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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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Nachdem er durch die Tür getreten war, hatte er sich umgedreht, ihr zugelächelt und die
Erinnerung an die Begegnung mit ihm
aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Dann hatte er die Straße überquert und sich auf eine Bank gesetzt, um sich auszuruhen
und sich an der Weite des Raums, der ihn umgab, und an seiner Bewegungsfreiheit zu erfreuen. Er wartete
darauf, daß ihm die Erinnerungen, die er in sich aufgenommen hatte,
sagten, es sei Zeit.
    Das erste Ka hatte er verschlungen, um sich wiederzubeleben und seine Spuren zu verwischen. Das zweite hatte ihm wichtige Kenntnisse
zukommen lassen, aber nur wenig Lebenskraft, denn die Jahre, die Rax verblieben gewesen wären, betrugen weniger als ein Drittel der Zeit, die er bereits gelebt hatte. Er würde ein junges Ka brauchen, um die eigene Jugend wiederzuerlangen und seine Kräfte aufzufrischen.
    Ein sehr junges Ka, das seine Möglichkeiten noch nicht einmal voll erkannt hatte.
    Er bewegte sich vorsichtig, denn es war kalt in diesem neuen Land, und er hatte viel Kraft aufwenden müssen, um sich während der Wartezeit auf der Bank warmzuhalten. Er stieg hinab zur U-Bahnstation
und schloß sich dem an, was ihm beide gestohlenen Erinnerungen als morgendliche Rushhour beschrieben hatten. Er kaufte sich eine Fahrkarte - weniger aus Notwendigkeit denn um alles Neue
auszukosten - und trat auf den Bahnsteig. Da schlossen sich plötzlich die Wände um ihn. Sein Herz schlug ihm schmerzhaft gegen die Rippen, und er hob eine Hand, um die
Decke aufzufangen, die ihm auf den
Kopf zu fallen drohte. Er wäre fortgerannt, wenn es ihm möglich gewesen
wäre, aber seine Knochen schienen plötzlich aus
Gummi zu sein, und so blieb ihm nichts anderes übrig - er mußte es
ertragen. Drei Züge fuhren vorbei, ehe er sich beruhigt hatte, ehe er erkannt hatte, daß der Raum gar nicht so klein
war, wie er ihm er schienen war. Wenn
es dem großen Metallmonster möglich war, sich frei zu bewegen, dann
sollte ihm das doch auch möglich sein!
    Ein weiterer Zug fuhr vorbei, den er voller Staunen und Bewunde rung betrachtete - die Erinnerung von Männern, die an solche Dinge gewöhnt
waren, hatten weder der Größe noch der Geschwindigkeit, noch dem Lärm und der
ganzen Erscheinung dieser Maschinen Ge rechtigkeit
widerfahren lassen - und eine zweite Bahn folgte, ehe er fand, wonach er
gesucht hatte. An der Tür zum Waggon wäre er erneut
vor der Enge fast zurückgeschreckt, aber sein Bedürfnis nach frischer Stärke wog schwerer als seine Furcht und
so quetschte er sich im letzten
Moment in den Wagen.
    Die
Schuljungen in ihren identischen Uniformen mit den Herbst mänteln darüber standen in der Menge so dicht
einer an den anderen gedrängt, daß das
Rütteln und Schwanken der Bahn sie nicht um werfen konnte. Sie lachten
und schwatzten, und selbst die, die einen Haltegriff
hätten erreichen können, machten sich nicht die Mühe, danach zu greifen, sondern fühlten sich sicher in
dem Bewußtsein, daß Umfallen
unmöglich war.
    Er zwängte
sich so nahe es ging an die Gruppe heran und suchte hektisch nach dem Jüngsten unter ihnen. Er wußte nicht, wie lange er ein
solch enges Eingesperrtsein würde ertragen können.
    Zu seiner großen Verwunderung trug einer der Jungen einen Schutzschild, an dem sein Ka abprallte. Der Schmerz ließ ihn auf keuchen; er murmelte einen Fluch und starrte verärgert auf die Aura aus goldenem Licht. Die Götter dieses neuen Zeitalters mochten schwach sein,
aber einer von ihnen hatte dieses Kind berührt - auch wenn das Kind selbst sich der Berufung noch nicht bewußt war - und es
würde ihm nicht gestattet sein, sich an diesem Jungen zu nähren.
    Das war weiter kein Problem: hier gab es genug andere, die ohne Schutz
waren.
    Es nahm
einige Zeit in Anspruch, ehe er dann auf den graublauen Blick des Jungen traf, den er letztlich erwählte, denn er ließ seine
Augen nervös hierhin und dorthin schweifen und nach einem mög lichen Fluchtweg suchen. Der Junge, der in ihm
einen harmlosen, leicht unsicher
wirkenden alten Mann sah, lächelte ihm zu, ein wenig verwirrt, aber
hilfsbereit. Das Lächeln blieb dem Jungen bis zum Ende, das letzte Stück Leben,
das er verlor.
    In der eng gedrängten Menschenmasse würde der Körper nicht umfallen und erst entdeckt werden, wenn er selbst längst über alle Berge war.
    An der nächsten Haltestelle ließ er sich mit den Menschen, die durch die
Türen drängten, aus der Bahn treiben. Er eilte über den Bahnsteig und
fühlte, wie die Kraft seines neuen Ka

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