Hugo in Gefahr - Ein Fall für die Schwarze Pfote ; 6
schmächtige Herr Salzmann lief wie ein aufgescheuchtes Huhn über den Hof. Der Schaum hatte seinen Anzug bis knapp unter die Hüfte dunkel eingenässt. Es sah aus, als hätte er in die Hose gemacht. Laut schimpfend verschwand er in dem Gebäude, in dem die Büros lagen. Mehrere Männer des Werkschutzes begleiteten die durchnässte Meute zum Ausgang. Auf dem Weg zum Gymnasium hinterließen sie rutschige Pfützen auf den Gehwegen.
»Aua«, hörte man Frederik Penkwitz immer wieder aufschreien. »Nicht so fest.«
Für Frau Schimmsel war klar, dass er der Verursacher der Shampoo-Katastrophe war. So fest sie konnte, hatte sie zugepackt und zog den fiesen Frederik am Ohr neben sich her.
Noah und die drei Detektive liefen den anderen nach. Als Einzige waren sie trocken geblieben. Fips hatte noch einen Schokoriegel in seiner Tasche gefunden und kaute genüsslich darauf herum.
»Was wolltest du uns an der Tür denn noch zeigen?«, wandte sich Charlotte an Noah.
Der zog vorsichtig seine Hand aus der Hosentasche und streckte sie in die Höhe. Zwischen Daumen und Zeigefinger hielt er ein kleines Büschel etwa fünf Zentimeter lange, graue Haare.
»Das hing an einem Holzsplitter im Türrahmen«, präsentierte er seine Trophäe stolz. »Nach solchen Dingen muss ein guter Spurensucher Ausschau halten.«
Merlin guckte sich das Fundstück genauer an. »Was ist das denn?«
»Haare«, erklärte Noah.
»Vielleicht von dem Hund, von dem auch die Pfotenspuren waren?«, vermutete Fips.
Noah rieb das Büschel zwischen den Fingern. Dann roch er daran.
»Riechen die nach was?«Verwundert schnupperte auch Fips an den Haaren.
»Die Haare sind sehr dünn und weich«, sagte Noah, ohne auf die Frage nach dem Geruch einzugehen. »Von einem Hund sind sie auf jeden Fall nicht.«
»Vielleicht ist ja nur jemand mit einem Wollpulli hängen geblieben«, warf Charlotte ein.
Grübelnd schüttelte Noah den Kopf. »Die hat sich auf jeden Fall ein Tier ausgerissen, das sieht man, weil Haarwurzeln dran sind. Aber welches Tier …«
»Hatschi!«, fiel ihm Fips mit einem kräftigen Niesen ins Wort. »’tschuldigung, Katzenhaarallergie«, schniefte er mit triefender Nase.
Charlotte warf Merlin einen eindeutigen Blick zu. Der zog einen zerknüllten Zettel aus der Tasche und hielt ihn Noah vor die Nase. Es war eine der Vermisstenanzeigen mit dem Bild von Tante Friedes Kater.
»Könnten die Haare von Elvis sein?«
Ohne zu zögern, bestätigte Noah den Verdacht mit einem Nicken.
»Und die Pfotenabdrücke könnten vom Mops von Herrn Blömfeld sein«, fiel es Fips wie Schuppen von den Augen. »Das würde ja bedeuten, dass die verschwundenen Tiere in der Shampoo-Fabrik sind! Aber warum?«
Charlotte lieferte eine überzeugende Erklärung für diese Frage. »Deshalb hat der Schwensen vielleicht so komisch auf The Brains Frage nach den Tests reagiert.«
»Oh mein Gott«, sagte Merlin entsetzt.
Er wollte sich nicht vorstellen, wie es Elvis gerade erging. Aber es kam noch schlimmer.
Hugo in Gefahr
»Er ist weg«, stellte Merlin entsetzt fest. Als sie vor der Schule angekommen waren, hatte Frau Schimmsel den Unterricht für beendet erklärt. Die Schüler sollten so schnell wie möglich nach Hause und ihre nasse Kleidung wechseln. Sie selbst machte sich auf den Weg ins Schulgebäude.
»Und du kommst mit, Freundchen«, schimpfte sie und zog Frederik hinter sich her. »Nachsitzen!« Sein Ohr war schon knallrot.
»Aua, das dürfen Sie nicht«, schrie er. »Ich ruf die Polizei. Das ist Anwendung körperlicher Gewalt.«
Merlin stand mit offenem Mund vor dem Zaun zu Herrn Birkelmanns Grundstück.
»Da … das …«, stammelte er. »Wo ist … oh nein!«
Der Stall war leer.
»Vielleicht hat er sich losgerissen und ist schon zu euch nach Hause gelaufen«, vermutete Fips.
»Wohl eher kaum«, sagte Noah und hielt das Ende der pinkfarbenen Kaninchenleine hoch. »Die wurde durchgeschnitten.«
»Dann hat jemand Hugo geklaut«, brachte Charlotte es auf den Punkt.
Vor Schreck verschluckte Fips sich an seinem Schokoriegel. »Um Himmels willen«, hustete er. Vor Aufregung wedelte er wild mit seinen Händen. »Die haben ihn verschleppt! Wahrscheinlich haben sie beobachtet, dass wir Hugo hiergelassen haben. Und jetzt tauchen sie ihn in Haarshampoo und machen schreckliche Tierversuche mit ihm!«
»Jetzt mach mal halblang«, versuchte Charlotte ihn zu beruhigen. »Vielleicht gibt es ja doch noch eine ganz harmlose Erklärung für sein Verschwinden.«
Merlin
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