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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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sagen.
    „Nein, es ist alles in Ordnung. Tony ist hier." Er hörte, wie im Hintergrund Tony auf dem Sofa hin- und herrutschte.
    „Was hat Tony?"
    Eine naheliegende
Schlußfolgerung, er hätte sich denken können, daß sie darauf kam. „Er hat ein
Problem. Aber ich werde mich heute nacht für
ihn darum kümmern."
    „Was für ein Problem?"
    „Einen Moment
mal." Henry legte die Hand über die Sprechmu schel, drehte sich halb um und hob fragend eine Augenbraue.
    Tony schüttelte mit Nachdruck den Kopf, und seine Finger gruben sich tief in ein Sofakissen. „Sag ihr bitte nichts. Du weißt, wie
Victory sein kann, sie vergißt, daß sie nur ein
Mensch ist und geht hin und fordert den Typ heraus, und dann erfahren wir als
nächstes, daß es mal eine Victory gegeben hat."
    Henry nickte. Ich bin nicht nur ein Mensch. Ich bin die Nacht, ich bin Vampir, ich will, daß Vicki bei mir ist.
    „Vicki? Er will nicht, daß ich es dir sage. Er hat Probleme mit einem Mann."
    „Oh." Er wagte nicht, in die anschließende Pause irgend etwas
hineinzuinterpretieren. „Na, ich jedenfalls will mich heute abend mit Mike treffen, ihn über alles informieren, was wir erfahren ha ben. Ihn warnen." Wieder dieses Zögern. „Wenn du mich also nicht brauchst...?"
    Was spürte sie? Die Halbwahrheit? Seine Angst? „Wirst du im Morgengrauen
hier sein?" Ganz gleich, was heute nacht geschehen mochte: Wenn er noch ein weiteres Morgengrauen erleben durfte, dann
wollte er sie dabei an seiner Seite haben.
    „Werde ich." Es klang wie ein Schwur.
    „Dann richte dem Detective Grüße von mir aus."
    Vicki schnaubte. „Wohl kaum." Ihre Stimme wurde weicher. „Hen ry? Paß auf
dich auf." Dann hatte sie auch schon aufgelegt.
    Teilweise
verlor der Schrecken seine Wirkung. Es war schon er staunlich, wie sehr „paß auf dich auf" einem „ich liebe dich"
gleichen konnte. Er bewahrte ihre
Worte, ihren Tonfall, wie einen Talisman im Herzen, besprach mit Tony noch einmal genau, wo sich alles ereignet hatte, zog sich den Mantel über und ging hinaus in
die Nacht. Ein wenig nur, indes auf zweifelhafte Weise, tröstete ihn die
Tatsache, daß er nun ganz sicher davon ausgehen durfte, nicht im Begriff zu
stehen, den Verstand zu verlieren.
      Viele der Zaubersprüche, die er in langen Jahren erlernt hatte, würde man dieser neuen Zeit, diesem neuen Ort anpassen müssen. Leider hatte
er sich in einer Zeit wiedergefunden, der wenig heilig war, und es würde nicht einfach sein, einige der wichtigeren Elemen te zu ersetzen. Vormals war der Vogel Ibis so sehr
verehrt worden, daß „heilig"
ein Bestandteil seines Namens war, wodurch der Schnabel, das Blut und die
Knochen des Tiers zu Gegenständen von mächtiger Zauberkraft wurden. Er
bezweifelte, daß sich mit der kanadischen Graugans
ähnliche Resultate erzielen ließen.
    Plötzlich richtete er sich kerzengerade im Stuhl auf und drehte das Gesicht
zum Fenster. Es war da draußen, und es war ganz in der Nähe! Rasch sprang er auf und zog Straßenkleidung an. Sein Ka würde
nicht noch einmal auf die Suche gehen müssen; die einfache Tatsache, daß er sich des jungen Mannes bewußt
war, mußte reichen, ihn zu finden.
    Noch wußte er nicht, wie und wo sich das wunderbare Licht tags über versteckt gehalten hatte; er zweifelte aber nicht daran, daß er es bald
erfahren würde. So oder so.
      Henry hatte die Spur bis zum südlichen Ende von Bloor Street und Queen's Park Road verfolgt. Dort hatte sie sich gegabelt: ein Teil führte nach Norden, der andere nach Süden. Henry stand langsam
    auf, fegte
sich den Straßenstaub vom Knie, mit dem er auf dem As phalt gekniet hatte und dachte nach, was er nun tun sollte. Er wußte,
was er am liebsten getan hätte: Am liebsten wäre er zurück zu Tony gegangen, hätte ihm erzählt, es sei ihm nicht
gelungen, die Kreatur zu finden und
hätte sich dann mit der Angst des jungen Mannes auseinandergesetzt statt mit der seinen.
    Aber so ging
es nicht. Er trug Verantwortung für Tony. Die Ehre hatte ihn hinaus auf die Straße getrieben, und dieselbe Ehre würde nicht
zulassen, daß er sich jetzt zurückzog.
    Die Nacht war, wie der Tag gewesen war: klar und kalt, ein Wetter, bei dem die Witterung am Boden haftenblieb und die Jagdgesell schaft sich hinter der Meute sammelte.
    Sein bester Freund, der Bruder seines Herzens, Henry Howard, Earl of Surrey, ritt neben ihm, ihre Wallache stürmten Seite an Seite über die gefrorene Scholle. Die Jagdhunde vor ihnen jaulten, und nur noch knapp vor

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