dann war es nicht Gautier. Wieder tobte der Wind um uns herum. Der Geruch ließ schnell nach. Wenn ich herausfinden wollte, was er da drinnen gewollt hatte, musste ich hineingehen. Dazu musste ich die alte Schachtel loswerden, und das war offensichtlich nicht einfach.
    »Miss Radcliffe, ich muss unbedingt mit Mr. Dunleavy sprechen …«
    »Das hat nicht viel Sinn, wissen Sie«, unterbrach sie mich. »Der Lärm hat vor Stunden aufgehört. Seitdem ist es totenstill da drin.«
    Tot war das richtige Wort. »Miss Radcliffe, bitte gehen Sie aus der Kälte und zurück in Ihr Haus. Ich komme später zu Ihnen, wenn ich hier fertig bin.«
    »Ja, das habe ich schon einmal gehört«, murmelte sie, drehte sich jedoch um und ging zu ihrem Stadthaus zurück. Ich hatte allerdings keinen Zweifel, dass sie durch die Vorhänge spähen und jede meiner Bewegungen beobachten würde, sobald sie wieder im Haus war.
    Ich wandte mich Dunleavys Zuhause zu und musterte die Fenster. Es sah nicht so aus, als wäre ein Fenster gewaltsam geöffnet worden, aber das war auch nicht nötig. Man musste nur die Pappe eindrücken, die zwei der Scheiben ersetzte. Doch das hatte niemand getan. Vielleicht wegen der alten Adleraugen im ersten Stadthaus.
    An der Garage fanden sich ebenfalls keine Hinweise, dass jemand gewaltsam in das Gebäude eingedrungen war. Wer Dunleavy, oder wer auch immer tot dort drinnen lag, umgebracht hatte, musste entweder durch ein Seitenfenster oder durch die Hintertür eingedrungen sein. Ich lief bis zum Ende der Veranda und spähte um die Ecke. Es waren keine Fenster zu sehen, weder kaputte noch andere. Nur eine nicht gemähte Rasenfläche und ein Zaun, der deutlich zu nah an dem Gebäude zu stehen schien. Ich verließ die Veranda und ging an der Mauer entlang. Auf einmal schien der Boden unter meinen Füßen zu vibrieren, und um mich herum kam ein Sturm auf. Mit rasendem Herzen blieb ich stehen und fragte mich, was zum Teufel hier vor sich ging. Dann sah ich die Ursache und schnaubte über meine eigene Dummheit. Es war lediglich ein verdammter Zug.
    Wieso war ich so nervös? Als Wächter war ich zwar noch unerfahren, aber mich konnte so bald nichts erschrecken. Und nun brachten mich eine alte Frau und ein Zug aus dem Tritt.
    Warum?
    Das Blut .
    Kaum hatte ich die Frage gestellt, fiel es mir ein. Ich war zwar ein Wolf, ich liebte die Jagd, und ich hatte getötet, um mein Rudel und mich zu schützen, aber der Geruch von frischem Blut war mir von jeher zuwider. Es war das Einzige, das Rhoan und ich nicht miteinander teilten. Er liebte nicht nur die Jagd, er hatte auch Spaß daran, etwas zu erlegen, es zu zerreißen und zu töten. Das war bei mir nie so, selbst wenn ich gelegentlich mitgemacht hatte.
    Ein blutig gebratenes Steak zu essen war absolut nicht das Gleiche, wie die Zähne in einen Leib zu schlagen. Selbst wenn es sich nur um ein Kaninchen handelte, denn etwas anderes durften wir Wölfe laut Gesetz heutzutage nicht jagen. Ein Steak wurde in Plastikfolie geliefert, man musste es nur auspacken und braten. Ein Steak kämpfte nicht noch um sein Leben, nachdem man bereits hineingebissen hatte.
    Dennoch saß tief in mir die Angst, dass ich eines Tages Gefallen daran finden könnte. Dass meine

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