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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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angefühlt, aber in der Lebendigkeit der Nacht war sie nie so ... so unlebendig gewesen. „Na
gut, letzteres streichen wir." Müde wie sie war, konnte sie sich dennoch nicht vorstellen, neben diesem Leib, den
der Tag geschaffen hatte und aus dem Henry entwichen zu sein schien, zu
schlafen. Sie hob die Hose auf, die er auf
den Boden hatte fallen lassen und durch suchte die Hosentaschen nach seinem Schlüsselbund.
    „Ich gehe heim", verkündete sie laut, denn sie mußte ihre eigene Stimme hören,
um etwas gegen die Stille zu setzen, die im Zimmer herrschte. „Ich schlafe mich aus und bin vor dem Dunkelwerden
    wieder hier. Mach dir keine Sorgen, ich schließe ab. Du bist hier sicher."
    Die Nachttischlampe ließ sich mit einem Schalter an der Tür ausschalten. Vicki warf noch einen Blick zurück ins Zimmer und löschte dann die kleine Lichtinsel, so daß der Raum in kompletter und
vollständiger Dunkelheit lag.
    Sie hatte bereits die Hand an der Klinke und war sogar schon dabei, sie herunterzudrücken, als ein plötzlicher Gedanke sie inne halten ließ. „Wie zum Teufel soll ich hier rauskommen?" Ihre Finger fuhren an der Gummiumrandung entlang, die den Türrahmen
umgab und jeden Lichteinfall verhinderte. Konnte sie
denn gehen, ohne Henry zu gefährden? Na prima. Sie schlug ihren Kopf sacht an die
Tür, und das Echo des Schlags markierte ihre Gedanken. Da bleibe ich hier, um einen Selbstmord zu verhindern, und
dann begehe ich statt dessen einen Mord.
    Gehen oder
bleiben?
    Durch die offene Bürotür fiel Licht in den Flur und wenn sie dann diese Tür
hier öffnete ... wie direkt mußte das Sonnenlicht sein, um Henry zu schaden?
Wie weit durfte es streuen?
    Das hätten wir besprechen müssen, Henry! Sie konnte nicht ver stehen, daß
weder sie noch Henry sich über irgend etwas, was über den Sonnenaufgang hinausging, Gedanken gemacht hatten. Aber natürlich
waren sie beide mit anderen Dingen beschäftigt gewesen.
    Sie konnte das Risiko nicht eingehen. Die Tür der Wohnung war fest verschlossen, der Sicherheitsriegel lag vor. Henry war in seinem Heim so
sicher wie immer. Nur daß er eben diesmal Besuch hatte.
    Mit geschlossenen Augen - irgendwie war es einfacher, freiwillig blind zu sein
- stolperte sie zum Bett zurück und legte sich auf die Decke, wobei sie soviel Abstand zu Henrys leblosem Körper hielt wie irgend möglich.
    All ihre Sinne sagten ihr, sie sei allein. Nur wußte sie eben, daß dies nicht stimmte.
Das ganze Zimmer war zum Sarg geworden. Sie spürte,
wie die Dunkelheit auf ihr lastete, wie diese zu einem Kasten wurde, einem zwei Meter langen, ein Meter breiten,
einen halben Meter hohen Kasten. Sie versuchte, nicht an Edgar Allan Poe und ein
Begrabenwerden bei lebendigem Leibe zu denken.
      „Wie ist er gestorben?"
    „Sein Herz
blieb stehen." Der stellvertretende Leichenbeschauer streifte seine Handschuhe ab. „Woran wir letztlich
alle sterben. Wenn Sie wissen wollen, wieso er starb - fragen Sie mich das,
wenn ich ihn ein paar Stunden bei mir
auf dem Tisch hatte."
    „Herzlichen
Dank, Dr. Singh."
    Der Arzt lächelte, Cellucis Sarkasmus machte ihm nichts aus. „Stets zu Diensten - dafür bin ich schließlich da. Behalten Sie ihn nicht mehr allzulange!" Auf dem Weg zur Tür hielt er inne und warf über die Schulter zurück: „So aus dem Ärmel geschüttelt,
nach der Stellung zu urteilen, in der er daliegt, würde ich sagen, er war tot, ehe er zu Boden ging."
    Celluci
winkte kurz, damit der andere wußte, daß er ihn verstan den hatte, dann kniete er sich neben den Körper und runzelte die Stirn.
    Dave Graham, sein Partner, lehnte sich über Mikes Schulter und gab einen leisen Pfiff von sich. „Da hat jemand ganz schön zuge packt."
    Mike grinste zustimmend. Das linke Handgelenk des Toten zierten grüne und violette Flecke, an denen man ganz klar vier Finger und einen Daumen erkennen konnte. Der linke Arm lag weit vom Körper weggestreckt.
    „Man hat ihn
so hingeworfen, als er starb", sagte Dave ruhig.
    „Das würde ich auch so sehen. Sieh dir sein Gesicht an."
    „Völlig ausdruckslos."
    „Bravo, gleich beim ersten Mal richtig geraten. Weder Furcht noch Schmerz, keine Überraschung, kein gar nichts. Kein Hinweis, gar keiner, auf das, was in den letzten Minuten seines Lebens
geschah!"
    „Drogen im Spiel?"
    „Vielleicht. Nettes Jackett." Celluci stand auf. „Ich frage mich, warum man das
nicht auch mitgenommen hat, so wie die Schuhe."
    Dave trat zurück, um seinem Partner nicht im Wege zu

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