Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hundeelend

Hundeelend

Titel: Hundeelend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Bateman
Vom Netzwerk:
für dich.«

34
    Auf dem gesamten Weg brummte und grummelte Jeff vor sich hin, doch letztlich hatte er keine andere Wahl. Er schuldete mir einen Riesengefallen, außerdem verlangte ich nichts übermäßig Riskantes von ihm, auch wenn es immerhin so riskant war, dass ich selbst lieber die Finger davon ließ. Alles in allem erwartete ich von meinem jungen Freund nicht mehr, als dass er einen kühlen Kopf bewahrte und mit fester Stimme sprach. Er würde sich nicht mal etwas einprägen müssen, denn ich würde alles durch die offene Leitung seines Handys mitverfolgen. Der Plan hatte lediglich einen kniffligen Aspekt: Ich verließ mich fest darauf, dass Polizeichef Wilson McCabe außer Haus und bei der Arbeit war. Jeff sollte mit seiner Frau Claire sprechen und herausfinden, was immer es herauszufinden gab, ohne dabei unnötig Verdacht zu erregen.
    Das Haus in der Comber Road in Hillsborough zu finden, war kein Problem, da es in dem QIP -Artikel aus dem Internet ausführlich beschrieben war. Wir rollten einmal langsam daran vorbei, studierten die hohen Mauern, die massiven Metalltore und die videoüberwachte Klingelanlage, bevor wir um die Ecke bogen und im Schatten der rückwärtigen Mauer parkten. Wir blickten jetzt auf drei weitere, erst kürzlich fertiggestellte Riesenbungalows, die
auf einer windzerfetzten Reklametafel als faszinierende und exklusive Immobilien angepriesen wurden. Das Haus der McCabes stach eindeutig als das luxuriöseste unter ihnen hervor, was die Bewohner wohl auch die Lage direkt an der Hauptstraße verschmerzen ließ, die ein zusätzliches Risiko für Mensch und besonders auch für Tier darstellte.
    Erneut ging ich mit Jeff seinen Auftrag durch. Er nickte, machte aber keinerlei Anstalten, sich in Marsch zu setzen.
    Ich sagte: »Klar, es ist hart, aber für mich ist es auch nicht leicht.«
    »Wieso das denn?«
    Da fragte er noch? Wir befanden uns mitten auf dem Land, Himmelherrgott. Sicher gab es Kühe, Ziegen, Schafe, Mäuse, Ratten, Krähen, Gänse und Enten hier irgendwo in der Umgebung. Außerdem erhoben sich Brennnesseln, Stechginsterbüsche, Bäume und Bruchsteinmauern nur wenige Meter entfernt von unserem Parkplatz. Und obwohl er bestens im Bilde war über meine Allergien und Ängste, weigerte er sich beharrlich, an der Haustür des Polizeichefs zu klingeln und sich als Mitglied einer erfundenen Nordirischen Qualitätskontrollkommission der Maler und Lackierer auszugeben.
    »Vielleicht, wenn wir erst noch ein kleines Mittagessen zu uns nehmen«, jammerte er. »Mit leerem Magen bin ich zu nichts zu gebrauchen.«
    »Du bist generell zu nichts zu gebrauchen. Und jetzt raus aus meinem Wagen – und tu, was du mir versprochen hast.«

    »Du machst mir nicht gerade viel Mut. Wenn es so einfach ist, warum gehst du dann …?«
    »Los jetzt, verdammt noch mal!«
    »Okay, ist ja gut, bleib auf dem Teppich!«
    Das war eine bösartige kleine Spitze gegen mich, aber ich ging nicht weiter darauf ein. Trickreich hatte ich umgekehrte Psychologie angewandt, um ihn aufzustacheln, und tatsächlich schlug er jetzt die Tür zu und marschierte um die Ecke zum Haus des Polizeichefs. Ich hielt mein Handy ans Ohr und konnte das Swisch-Swisch hören, das Jeffs Anorak beim Laufen machte. Eigentlich war es mein Anorak und ihm daher eine Nummer zu klein, dennoch war er seinem Armeeparka eindeutig vorzuziehen. Ein Anzug wäre natürlich noch angemessener gewesen, aber dazu war uns keine Zeit geblieben. Ich brauchte unbedingt Antworten, bevor ich mich zu Jimbos Beerdigung aufmachte, denn ich war mir sicher, dass in weniger als zwei Stunden ein Großteil der Protagonisten unseres kleinen Falls dort versammelt sein würde.

    Mein Vorgehen hatte Methode, wenn es auch wie, nun ja, Wahnsinn erscheinen mochte. Immerhin handelte es sich hierbei um das Haus des Polizeichefs. Klar, die gefährlichen Zeiten der bewaffneten Unruhen waren vorüber, trotzdem ließ man das Haus wohl kaum unbewacht, damit irgendein rachsüchtiger Krimineller jederzeit hereinspazieren und ein blutiges Massaker unter der Familie anrichten konnte. Ohne Zweifel war das gesamte Grundstück
mit raffinierten Alarmanlagen und Sicherheitskameras gespickt, und vermutlich hielt sich irgendwo in der Nähe sogar ein mobiles Einsatzkommando bereit. Alles in allem war es daher eindeutig vorzuziehen, dass Jeff den Vorstoß wagte und auf einem Sicherheitsvideo verewigt oder verhaftet und verhört wurde. Schließlich war er bereits daran gewöhnt. Und ich konnte

Weitere Kostenlose Bücher