Huff, Tanya
sich vor dem Tage verbergen und töten Sie."
Es war dem Anführer ernst damit, trotz seiner Angst und der noch größeren Angst der Männer in seinem Rücken. Henry hatte keinen Zweifel, daß sie tun würden, was sie sich vorgenommen hatten. „Wa rum warnt ihr mich dann?"
„Als Ifrit haben Sie sich hier neutral verhalten, das haben wir gese hen", sagte einer der anderen Männer. „Wir möchten Sie nicht verärgern,
also versuchen wir, Sie auf neutralem Wege loszuwerden."
„Außerdem", fügte der Anführer trocken hinzu, „haben unsere jungen Männer darauf bestanden."
Henry runzelte die Stirn: „Ich habe ihnen Träume gegeben ..."
„Unser Volk hatte bereits eine Zivilisation, als diese Menschen noch Wilde waren." Mit einer Handbewegung wies der Anführer auf die Touristen, darunter auch Lady Wallington, die immer noch um Souvenirs feilschte. „Wir haben mehr vergessen, als sie bis jetzt ge lernt haben. Träume können uns Ihre wahre Natur nicht verbergen, oh
Ifrit. Werden Sie unsere Warnung ernst nehmen und abreisen?"
Henry betrachtete einen Augenblick lang konzentriert die Gesichter der
vor ihm stehenden Männer und erkannte unter all dem Schmutz und den Anzeichen für schlechte Ernährung Rudimente des Volkes, das die Pyramiden errichtet und über ein Reich geherrscht hatte, das den größten Teil des nördlichen Afrika einschloß. Vor diesen
Rudimenten verneigte er sich nun, die Verbeugung eines Prinzen dem Botschafter eines weit entfernten, mächtigen Landes gegenüber, und sagte:
„Ich werde abreisen."
Wir haben
mehr vergessen, als sie bis jetzt gelernt haben.
Henry trommelte mit den Fingern auf die Kante des Schreibtischs. Er bezweifelte sehr, daß in den rund neunzig Jahren, die seitdem vergangen
waren, viel darüber hinaus gelernt worden war. Wenn Celluci also Recht hatte
und tatsächlich auf den Straßen Torontos eine Mu mie unterwegs war, eine Mumie, die die Macht des alten Ägypten mit sich
brachte, dann bedeutete das für sie alle eine ernsthafte Gefahr.
„Treiben Sie sich ein wenig in den
Elendsvierteln herum, Detec- tive?"
„Ich wollte nur mal sehen, wie die andere Hälfte so lebt." Mike lehnte sich über den Empfangstresen des 52. Reviers und funkelte die ihm gegenüberstehende Beamtin an. „Sind Trembley und ihr Partner schon da? Ich muß mit den beiden reden."
„Mein Gott,
Sie wollen mir doch nicht sagen, daß einer von euch Jungs aus dem Morddezernat
wirklich schon um halb sieben in der Frühe
arbeitet? Wenn Sie einen Moment Zeit haben - ich muß mir das heutige Datum mal eben schnell rot anstreichen
..."
„Bruton!" In Mikes Stimme lag mehr als eine Warnung. „Was ist mit Trembley?"
„Mein Gott, kaum zieht man einem Mann die Uniform aus, schon versteht er keinen Spaß mehr. Nicht, daß Sie je so richtig welchen verstanden
hätten - schon gut. Morgens sind Sie ja immer furchtbar schlecht gelaunt. Abends allerdings auch, wenn ich mich recht ent sinne."
Sechs unvergessene Monate lang war Heather Bruton einst, als sie beide noch
einfache Wachtmeister gewesen waren, mit Mike Streife gefahren. Dann hatte die
Abteilung die beiden vorsichtshal ber
getrennt, um bleibende Schäden zu verhindern. „Trembley ist noch nicht da. Wollen Sie warten oder soll ich
ihr sagen, daß sie Sie anrufen
soll?"
„Ich warte."
„Ach schweige, liebend Herz!" Sie warf ihm eine Kußhand zu und wandte sich
wieder ihren Papieren zu.
Celluci seufzte und fragte sich, ob Vicki gewußt hatte, wer hier am Empfang Dienst tat, als sie vorschlug, er solle Wachtmeisterin Trembley befragen. Genau so etwas entsprach ihrer Vorstellung nach einem guten Witz...
„... und dann sagt sie: ,Willst du ihn denn nicht verhaften, Mama?'" Trembleys Partner lachte. „Wie alt ist Kate jetzt?"
„Sie wird im November
drei." Wachtmeisterin Trembley bog von der Harbord
Street in den Kreisel am Queens Park ein. „Kannst du dir vorstellen,
was sie zu Halloween ... verdammte Scheiße!"
„Was ist los?"
„Das Gaspedal klemmt!"
Der Streifenwagen schoß über die Brücke in die Kurve hinein und wurde immer
schneller. Trembley fuhr kreischend auf zwei Reifen um eine kleine Verkehrsinsel herum und rang um die Kontrolle über den Wagen. Sie pumpte die Bremse einmal, zweimal -
dann war kein Druck mehr zu spüren.
„Scheiße!"
Sie zog die Handbremse bis zum Anschlag; an der Unterseite des Wagens
kreischte mißhandeltes Metall empört auf.
Trembleys Partner, der sich mit den Fingern einer Hand krampfhaft
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