Hunde wuerden laenger leben, wenn
anfangs
selbst starke Zweifel daran, ob Sandrina
noch zu helfen sei. Nach drei Monaten und
etlichen Telefongesprächen sehe ich
Sandrina ein zweites Mal. Wie bereits beschrieben, hat sie sich in ihre Familie eingefügt. Sie ist zwar immer noch ein quirliger
und lebhafter Hund, kann aber mit ihren
Bezugspersonen Kontakt aufnehmen und
kommunizieren. Die Familie kann jetzt gut
mit diesem Hund umgehen und es gibt
keinen Gedanken mehr daran, den Hund
wegzugeben oder sogar einzuschläfern. Ein
Happy End in letzter Minute!
Leider lassen sich nicht alle so oder ähnlich gelagerten Fälle gut lösen. Das liegt
dann jedoch meist an der Uneinsichtigkeit
der Hundebesitzer und ihrer Bequemlichkeit. Dass ein nicht erheblicher Anteil von
Verhaltensstörungen auf Ernährungsfehler
zurückzuführen ist, ist in seiner Bedeutung
noch nicht in das Bewusstsein vieler Tierbesitzer vorgedrungen. Wie sollte es auch
– wenn auch Tierärzte diese Fakten und
Kenntnisse nicht in ihr Repertoire aufnehmen wollen oder können …
Zusätzlich zur falschen Ernährung und
zur falschen Erziehung gibt es natürlich
noch zahlreiche andere Faktoren, die Verhaltensstörungen bewirken können. Es gibt
eine nicht unbeträchtliche Zahl an Hunden
(vor allem in der Stadt), die abgesehen von
falscher Ernährung auch nicht artgerecht
gehalten werden. Wenn ein Hund täglich
stundenlang alleine in einer kleinen
Wohnung sitzt, das Gassigehen sich auf
wenige Minuten Asphalttreten beschränkt,
und längere Spaziergänge, wenn überhaupt,
nur am Wochenende stattfinden, dann ist es
kein Wunder, dass die Zahl der verhaltensgestörten Hunde ständig ansteigt. Auch
wird den meisten Hunden heutzutage keine
Aufgabe mehr zuerkannt. Wurden die
Hunde früher zur Jagd und Spurensuche
oder zum Hüten von Herden etc. genommen, so fehlt ihnen heutzutage vor allem in
den Großstädten jegliche Art von Beschäftigung. Doch Hunde sind Rudeltiere, also
nicht dazu geschaffen, lange alleine zu
bleiben. Hunde haben eine hochsensible
Nase und ein feines Gehör. Wenn wir uns
vorstellen, welchen Gerüchen und welchem
Lärm wir tagtäglich ausgesetzt sind, wie
muss das alles auf empfindliche Hundenasen und -ohren wirken – noch dazu
wenn sie in einer künstlichen Großstadtwelt
ohne Natur und Freiheit regelrecht »dahinvegetieren« müssen!
Diese Faktoren tragen sicherlich mit dazu
bei, bei unseren Hunden Verhaltensauffälligkeiten zu provozieren. Aber Futtermittel
mit Beruhigungszusätzen und Psychopharmaka sind bestimmt nicht die Lösung dieser
Probleme. Anstatt immer neue Mittelchen
zu verschreiben, sollte die Aufgabe bei uns
Tierärzten liegen, schon im Vorfeld solche
Verhaltensauffälligkeiten grundsätzlich zu
hinterfragen und unser Augenmerk mehr
auf die Prophylaxe, sprich die richtige
Ernährungsberatung und Ratschläge zur
Haltung, zu legen.
KAPITEL 6
Vom Tierarzt beinahe vergiftet –
der Leidensweg eines kleinen
Kätzchens:
Der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika, Kortison und das Bombardement mit
Wurmmitteln uvm.
Stellen Sie sich vor: Sie haben ein kleines,
drei Monate altes, putzmunteres und gesundes Kätzchen, bei dem Ihnen eines Tages
eine circa 1,5 Zentimeter große wunde Stelle
am Kopf auffällt. Es sieht eigentlich ganz
harmlos aus, wie eine Abschürfung. Sie sind
sich aber nicht sicher und wollen es genau
wissen. Sie besuchen also einen Tierarzt.
Der inspiziert die Wunde und empfiehlt,
einen Abstrich zu nehmen und ihn ins Labor
zu schicken. Der Verdacht des Tierarztes ist
zunächst: eine Hautinfektion, eine Allergie
oder ein Pilzbefall. Bis der Befund im Hause
ist, gibt es für zehn Tage prophylaktisch
Antibiotikatabletten (»Baytril«) gegen die
eventuelle Hautinfektion und vorsorglich
auch Tabletten gegen Pilzbefall
(»Griseofulvin«) sowie eine Kortisonsalbe,
für alle Fälle, sollte sich das Ganze als Allergie herausstellen. Zum Baden gibt es zusätzlich ein medizinisches Shampoo. So haben
wir für alles vorgesorgt, sagt der Tierarzt
und man könne beruhigt auf das Ergebnis
des Abstriches warten. Sie bezahlen 130
Euro, ohne die Kosten fürs Labor.
Daheim baden Sie Ihr kleines Kätzchen
mit dem Shampoo. Allein dies ist eine fast
schon unlösbare Aufgabe. Das kleine Tierchen wehrt sich mit allen Kräften, es kratzt
und beißt um sich, und von dieser Prozedur
tragen Sie selbst einige tiefe Kratzer davon.
Katzen sind von Natur aus nicht begeistert,
wenn sie komplett nass werden. Das können
Sie jetzt auch bestätigen. Nun sollen Sie
zwei Tabletten am Tag
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