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Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
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reinkam, ein richtiges Schlachthaus. Aber besonders aufgefallen ist ihm der eingeschaltete Computer mit der YouTubeSeite, auf der man die Verschandelung von meinem Gesicht sieht. Er meinte, man muss kein Genie sein, um zu
folgern, dass die beiden Opfer hinter diesem Graffiti stecken. Aber, Himmel, reicht das schon aus, um mir einen Mord anzuhängen? Wenn auf dem Monitor ein Video von Kylie Minogue gelaufen wäre, hätten sie die deswegen auch gleich hochgenommen?« Billy schüttelte den Kopf. »Schön wär’s.«
    »Und deshalb hat man Sie verhaftet?«
    Billy starrte in seinen Kaffee und fügte dann leise hinzu: »Na ja, deshalb und wegen der Tatsache, dass ich dort vorbeigefahren bin und ihnen einen Besuch abgestattet habe.«
    »Okay. Richtig. Wann war das? Und warum?«
    »Am Morgen nachdem Sie mir die Adresse geschickt haben. Hören Sie, die meisten Menschen in meiner Position hätten einen Anwalt die Sache regeln lassen und den Kerlen mit allem Möglichen gedroht. Aber so bin ich nicht. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin nicht übermäßig weichherzig oder so, trotzdem hock ich mich lieber mit den Leuten an den runden Tisch und finde eine Lösung. Ich wollte freundliche Überzeugungsarbeit leisten, wenn Sie verstehen, was ich meine. Also sind wir dort vorbeigefahren …«
    »Wir?«
    »Ich und Charlie Hawk hier.« Er nickte in Richtung seines Bodyguards. Charlie zwinkerte. »Ohne Charlie geh ich nirgendwohin.«
    »Als Sie mich aufgesucht haben, war er nicht dabei.«
    »Er hat draußen gewartet und Ihre Kunden aufgehalten. Sie haben sicher bemerkt, dass in der Zeit niemand außer mir in den Laden gekommen ist.«

    Ich ging nicht weiter darauf ein. »Jedenfalls, als Sie den beiden einen Besuch abgestattet haben, war Ihr Leibwächter dabei. Konnte das nicht leicht als eine Art Bedrohung aufgefasst werden?«
    »Nein. Er ist ausgesprochen höflich und freundlich. Mehr wie ein Chauffeur oder ein persönlicher Assistent. Was er eigentlich ja auch ist.«
    Charlie hob die Daumen und grinste. Für mich sah er immer noch aus wie ein übler Schläger.
    »Und wie haben die beiden reagiert, als ihnen klar wurde, wer da vor ihrer Tür stand?«
    »Überrascht. Die meisten Menschen reagieren so, wenn ich ihnen plötzlich in Fleisch und Blut gegenüberstehe. Aber nicht sonderlich nervös. Sie haben mich reingebeten.«
    »Charlie auch?«
    »Ja. Aber ich habe vorgeschlagen, dass er draußen wartet.«
    »Nachdem er den beiden gründlich Angst eingejagt hatte.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Und wie sah es in der Wohnung aus?«
    »Unordentlich. Bisschen gammlig. Wie in einer billigen Studentenbude. Sie haben mir einen Platz angeboten und mir eine Tasse Tee gemacht. Und dann wurden sie frech und haben mich gefragt, was sie für mich tun können.«
    »Und Sie haben die Beherrschung verloren?«
    »Nein. Nein. Ich wollte ihnen nur klarmachen, dass wir vom gleichen Schlag sind, wenn Sie verstehen, was ich meine. Die gleichen Wurzeln haben. Klar, ich hab mich letztlich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen,
trotzdem bin ich genau wie sie auf der Straße groß geworden. Ich stamme aus einfachen Verhältnissen und ich arbeite für Menschen aus einfachen Verhältnissen. Ich hab die beiden gefragt, warum sie einen von ihren eigenen Leuten verunglimpfen; warum sie unbedingt einen Schwanz auf meinen Kopf malen, das Ganze filmen und mich zum weltweiten Gespött machen mussten.«
    »Und was haben sie darauf erwidert?«
    »Einfach, weil ich da war. Wie …«
    »Beim Mount Everest.«
    »Genau. Kein tieferer Grund, keine Rache, gar nichts. Ich hab sie gefragt, ob es nur ein böser Streich war, aber sie sagten, nein, sie wollten einfach nur Spaß haben. Ich hab sie gefragt, ob es ihnen denn nichts ausmacht, wenn sie anderen Menschen damit schaden? Sie haben gefragt, welchen Menschen? Und ich hab geantwortet, mir, meiner Frau, meinen Kindern, meinem Unternehmen. Sie darauf: Sie hätten mir doch nur einen Schwanz auf meinen Kopf gemalt; und als ich sie erneut gefragt habe, warum, meinten sie, weil du so ein Wichser bist. Worauf sie sich vor Lachen krümmten und nicht mehr damit aufhörten. Vermutlich waren sie auf Drogen.«
    »Und dann wurden Sie wütend.«
    »Nein. Überhaupt nicht.«
    »Aber Sie haben Charlie reingerufen.«
    »Nichts dergleichen.«
    »Sie haben es einfach so hingenommen.«
    »Was hätte ich denn sonst tun sollen? Ich hab gesagt, dass ich mir etwas mehr Kooperationsbereitschaft von ihrer Seite gewünscht hätte und sie mir

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