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Huff, Tanya

Huff, Tanya

Titel: Huff, Tanya Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blood Ties 03 - Blutlinien
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hängte seine Jacke auf einen Metallhaken
im Flur. „Erwartest du Henry?"
    „Was geht dich das an?" Vicki schob ihre Brille hoch und rieb sich die Augen. „Aber damit du Bescheid weißt: Ich erwarte ihn nicht, er schreibt heute."
    „Gut. Wie lange steht dieser Kaffee schon da?"
    „Rund eine Stunde." Vicki rückte die Brille wieder zurecht und sah zu, wie Celluci sich eine Kaffeetasse füllte und im Kühlschrank
nach Milch fahndete. Er wirkte - nun, bei genauem Hinsehen schien am ehesten
der Begriff „melancholisch" zuzutreffen. Mein Gott, am Ende hat ihm Dr. Shane das Herz gebrochen! Ihr eigenes Herz tat
    einen merkwürdigen kleinen Satz. Sie ignorierte es. „Na, wie war das Rendezvous?"
    Er trank einen Schluck Kaffee, durchquerte mit zwei Schritten die winzige Küche und stand nun neben Vickis Stuhllehne. „Es fand statt. Was
sollen all die Bücher hier?"
    „Recherche. Ob du es glaubst oder nicht: Mit einem Abschluß in Geschichte kommt man nicht weit, wenn man sich für das alte Ägypten
interessiert."
    Celluci schnaubte. .Von den Historikern kannst du dir keine große Hilfe
versprechen."
    Vicki legte den Kopf in den Nacken und sah sanft lächelnd zu ihrem früheren Partner auf. „Deshalb beschäftige ich mich ja mit Mythen
und Legenden. Hat Dr. Shane dem berüchtigten Celluci- Charme widerstanden? Der doch sonst garantiert noch auf fünfzig Schritt
Entfernung ein Geständnis hervorlockt?"
    Er drückte ihren Kopf nach vorn, setzte seine Tasse ab und grub seine
Finger in ihre Schultern. „Den hatte ich nicht eingeschaltet."
    Sie holte scharf Luft, teils aus Genuß, teils aus Schmerz. „Warum nicht?"
Das ist ein bißchen so, als würde man den Schorf von einer Wunde puhlen, dachte sie. Wenn man einmal
angefangen hat, kann man schlecht wieder aufhören.
    „Weil sie Besseres verdient hat. Ich fand es schon schlimm genug, einen ganzen
Abend mit ihr unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu verbringen. Ich wollte es nicht noch schlimmer machen. Mein Gott, bist
du verspannt!"
    „Das ist keine Verspannung, das sind Muskeln! Was meinst du damit: Sie
hat Besseres verdient? Du hast ja viele Fehler, Celluci, aber bisher dachte
ich, falsche Bescheidenheit - aua! - würde nicht dazugehören."
    „Sie hätte Ehrlichkeit verdient. Sie hätte verdient, daß ich an sie
denke und nicht daran, wieviel sie uns sagen kann."
    Wie meine Mutter stets zu sagen pflegt: wenn du etwas nicht wis sen willst, darfst du nicht danach fragen. „Sie hat dir gefallen."
    „Stell dich
nicht doof. Ich hätte sie nicht zum Abendessen einge laden, wenn sie mir nicht gefiele - in einem Büro hätte ich sie viel
schneller und billiger ausquetschen können. Ich finde sie attraktiv. Intelligent, selbstbewußt..."
    Problematisch beim Schorfpuhlen ist die Tatsache, daß man zu bluten beginnt,
sobald man zu weit gegangen ist.
    „... was dazu geführt hat, daß ich den größten Teil des Abends an dich
denken mußte." Er grub seine Finger noch einmal abschließend in ihre
Schultermuskeln, nahm seine Kaffeetasse und ging ins Wohnzimmer.
    Vicki öffnete den Mund, schloß ihn wieder und versuchte, sich irgendeine
Erwiderung einfallen zu lassen. Von Anfang an hatten sie und Mike
nie über ihre Beziehung gesprochen, sondern sie ein fach akzeptiert, wobei sie nie an den Status Quo zu rühren gewagt hatten. Unter denselben Voraussetzungen waren sie
im vergangenen Frühjahr wieder zusammengekommen. Der Mistkerl ändert
einfach die Regeln! Aber tief im Innern spürte Vicki eine deutliche Erleich terung. Er hat den größten Teil des Abends damit
verbracht, an mich zu denken. Außer der Erleichterung empfand sie Panik.
Was jetzt?
    Mike erwartete eine Erwiderung, aber sie wußte nicht, was sie jetzt sagen sollte.
Bitte, lieber Gott, eine Ablenkung, rasch!
    Da klopfte es an der Tür, und sie drehte sich so schnell um, daß ihr die Brille
von der Nase glitt. „Herein!"
    „Ich bat um Ablenkung, nicht um eine Katastrophe", murmelte sie
einen Augenblick später.
    Mike richtete die verstellbare Rückenlehne des Lehnstuhls gerade. „Ich dachte, Sie wollten heute abend schreiben", knurrte er und starrte düster auf den Besucher, der da im Flur stand.
    Henry
strahlte ihn mit einem Lächeln an, das bewußt provozieren sollte. Er war nicht überrascht, Celluci hier
anzutreffen, hatte bereits bevor er
klopfte gewußt, daß dieser sich in der Wohnung befand. Schon im Flur
hatte er seine Stimme, seine Bewegungen und seinen Herzschlag vernehmen können. Aber der

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