Hunde wuerden laenger leben, wenn
Verhalten der Tierbesitzer bezüglich der Fürsorge ihrer Tiere in den letzten,
sagen wir mal, zehn Jahren, sicher nicht
entscheidend
verändert.
Der
Medikamenten-Verbrauch bzw. -Missbrauch dagegen schon.
Hier ein Auszug aus dem »KongressSpiegel«, Ausgabe 03/2006, von Dr. Martin
Schneidereit, Geschäftsführer des Bundesverbandes für Tiergesundheit e. V.:
Starke Umsatzzuwächse gibt es bei Antiparasitaria:
Der
Tierarzneimittelmarkt
blieb mit einem Plus von sechs Prozent beispielsweise im Jahre 2005 weiter auf Erfolgskurs.
Verantwortlich
für
dieses
zufriedenstellende Ergebnis sind vor allem die
Hobbytierprodukte
und
das
AntibiotikaSegment. Nach einem sehr schwachen Vorjahr hat sich aber auch der Impfstoffmarkt
mit
einem
Wachstum
von
zwei
Prozent
wieder etwas erholt. Diese Zuwächse sind
jedoch
nur
einigen
wenigen
innovativen
Impfstoffen zu verdanken.
Die
Zuwächse
setzen
sich
wie
folgt
zusammen:
Antiinfektika (das sind vor
allem Antibiotika):
Pharmazeutische
Spezialitäten:
Biologica:
plus 8,8 % (172
Mio. Euro)
plus 3,4 % (151
Mio. Euro)
plus 2,0 % (139
Mio. Euro)
plus 10,5 % (97
Mio. Euro)
Antiparasitaria:
Zitat Ende.
Diese Steigerungsraten sind das
»positive«
Ergebnis
konsequenter
Verkaufsstrategien! In anderen Wirtschaftszweigen mag dies sicher wünschenswert
sein, geht es aber um die Gesundheit unserer Heimtiere, erweist sich dieses Ergebnis
als erschreckend!
Ich selbst verabreiche in meiner Praxis so
gut wie gar keine Antibiotikatabletten. In
den seltenen Fällen, wo es wirklich notwendig ist, Antibiotika zu geben, erhalten
meine Patienten diese per Spritzen. Das
funktioniert tadellos. Aber die Pharmaindustrie und natürlich die Tierärzte verdienen gut mit den Tabletten, denn gerade Antibiotika sind ein lukratives Geschäft. Bringt
doch ein Patient, der zusätzlich noch 10
teure Tabletten zur Behandlung dazu
bekommt um einiges mehr als ein Patient,
dem »nur« eine Spritze verabreicht wird.
Mittlerweile hat sich die Mentalität der Tierbesitzer so weit an die der Humanpatienten angepasst, dass auch von Tierärzten
geradezu verlangt wird, etwas »zu verschreiben«, das heißt ohne Medikamente im
Gepäck die Praxis zu verlassen, grenzt auch
für viele Tierbesitzer schon an Unterlassung.
Auch Banalitäten bedürfen einer medikamentösen Behandlung. Einen Patienten
wegzuschicken nur mit der Aufforderung,
einfach einmal abzuwarten, ist nicht erwünscht. Pillen werden gefordert, denn Pillen
helfen ja gegen alles …
Hier ein exemplarischer Hilferuf aus
einem Tierforum im Internet:
Mein Hund (Eurasier, 10 Jahre) leidet
seit zwei Jahren unter einer Colitis (Dickdarmentzündung). Er hat zu viele Antibiotika
(aufgrund
von
Parasitenbefall)
bekommen. Ich bin zurzeit schon beim 7. Tierarzt. Ich habe schon mehrere Diätfuttermittel ausprobiert. Im Moment bin ich im
Tiergesundheitszentrum in B. Mein Hund
bekommt seit drei Wochen Kortison. Der
Zustand ist jedoch unverändert. Ein, zwei
Tage ist der Kot normal und dann enthält
er wieder eine Blutauflagerung oder sogar
Blutstropfen.
Ich
bin
ziemlich
verzweifelt
und weiß nicht mehr weiter.
Unzählige solcher Hilferufe lassen sich im
Netz nachlesen, ähnliche Fälle häufen sich
auch zunehmend in meiner Praxis. Was mir
mehr und mehr Kopfzerbrechen bereitet, ist
die Frage, warum sich leider immer noch
nur ganz wenige Kollegen und Kolleginnen
den Kopf darüber zerbrechen, weshalb wir
mittlerweile eine derartige Zunahme
bestimmter Krankheitsbilder feststellen
müssen. Dass wir Tierärzte selbst die Verursacher vieler vermeidbarer Leiden sein
könnten, wird gar nicht erst in Betracht
gezogen.
Die Argumentation, unsere Hunde und
Katzen würden ja aufgrund der »guten«
medizinischen Versorgung immer älter werden, stimmt so nicht. Genauso wie beim
Menschen ist der Anstieg der
Lebenserwartung vor allem auf viel bessere
hygienische Bedingungen und die bessere
allgemeine Versorgung zurückzuführen und
erst in zweiter Instanz auf neue medizinische Errungenschaften. Abgesehen von einigen wenigen Fachbereichen wie z. B. der
Unfallchirurgie hat sich auf dem Gebiet der
Behandlung chronischer Erkrankungen in
der Humanmedizin (Krebs, Rheumatismus,
Arthrosen … um nur einige zu nennen) seit
den 1970er-Jahren nichts Entscheidendes
mehr getan. Ebenso ist es in der Veterinärmedizin. Es kommen zwar immer neue,
angeblich »bahnbrechende« Medikamente
auf den Markt, die sich in Wirklichkeit aber
meist nur wenig oder gar nicht von jenen
unterscheiden, die es schon gibt.
Unsere Hunde
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