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Huff, Tanya

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Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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Autopsiebericht zurückkommt und
wir ganz sicher sein können, daß ein
Herzinfarkt den armen Hausmeister umgebracht hat."
    „Natürlich war das ein Herzinfarkt!" Rax rieb sich die Augen. Seine Nacht war eine Falle aus furchterregend realistischen Träumen gewesen, in
denen man ihn lebendig begraben hatte, weshalb er den Anruf in den frühen Morgenstunden als erleichternd und befreiend
empfunden hatte. „Der Polizeibeamte, mit dem ich sprach, meinte, das habe man auf den ersten Blick feststellen
können. Er sagte, wahrscheinlich hätte die Mumie den Armen zu Tode
erschreckt." Er schnaubte verächtlich
und brachte so seine geringe Meinung über jemanden, der sich von einem Stück Geschichte so schrecken ließ, zum Ausdruck.
    Dr. Shane
runzelte die Stirn. „Mumie ...?"
    „Mein Gott, Rachel, Sie können das kleine Souvenir des Barons doch
unmöglich vergessen haben!"
    „Natürlich
nicht." Dabei hatte sie es einen Moment lang wirklich vergessen.
    Erneut rieb Dr. Rax sich die Augen, die schmerzten, als hätten sich kleine Sandkörner unter den Lidern festgesetzt. „Merkwürdi gerweise kannte ich Ellis. Ich habe ein paarmal mit ihm geredet, wenn ich abends länger hier war. Ein kluger Kopf, wenn man die Umstände
in Betracht zieht, aber meiner Meinung nach nicht gerade mit Phantasie
gesegnet. Ich hätte gedacht, daß er alles, was ihm hier im Werkraum begegnet,
kaltblütig als gegeben hinnimmt." Es überraschte ihn
selbst, daß er jetzt kichern mußte. „Im Gegensatz zu Ms. Taggart."
    Ms. Taggart, die nach wie vor ohne Probleme die Büros der Abtei lung säuberte, weigerte sich seit dem Vorfall mit dem mumifizierten Kopf im letzten Sommer strikt, ohne Begleitung einen Fuß in die Werkstatt
zu setzen. Niemand hatte sich dazu bekannt, dem Arte fakt die Mütze aufgesetzt zu haben, aber Rax hatte auch nie wirklich Nachforschungen
angestellt und war selbst den ganzen Sommer laut und öffentlich über die miserablen Leistungen der Mannschaft herge zogen.
In der Abteilung machte man sich daher so seine Gedanken.
      „Der Vorfall jetzt bestärkt sie
noch, wie Sie genau wissen." Dr. Sha- ne seufzte.
„Sie läßt sich wahrscheinlich zu den Geologen versetzen oder sonstwo hin, wo es
keine Knochen gibt, und somit verlieren wir die beste Putzfrau,
die wir je hatten. Nie wieder werde ich Papiere auf dem
Schreibtisch liegenlassen können!" Zwar nahm Ms. Taggart beim Putzen der Werkstatt stets Begleitung in Anspruch, aber das war ein geringer Preis, den alle gern zahlten, denn sie war die einzige Putzfrau im
ganzen Gebäude, die wirklich nie die Papiere auf den Schreibtischen durcheinanderbrachte. „Wo wir gerade von Papieren sprechen ..." Dr. Shane wies auf den
überquellenden Schreibtisch ihres Chefs. „Warum nutzen Sie nicht die
Gelegenheit und bringen die Ihren in
Ordnung?"
    „Sobald wir
wieder an die Arbeit können ..."
    „Sage ich
Ihnen Bescheid." Dr. Shane zog die Tür hinter sich zu und ging langsam in ihr eigenes Büro hinüber,
wobei sie die Au- genbrauen besorgt zusammenzog. Ihre Erinnerungen an die
Mumie gingen wüst durcheinander, als seien sie durch einen Küchenmixer gedreht worden, und sie mochte einfach nicht
glauben, daß sie die Existenz des Fundes wirklich einen Moment lang völlig
vergessen hatte. Offenbar hat mich der Tod des jungen Mannes weit stärker
mitgenommen, als ich dachte.
      Das Ka, das er in der Nacht genommen hatte, erzählte ihm von wunderbaren Dingen, größer und schöner als die, die Ägypten auf dem Höhepunkt
seines Glanzes gekannt hatte. Nicht Bauwerke zum Ruhme von Königen ließen die großen Pyramiden im Vergleich zu sammenschrumpfen,
nein: glitzernde Ameisenhaufen aus Stahl und Glas,
die man für fettärschige Yuppies gebaut hatte! Triumphwagen waren durch vierzylindrige Scheißkisten ersetzt
worden, mit nicht mehr Startvermögen
als eine lahme Ente. Ein paar Einrichtungen waren ihm noch unverständlich, aber zumindest die Bürokratie und das
Bier schienen überlebt zu haben. Er befand sich einen halben Erdball von Vater Nil entfernt in einem Land, in
dem man mit Stöck en auf gefrorenem Wasser
kämpfte. Die Königin dieses Landes thronte
in weiter Ferne und war keine Wiedergeburt Osiris', auch
    wenn der, der
an ihrer Stelle in diesem Land herrschte, sich für eine Art Gott mit Doppelkinn aus Zinnblech zu halten schien.
    Was das
Wichtigste war: Die Götter, die er gekannt hatte und die ihn gekannt hatten, schienen nicht länger zu
existieren. Er brauchte sich nicht
mehr vor dem

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