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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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vergessen. Ich auch nicht.
    »Und dann?«, fragte ich. Der Rest interessierte mich besonders. Wie hatte diese hübsche, nette Lady es geschafft, diesen Typen in eine solche Lage zu bringen? Beherrschte sie ein paar Geheimgriffe? Verfügte sie über besondere Fähigkeiten oder Begabungen? Konnte ich etwas hinzulernen? Oder war doch alles ganz anders? Hatte ich es hier mit einer Szene aus einer Seifenoper zu tun? Wer steckte unter wessen Decke? Gab es überhaupt eine Decke? Wenn ja, was bzw. wer war noch darunter?
    »Und dann«, sie lächelte jetzt. »Dann habe ich ihn fertig gemacht.«
    Sie war nicht bereit, Einzelheiten auszuplaudern. Dann eben nicht. Das Resultat sprach für sich, auch wenn Brand nicht sprechen konnte. Sein Pech. Ich verspürte keinerlei Mitleid mit ihm. Im Gegenteil. Ich verspürte so etwas wie Schadenfreude, vermischt mit einer großen Portion Neid, vor allem, wenn ich an Anne Klein dachte.
    »Also, Herr Brand, was haben Sie zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?«
    Brand schaute mich entgeistert an. Seine Augen wurden groß und rund. Fast wirkten sie erschrocken. Verständlich. Ich musste aufpassen, dass ich nicht zu weit ging. Als mein Klient hatte er gewisse Rechte. Neben dem Recht, mich bezahlen zu müssen, gehörte auch das Recht, mit mir reden zu dürfen dazu.
    »Legen Sie endlich die Pistole hin und nehmen Sie ihm das Handtuch aus dem Mund, Frau Keller. Bitte!«
    Sie gehorchte, jedenfalls, was den ersten Teil meiner Aufforderung betraf.
    »Wollen Sie sich wirklich dieses Gequatsche anhören?«
    Ich nickte ohne rechte Überzeugung.
    »Na schön, auf Ihre Verantwortung.«
    Sie schob mir die 38er zu, sehr beruhigend, dann nahm sie Brand nach kurzem Zögern den Knebel ab.
    Jetzt kommts , dachte ich, aber es kam nichts. Brand blieb stumm. »Ist da noch mehr drin?«, fragte ich auf Brands Mund weisend.
    Die Keller verneinte stumm. Sie schien ebenfalls überrascht.
    »He, Herr Brand. Ist alles in Ordnung?«, fragte ich vorsichtig.
    »Alles in Ordnung«, sagte er. Es klang wie ›Na warte, ich krieg dich schon!‹
    Ich schaute die Keller an, die Keller sah mich an. Beide sahen wir Brand an, Brand sah uns an.
    »Ich habe nur meinen Vertrag gesucht. Oder wollen Sie kein Geld? Bei der Suche habe ich wohl versehentlich die falsche Akte erwischt. Tut mir leid.«
    »Versehentlich?«
    »Wenn Sie möchten, schreibe ich eine Geschichte über Sie. Der Privatdetektiv –   Legende und Wirklichkeit. Kostenlose Reklame können Sie doch sicher gebrauchen. Ich meine, Sie haben doch kaum was zu tun. So wie ich das sehe …«
    Ich schob ihm einen Vertrag hin, blanko, und einen Stift.
    »Sie sind mir ja einer. Das ist ein Blankovertrag . Wenn das jeder …«
    »Unterschreiben!«, herrschte ich ihn an.
    »Also ich weiß nicht. Ich kenne Sie ja kaum und ich weiß nicht mal, welche Qualifikation Sie für Ihren Job mitbringen. Haben Sie schon mal einen Fall gelöst?«
    Sollte ich ihm den Knebel wieder in den Hals stecken? Ich entschied mich dagegen. Ich beließ es bei einem eisigen Schweigen, die Keller bei einem höhnischen Kichern. Wie es schien, waren das genau die Antworten, die zur Situation passten. Ich löste Brand die Handfesseln. Brand unterschrieb. Ich löste ihm die Fußfesseln. Dann sagte ich: »Waschen Sie die Tasse ab! Ordentlich. Ich mag keine Dreckränder in Kaffeetassen. Danach können Sie verschwinden. Ich rufe Sie an.«
    »Was soll das heißen?« Er schaute zu mir auf, als hätte er nicht recht verstanden.
    »Das heißt, dass ich mit Frau Keller einiges zu bereden habe, was nicht für Ihre Ohren bestimmt ist. Und schon gar nicht für Ihr Diktiergerät.«
    »Was für ein Diktiergerät? Außerdem war ich vor ihr da.«
    »Frauen und Kinder zuerst. Das gilt nicht nur auf hoher See, Herr Brand.«
    Frau Keller legte ihr strahlendstes Lächeln auf. Sie schien jetzt bestens gelaunt. Auch meine Laune wurde besser.
    »Warum haben Sie in den Akten rumgeschnüffelt? Nur wegen des Vertrages? Das können Sie Ihrem Haustier erzählen.«
    »Rumgeschnüffelt … Wie weit sind Sie eigentlich in meiner Angelegenheit gekommen?«
    Er ging zum Gegenangriff über. Nicht mal ungeschickt. Ich musste gegenhalten, frontal.
    »Ich hatte vor 20 Minuten ein nettes Gespräch mit einer Buchhändlerin …«
    »Schon gut. Schon gut.« Brand strebte auf den Ausgang zu. Er sah jetzt blass und gar nicht mehr angriffslustig aus. Nanu?
    Bevor er die Tür erreichte, griff ich gekonnt in seine rechte Jackentasche. Na bitte. Das Gerät war von

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