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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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sein möge.
    Im schwachen
Licht der Lampe sah Vicki, wie sich Henrys blaß schimmernde Haut hin und her bewegte, und ihr kam es plötzlich ungeheuer sinnlos vor, Wache zu stehen. „Henry?
Was zum Teufel tue ich hier
eigentlich?" Sie trat vor, bis sie sein Gesicht in der Finsternis klar
ausmachen konnte, legte ihre Hand sanft auf seine nackte Brust und zwang ihn, still zu stehen. „Ich würde es ja
doch nicht schaffen, dich aufzuhalten
..." Sie runzelte die Stirn, denn die Worte kamen ihr unangemessen vor. „Ich schaffe es ja noch
nicht einmal, dich zu bremsen."
    „Das weiß ich." Er legte die Finger über die ihren und erfreute
sich wie immer an der Wärme, die von ihr ausging,
daran, das Blut zu spüren, das dicht unter ihrer Haut pulsierte.
    „Na wunderbar!" Vicki verdrehte die Augen. „Was soll ich also deiner Meinung nach machen, wenn du versuchst, dich der Sonne in den Rachen
zu stürzen?"
    „Einfach hier sein."
    „Um dir beim Sterben zuzusehen?"
    „Niemand stirbt gern allein, noch nicht einmal ein Vampir."
    Das hätte witzig klingen können, tat es aber nicht. Hatte sie denn nicht schon vor Stunden begriffen, daß sie ihm mehr nicht bieten konnte? Anscheinend hatte sie da aber noch nicht wirklich verstanden,
daß es wirklich so weit würde kommen können.
    Vicki atmete tief durch und wünschte sich, das Licht wäre so hell, daß
sie Henrys Gesichtsausdruck lesen konnte. Sie brachte es fertig, ihre Hand nicht aus der seinen zu lösen. Bleib. Unter dem Strich war das auch
nicht mehr, als Mike Celluci je von ihr verlangt hatte. Nur waren die Umstände
sehr verschieden. .Verdammt, Henry!" Es kostete
sie große Mühe, aber sie hielt ihre Stimme ruhig und bestän dig. „Du wirst verdammt noch mal nicht endgültig
sterben, ist das klar? Zieh dir jetzt einfach mal den Pyjama an - oder
deinen Frack oder was immer ihr Untoten so
zum Schlafen anzieht -, und dann marsch
ins Bett!"
    Er gab sie frei und breitete beide Arme aus - eine Geste, die keiner Erklärung
bedurfte.
    „Gut denn!" Sie wies auf das Bett und starrte ihn wütend an, während er
tat, wie sie ihm befohlen hatte. Dann hockte sie sich auf die äußerste Kante der Matratze, während ihr die
Brille schief auf der Nase thronte.
Wenn sie schielte, konnte sie sein Gesicht erkennen. „Geht es dir soweit gut?"
    „Willst du mir einreden, dem sei nicht so?"
    „Henry!"
    „Ich spüre, wie die Sonne am Horizont zittert, aber das einzige, was ich im Kopf habe, bist du."
    „Du gibst
heute morgen nichts als Platitüden von dir." Aber seine Stimme hatte so erleichtert geklungen, daß sie
davon ausgehen konnte, daß er die
Wahrheit gesagt hatte. „Was wird jetzt geschehen? Mit dir, meine
ich."
    Er zuckte die Achseln, die Bewegung seiner Schultern ließ das Laken knistern. „Was du tun wirst, weiß ich nicht. Ich gehe bis zum Sonnenuntergang
fort. Keine Träume, keine Gefühle." Seine Worte fingen an, unter der Last der Morgendämmerung undeutlich zu werden.
„Das Nichtsein".
    „Was soll ich tun?"
    Er lächelte
„Küß mich zum Abschied."
    Ihre Lippen waren auf seinen, als die Sonne aufging. Sie fühlte, wie der Tag von ihm Besitz ergriff. Langsam setzte sie sich auf.
    „Henry?"
    Er sah unglaublich jung aus. Unendlich verwundbar. Sie packte seine
Schulter und schüttelte ihn heftig.
    „Henry?"
    Sein Herz schlug immer langsam; nun konnte sie es, als sie das Ohr gegen seine Brust presste, gar nicht mehr schlagen hören.
    Er hätte nicht verhindern können, daß sie mit ihm machte, wo nach ihr der
Sinn stand. Er hatte sich vollständig und absolut in ihre Hände begeben.
    Bleib bei mir. Unter dem Strich war das alles, was Mike Celluci je von ihr verlangt hatte. Unter dem Strich war das alles, worum sie
wiederum Celluci gebeten hatte.
    Bleib bei mir. Unter dem Strich bedeutete das viel mehr, wenn Henry Fitzroy
einen darum bat.
    „Henry, du bist ein Arsch." Sie schob die Brille aus dem Weg und rieb sich mit
den Knöcheln über die Augen. „Wie zum Teufel kann ich mich da revanchieren?"
    Wenig später riß sie sich mit Hilfe einer weitaus prosaischeren Frage wieder zusammen. „Und jetzt? Gehe ich jetzt heim? Oder bleibe ich hier und wache über dich?" Sie gähnte so stark, daß es ihr fast den
Unterkiefer ausgerenkt hätte; auch sie hatte während des langen Wartens auf das
Morgengrauen kaum geschlafen. „Oder krieche ich zu dir ins Bett?"
    Sie fuhr ihm mit dem Finger über die Wange. Seine Haut fühlte sich kühl und
trocken an. So hatte sie sich immer

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