Hunde wuerden laenger leben, wenn
verabreichen. Eine
ganze Antibiotikatablette und eine viertel
Pilztablette. Es ist nicht so einfach, Tabletten in das Mäulchen einer Katze hinein zu
bekommen. Nach einigen Misserfolgen aber
– die Katze spuckt alles wieder aus – gelingt
es Ihnen doch mithilfe einer Leberstreichwurst, Ihr Kätzchen zu überlisten. Die Tabletten sind drin! Nach mehreren Tagen
bekommen Sie richtig Übung im TablettenEingeben. Immer neue Tricks fallen Ihnen
ein.
Doch nach fünf Tagen Tabletteneingabe
gefällt Ihnen Ihr kleines Kätzchen gar nicht
mehr. Es sieht struppig aus. Und mag fast
nichts mehr fressen. Das Wenige, was es
noch zu sich nimmt, erbricht es gleich
wieder. Zusätzlich hat es einen übel
riechenden Durchfall. Dieser landet nicht
mehr im dafür vorgesehenen Kistchen, sondern überall in der Wohnung. Natürlich
können Sie Ihrem Kätzchen deswegen nicht
böse sein, merken Sie doch, dass das Tierchen es zeitlich einfach nicht mehr schafft,
das Katzenklo zu erreichen, bevor der
Durchfall kommt. Von dem vor Kurzem
noch quicklebendigen Tierchen ist nicht
mehr viel übrig. Ihre Katze ist schon sehr
geschwächt. Ein Häufchen Elend! Natürlich
bringen Sie sie wieder zum Tierarzt. Dort erhält sie Infusionen und eine appetitanregende Spritze. Der Vorbefund ist mittlerweile auch schon da: Kein Hinweis auf ein
allergisches Geschehen. Auch sei bisher kein
Pilz nachgewiesen worden und sollte auf der
angesetzten Pilzkultur doch noch etwas anwachsen, würden Sie gleich informiert werden. Manche Pilze bräuchten eben etwas
länger zum Gedeihen. Die Tabletten, heißt
es, müssten aber unbedingt alle weiter
gegeben werden. Gegen den Durchfall gibt
es eine Spritze. Wenn es dem Kätzchen am
nächsten Tag nicht besser gehe, sollen Sie
wiederkommen. Sie bezahlen – diesmal mit
Labor – 130 Euro.
Am nächsten Tag geht es Ihrem Kätzchen
keineswegs besser, sondern noch schlechter.
Mit einem schwer kranken, völlig zerrupft
aussehenden und teilnahmslosen Tierchen
besuchen Sie einen anderen Tierarzt. Diesmal haben Sie mehr Glück mit Ihrer Wahl.
Der neue Tierarzt sagt Ihnen ehrlich, dass
Sie gerade dabei sind, Ihre Katze mit den
verabreichten Medikamenten langsam, aber
sicher zu vergiften. Ihre Katze erhält, um
überhaupt zu überleben, Infusionen mit
Leberschutz, denn die Leberwerte im Blut
sind stark erhöht und Ihre Katze ist schon
stark dehydriert (ausgetrocknet). Nach der
Infusion können Sie Ihr Kätzchen wieder
mit nach Hause mitnehmen, mit der Auflage, es zwangszufüttern und vor allem alle
vorher verabreichten Medikamente
wegzulassen.
Der Tierarzt erklärt Ihnen, dass der Wirkstoff Likuden, der im Pilzmittel
»Griseofulvin« enthalten ist, schwere Leberund Nierenschäden hervorrufen könne. Sie
lesen den Beipackzettel, in dem davor gewarnt wird, »Griseofulvin« an Katzenwelpen zu verabreichen, da diese den Wirkstoff nur verzögert abbauen können und so
vermehrt zu Nebenwirkungen neigen. Als
Nebenwirkungen werden u. a. angeführt:
Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle und Leberschäden. Einige Symptome kommen Ihnen
bekannt vor.
Einige Tage und mehrere Infusionen
später geht es Ihrem Katzenbaby wieder
besser. Auch die durch die Medikamente
(vor allem durch die Antibiotika) massiv
gestörte Darmflora hat sich wieder aufgebaut, und der Durchfall ist weg. Ob noch
Spätschäden auftreten können, kann Ihnen
der Tierarzt natürlich nicht vorhersagen.
Mittlerweile ist vom haarlosen Fleck, dessentwegen Sie überhaupt zum Tierarzt
gegangen sind, nicht mehr viel zu sehen. Die
noch ausstehende, abschließende Pilzuntersuchung des ersten Tierarztes erbringt weiterhin keine neuen Erkenntnisse. Ein Pilzbefall ist also auszuschließen.
Dieses Beispiel ist jetzt aber sehr extrem,
werden Sie, liebe Leserin und lieber Leser,
nun sagen. Das ist es aber nicht, sondern
dieser Fall hat genauso stattgefunden wie
beschrieben und ist ein Paradebeispiel
dafür, wie in Tierarztpraxen üblicherweise
mit Medikamenten umgegangen wird. Ob
dies nun aus Angst und Unsicherheit
geschieht, um alle Eventualitäten abzudecken und nur nichts zu übersehen (dies
geschieht meist bei jüngeren Kollegen) oder
aus rein wirtschaftlichem Interesse, um aus
einem völlig harmlosen Fall einen lukrativen
Patienten zu machen – beides geht auf Kosten der Gesundheit unserer Patienten und
ist meines Erachtens grob standeswidrig.
Wir Tierärzte sind dabei in guter Gesellschaft. Auch Humanmediziner verschreiben
Antibiotika oft unnötig und unkontrolliert.
Hier ein Auszug aus der
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