Huff, Tanya
ein paar
Minuten lang miteinander geredet, und aus dieser Unterhal tung bezog Vicki auch die Stichworte, mit deren Hilfe sie sich ihren Termin organisiert hatte. Es ging um ein Projekt, mit dessen Hilfe die Schüler der Grund- und weiterführenden Schulen ein besseres Bild von der
Arbeit der Polizei bekommen sollten. Die Idee war so gut,
daß Vicki schon halb beschlossen hatte, sich ihr wirklich zu widmen, sobald die Bedrohung durch die Mumie aus der Welt gescharrt war. Vorausgesetzt
natürlich, die Guten würden siegen!
Die Unterhaltung mit dem Minister würde ihr auch die Gelegen heit bieten,
sich ein Urteil über seine Standfestigkeit und sein Realitätsbewußtsein zu
bilden, um einschätzen zu können, wie weit die Mumie ihn schon in ihrer Gewalt
hatte. Oder ob diese überhaupt einen Einfluß auf den Mann ausübte. Alles, was
sie heute herausfand, konnte dazu beitragen,
Henry für den Samstag abend zu wappnen.
Vicki folgte dem Innenminister in sein Büro, wobei sie sich rasch ein wenig umsah. Das konnte sie aufgrund ihres Mangels an peripher er Sicht nicht unbemerkt tun, ging aber davon aus, daß er Besucher, die sich bei ihrem ersten Aufenthalt in seinen Diensträumen den Hals
verrenkten, durchaus gewohnt war. Die Mumie hatte jedoch zu Vickis großem Bedauern - falls sie überhaupt bereits hier gewesen war - keine ohne weiteres wahrnehmbaren Spuren hinterlassen. Kei ne
verrottenden Bandagen, keine kleinen Sandhäufchen, noch nicht einmal eine Statue der Sphinx mit einer Uhr im
Bauch.
„Nun", sagte der Minister, nahm hinter dem Schreibtisch Platz und gab Vicki ein Zeichen, sich auch zu setzen. „Was Ihren Vorschlag betrifft..."
Vicki zog ein, zwei Mappen aus ihrer Handtasche und reichte ihm eine davon. Während sie sprach, studierte sie genau die Au gen, Hände und die gesamte Erscheinung ihres Gegenübers und versuchte,
Anzeichen dafür zu entdecken, daß der Mann von einem jahrtausendealten Zauberpriester beeinflußt oder sogar kontrolliert
wurde. Nervös wirkte Zottie nicht. Im Gegenteil, er wirkte ruhiger als damals beim Polizeiempfang; damals hatte er
den ganzen Abend lang am Kragen seines Jacketts herumgezupft.
Es kann schon sein, daß man ruhiger wird, wenn man den eige nen Willen aufgibt, dachte Vicki und beendete ihre Präsentation. Aber dasselbe geschieht auch, wenn man seinen Koffeinkonsum einschränkt.
„Sehr interessant", sagte der Innenminister und machte sich auf der ersten
Seite der ihm vorgelegten Papiere einige Notizen. Vickis Augen waren nicht gut genug, um seine auf dem Kopf
stehende Schrift lesen zu können; sie
starrte dennoch darauf, während er
fortfuhr: „Haben Sie das schon mit der Abteilung für Öffentlichkeits arbeit
besprochen?"
„Nein, Sir. Ich wollte mich erst einmal Ihrer Unterstützung ver gewissern."
„Gut!" Er stand auf und kam auf sie zu. „Ich werde mir Ihr Ex pose in Ruhe durchlesen und mich dann mit Ihnen in Verbindung setzen -
sagen wir, Ende der Woche?"
„Wunderbar." Vicki stand nun auch auf und schob ihre eigene Kopie zurück in die Handtasche. Wir wollen nur hoffen, daß uns allen nicht bis dahin das Leben aus dem Leib gesogen wurde! „Vielen Dank, daß Sie sich Zeit für mich genommen haben."
„Für eine gute Idee habe ich immer ein offenes Ohr." Zottie blieb an der Tür stehen und sah lächelnd zu Vicki auf. „Das hier ist eine gute Idee. Wenn man Recht und Gesetz schon früh ganz plastisch vorgeführt
bekommt, dann erscheint einem Kleinkriminalität später vielleicht nicht mehr so attraktiv. Ich habe großes Interesse daran, den
Ruf der Polizei in den Schulen der Provinz zu verbessern."
„Ja, das weiß ich." Sie schlüpfte an ihm vorbei. „Darum bin ich ja hier."
Sein Lächeln
wurde nachdrücklicher. „Es ist sehr schade, daß Sie nicht mehr bei der Truppe
sein können - Sie waren eine der Besten. Wie
viele Belobigungen hatten Sie? Zwei?"
„Nein, Sir. Drei."
„Gute Arbeit. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Zivilleben ebensogut zu ihnen paßt."
„Nein, nicht ganz so gut." Vicki rückte ihre Brille zurecht und zwang ihre
Mundwinkel nach oben. „Aber bisher war es ... interes sant."
„Freut mich
zu hören."
Mit dem
Schließen der Tür erlosch Vickis Lächeln. Sie schulterte ihre Handtasche und durchquerte das Vorzimmer in
dem Bewußtsein, daß sich mißbilligende Blicke in ihren Rücken bohrten. Nun aber
mal langsam, gute Frau, dachte sie, als sie dann sicher im vor deren Empfangsbereich angekommen war, sonst
vergesse ich
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