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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 05 - Blutschuld
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ein Markt für Nieren durchaus
vorhanden.
    Celluci bettete den Kopf auf das Lenkrad und schloß die
Augen. Na prima: Nun haben sie mich soweit, daß ich das fast auch schon glaube
...

Sechs
    „Halte die Ohren offen ..."
    Tony steckte die nächste Kassette in das Rückspulgerät und
ging dabei rabiater vor, als eigentlich notwendig gewesen wäre. Viel war ihm
bis jetzt noch nicht zu Ohren gekommen: Er hatte mit anhören können, wie jemand
mit einer äußerst weit hergeholten Geschichte zu begründen suchte, warum die
Kassette, die er zurückbrachte, nun völlig unbrauchbar war - aus dieser
Unterhaltung hätte sich leicht ein schlechter Fernsehfilm machen lassen -, und
ein pensionierter Vertreter für Büromaschinen hatte, wie jeden Montag,
langatmige Besprechungen sämtlicher Filme vorgetragen, die er sich am
Wochenende angesehen hatte. Nicht gerade, was man als Stadtgespräch hätte
bezeichnen können.
    „Vicki sagt, du kannst das am besten ..."
    „Na ja," brummte Tony und starrte aus dem Fenster. Er
war wahrlich nicht so dumm, sich nach dem Hunger und der Kälte und all der
Angst zurückzusehnen, aber manchmal fühlte er sich doch sehr abgeschnitten von
einer der wenigen Sachen, die er wirklich gut konnte.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite lehnten zwei
Teenager an der Mauer einer Bank und ließen sich von der Sonne bescheinen. Der
eine war ein magerer Schwarzer, der andere ein ebenso magerer Weißer; der
einzige sichtbare Unterschied zwischen ihnen war die Hautfarbe. Sie trugen
identische, verdreckte Armeehosen, abgetragene Docs und ärmellose schwarze
T-Shirts; das eine war verblichen und zeigte ein blaßrotes Friedenszeichen, das
andere war mit einem elfenbeinfarbenen Totenkopf geschmückt. In beider Nasen
glitzerten über den eifrig sich bewegenden Mündern Ringe aus Stahl.
    Tony zog verärgert die Brauen zusammen. Lippenlesen war
gar nicht so einfach, wie es im Fernsehen immer dargestellt wurde. Er begann,
den beiden Worte in den Mund zu legen, da er ihrer eigentlichen Unterhaltung
nicht folgen konnte. „Hast du von der Gang gehört, die Organe vertickt? Als
würde irgendwer einfach so hingehen und eben mal so eine Niere abwerfen,
Mann!"
    „Was zum Teufel murmeln Sie da vor sich hin, Foster?"
    Tony zuckte zusammen und wandte sich seinem Chef zu, der
unbemerkt aus dem vorderen Raum nach hinten gekommen war. Er verschluckte die
Antwort, die ihm auf der Zunge lag und die, als er noch auf

der Straße lebte, unweigerlich jeder auf diese Frage
erhalten hätte: „Das geht Sie gar nichts an, Mister." Statt dessen sagte
er leise: „Ach, nichts."
    Der ältere Mann schüttelte den Kopf und übergab Tony einen
Stapel mit Kassetten, die neu einsortiert werden sollten. „Ich sage es nicht
zum ersten Mal, Foster: Sie sind ein ganz Komischer. An die Arbeit."
    „Vicki sagt, du kannst das am besten ..."
    Es ging noch nicht einmal so sehr darum, daß er Vicki
enttäuschen würde; Tony schien es, als habe er einen Teil seiner Persönlichkeit
verloren.
    Er klemmte sich die Kassetten unter den Arm und
schlängelte sich um den Tresen herum. In genau diesem Moment streckte einer der
Teenager auf der anderen Straßenseite dem anderen die Hand hin, eine so ungewöhnliche
Geste, daß sie Tonys Neugier weckte und er einen Augenblick stehenblieb, um zu
sehen, was weiter geschehen würde. Die beiden schüttelten einander sehr
formell und ein wenig steif die Hand und gingen dann auseinander. Als der eine
sich umwandte und mit dem Gesicht zum Laden stand, lächelte der Totenkopf auf
seinem T-Shirt.
    Tony rieb sich mit der freien Hand die Augen und sah noch
einmal hin. Ein altes, verwaschenes T-Shirt, sonst nichts.
    Natürlich hat der Schädel gegrinst. Die grinsen immer.
Tony, du hängst zuviel mit Vampiren rum! Aber dennoch rann ein dünner
Schweißbach eiskalt zwischen Tonys Schulterblättern hinab, und die Hand, mit
der er die Videokassetten in die Regale sortierte, zitterte.
    „Hast du mein Geld?"
    Das Lächeln des Fahrers war so harmlos, daß es fast
stupide wirkte. „Es ist in dem Beutel da."
    Der Beutel war in einem Billigverfahren mit dem Logo der
Vancouver Grizzlys bedruckt worden - seinesgleichen kursierten millionenfach in
der Stadt. Ein kurzer Kampf mit dem Reißverschluß, der beharrlich klemmte, dann
öffnete sich der Beutel, und verschiedene Stapel gebrauchter Geldscheine -
Zehner und Zwanziger - kamen zum Vorschein.
    „In Ordnung!" Wie leicht der Beutel war, der doch so
viele Träume beherbergte. „He,

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