Humphrey, ich und Kokolores (German Edition)
Augen. »Kennst du Facebook nicht? Lebst du auf dem Mond? Sie kennt beide überhaupt nicht.«
Ich lächelte geknickt. »Stimmt ja, heutzutage gibt ja jeder öffentlich preis, wann er zur Toilette geht und was er gerade isst und mit wem er verlobt, verschwägert oder verfeindet ist.«
»Was ist denn schlecht daran, öffentlich zu seiner Freundin zu stehen?«
»Naja, wie dieses Beispiel mit Lukas zeigt, bietet es eine Menge Angriffsfläche für Neider.«
»Hm.«
»Und diese Katja glaubt also Finjas Behauptungen?«
»Scheint so. Auf jeden Fall war Lukas ziemlich wütend und nun will er erst einmal keinen Kontakt zu mir.« Sie schniefte laut.
»Dieses Biest!«, schrie ich und überlegte angestrengt, wie man es ihr heimzahlen konnte. Doch mir fiel nichts ein. Zum ersten Mal wünschte ich, dass meine Mutter hier wäre. Sie hatte immer tausend Ideen.
»Wir lassen uns etwas einfallen«, tröstete ich Nele, als wir aus dem Auto stiegen und in Richtung warme Betten marschierten.
9. Kapitel
Am kommenden Tag war Nele kaum aus ihrem Zimmer zu locken. Sie guckte alle Staffeln von Gilmore Girls und schlich sich ab und zu in die Küche, um Getränke oder Essen zu holen. Ich beschloss, dass ich sie erst einmal in Ruhe lassen würde. Ich verbrachte den Tag mit stupider Hausarbeit, versenkte einen meiner Röcke beim Bügeln und ließ die Nudelpfanne anbrennen, sodass der Rauchmelder ausgelöst wurde.
Ein üblicher Sonntag eben.
Gegen siebzehn Uhr verschwand ich im Badezimmer, versuchte vergeblich meine Locken zu glätten und band sie schließlich zusammen. Dann schlüpfte ich in bequeme Jeanshosen, zog eine bunte Tunika über und eilte aus dem Haus.
Mit zittrigen Händen und weichen Knien stieg ich in mein Auto und konnte kaum glauben, dass ich wirklich ein Date hatte. Und dann noch mit diesem umwerfend gut aussehenden und netten Typen!
Wir hatten uns im Elbe1 verabredet. Ein Lokal, das direkt an der Elbe lag, wie der Name bereits vermuten lässt.
Kurz vor dem Ziel trat jedoch das erste Problem auf. Die Zufahrtsstraße war gesperrt und so musste ich auf dem Parkplatz einer großen Firma parken, der rappelvoll war, weil dort auch die Besucher des nahe gelegenen Beachclubs parkten. Ich quetsche das Auto in eine winzige Parklücke zwischen einem Roller und einem Porsche, ganz weit hinten auf dem Parkplatz, sodass ich ein gutes Stück zu Fuß gehen musste.
Auf dem Deich saßen einige Leute mit Decken und Picknickkörben. Kinderlachen und Hundegebell wehten vom Strand herüber. Obwohl es schon achtzehn Uhr war, brannte die Sonne noch ordentlich, und ich war froh, an meine Sonnenbrille gedacht zu haben. Als mir zwei Frauen im Bikini entgegen kamen, stellte sich bei mir unmittelbar ein Urlaubsgefühl ein.
Tom erwartete mich bereits an einem halbschattigen Plätzchen auf der Terrasse. Von der Terrasse aus hatte man einen schönen Blick auf den Strand und das Wasser. Das Lokal war gut besucht, aber nicht überfüllt. Wir würden uns also in aller Ruhe unterhalten können.
Tom trug ein weißes Hemd, das seinen dunklen Teint hervor hob und winkte mir zu, als er mich sah.
»Bin ich zu spät?«, fragte ich, obwohl ich wusste, dass ich fünf Minuten vor der verabredeten Zeit dort war.
Er schüttelte den Kopf und lachte. »Ich bin normalerweise immer zu spät und dieses Mal wollte ich es anders machen, also kam ich eine halbe Stunde früher.«
Ich bemerkte, dass er sich nichts zu trinken bestellt hatte.
»Ich habe einfach den Ausblick genossen«, erklärte er und blickte zum Strand hinüber.
Auf dem dazwischenliegenden gepflasterten Weg, der sich direkt auf dem Deich befand, liefen zwei Jogger. Als sie die Terrasse des Lokals passierten, hielten sie kurz an und verschnauften.
»Vorhin habe ich am Strand eine Frau beobachtet, die ihre Katze an der Leine spazieren geführt hat.«
»Sie machen Witze«, sagte ich.
»Nein. Obwohl es für die Katze sicherlich ein Schock gewesen sein muss, auf einen Mops und einen Dobermann zu treffen. Es war recht unterhaltsam.«
Ich hob eine Augenbraue, während die Bedienung an unseren Tisch kam. Wir bestellten jeder ein Glas Rotwein, und als Grundlage und weil's zum Wein so gut passt, Bruschetta.
»Die arme Katze«, sagte ich, nachdem die Bedienung davon geeilt war.
»Sie flüchtete Richtung Wasser, aber als sie merkte, dass ihre Pfoten nass wurden, geriet sie richtig in Panik, riss sich von der Leine und ließ sich erst dort drüben wieder einfangen.« Er zeigte
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