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Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Hüterin der Nacht: Roman (German Edition)

Titel: Hüterin der Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keri Arthur
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»Ich habe den Fundort mit dem Telefon festgehalten.«
    »Darum geht es nicht.«
    »Nein, es geht darum, dass ich in dein Revier eindringe und dass dir das nicht gefällt.« Ich sah zu ihm hoch. »Gewöhn dich lieber daran, Kumpel. Ich werde dein Leben in den nächsten Monaten noch gehörig durcheinanderwirbeln.«
    Er versteifte sich etwas. Kein männlicher Wolf wurde gern herausgefordert, vor allem wenn sich die Herausforderung so zweideutig anhörte wie meine. »Ab dem Augenblick, in dem das Säuberungsteam an einem Tatort eintrifft, hat es dort die Verantwortung und nicht der bezahlte Killer.«
    Aus seiner Stimme sprach kalte Verachtung, und wieder stieg Wut in mir hoch. Leute, die Pauschalurteile fällten, anstatt den Einzelfall zu betrachten, gingen mir höllisch auf die Nerven. Es reichte mir schon, dass ich meine Kultur vor allem und jedem verteidigen musste. Dass ich nun obendrein meine Arbeit verteidigen musste, war wirklich überflüssig, vor allem, da ich diese Arbeit überhaupt nicht gewollt hatte. »Nun, dieser bezahlte Killer hat sich noch nie an die Regeln gehalten. Frag Jack.«
    »Oh, das werde ich.«
    Ich schüttelte missbilligend den Kopf und starrte hinunter auf den Ring. Auf der Innenseite befand sich eine Gravur in einer mir unbekannten Sprache. Es waren zahlreiche seltsame kleine Symbole.
    Ich machte ein Foto und stand auf. Cole presste die mobile Einheit an die Decke und wartete, bis sie sich festsaugte, dann drückte er den Aufnahmeknopf. Das Gerät erwachte zum Leben, und eine der Linsen, die von schwarzem Glas geschützt wurden, drehte eine Runde durch den Raum, kehrte wieder zu uns zurück und verweilte auf uns. Jetzt wurde jede Bewegung und jedes Wort festgehalten.
    »Was?«, sagte er und wandte mir endlich wieder seinen Blick zu.
    Ich hielt ihm den Ring hin. »Kennst du die Sprache?«
    Er nahm den Ring und musterte ihn aufmerksam. »Sieht aus wie altes Persisch, aber sicher bin ich nicht.«
    Ich hob eine Braue. »Persien als solches existiert nicht mehr.«
    »Nein, aber die alte persische Keilschrift gibt es noch, und die sieht genau so aus.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich beschäftige mich in meiner Freizeit mit alten Sprachen.«
    Das war ein Witz, oder? »Diese seltsamen kleinen Bilder sind Worte?«
    »Ja.«
    »Könntest du schnell eine Übersetzung davon anfertigen lassen und mir das Ergebnis schicken?«
    Er musterte mich ein paar Sekunden, dann ging er zur Tür und zog eine Plastiktüte aus seiner Ausrüstung hervor. »Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Ich schluckte meinen Ärger hinunter und deutete auf die Leiche. »Hast du irgendetwas dagegen, wenn ich sie untersuche?«
    Er blickte nach oben zu seiner mobilen Einheit. »Alle Gegenstände an der Nordseite aufzeichnen.«
    »Wird aufgezeichnet.«
    Ich sah überrascht auf. »Ich wusste nicht, dass die Geräte sprechen.«
    Er hob eine Braue, als wäre er entzückt, dass ein Wächter zugab, etwas nicht zu wissen.
    Mistkerl.
    So richtig ärgerte ich mich allerdings nicht. Das kurze Funkeln in seinen hellblauen Augen war einfach viel zu süß, als dass meine Hormone es ignorieren konnten, und wenn die sich für jemanden interessierten, war alles andere egal.
    »Die neueste Technik«, sagte er. »Ich habe gehört, dass man in den Laboren an wirklich mobilen Einheiten arbeitet.«
    »Na, das muss dich doch total anmachen.«
    »Genauso wie dich das Töten.«
    »Womit bewiesen wäre, dass einige Mitglieder des Säuberungsteams nicht sehr viel Fantasie besitzen.«
    Die mobile Einheit piepte. »Bereich aufgezeichnet.«
    »Sehen wir nach, Kemosabe.«
    Er sah mich an, als wäre ich nicht ganz richtig. Anscheinend war er kein großer Freund von Lone Ranger. Ich verkniff mir ein Lächeln, als er den Raum durchquerte und neben dem Sofa stehen blieb, unter dem die Frau lag. Nachdem er eine ganze Weile den Boden betrachtet hatte, blickte er über die Schulter zu mir. »Wir können es gefahrlos bewegen. Willst du an der anderen Seite anfassen?«
    »Für dich tu ich doch alles.«
    Er strafte mich mit einem Blick, der mit Sicherheit jeden zum Schweigen gebracht hätte, der nur halbwegs bei Verstand war. Aber natürlich war ich nicht jeder. Wieder unterdrückte ich ein Lächeln und ging vorsichtig zu ihm. So dicht bei der Frau war der Geruch von Exkrementen erdrückend. Ich rümpfte die Nase und fragte mich, wie zum Teufel Cole damit zurechtkam. Er hatte bei seiner Arbeit sicher mit noch viel schlimmeren Gerüchen zu tun. Das musste ein Albtraum

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