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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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ob ich es glauben würde. Das ist ziemlich anstrengend.«
    »Was hören Sie sonst noch so?«
    Sie wandte sich ab und begann ein paar Bücher gerade zu rücken. Völlig unnötig. Die Bücher standen da wie preußische Kerls, aufrecht, zackig, ungelesen , auf Kante und zu allem bereit.
    Ich legte den Brecht zurück ins Regal. In das falsche natürlich. Sie sah es, sagte aber nichts dazu. Das bisschen Mehrarbeit konnte sie nicht schrecken. Vielleicht sehnte sie sich sogar nach Abwechslung dieser Art.
    Ich war jetzt Luft für sie und ich fühlte mich auch so. Ich ging rasch auf die Tür zu, als die Antwort auf meine zuletzt gestellte Frage kam.
    »Mahlers Fünfte.«

11
    Auf dem Weg nach Hause fasste ich kurz zusammen. Anne Klein war nicht blond. Sie hatte schwarzes Haar, und es stand ihr ausgezeichnet. Sie war ungemein selbstbewusst und hatte allen Grund dazu. Sie war nicht der Typ, der anderen Leuten hinterherlief. Normalerweise.
    Ich stieg die Treppe zu meinem Büro hinauf. Die Tür stand offen. Sperrangelweit. Ich schließe die Bürotür niemals ab. Wegen möglicher Klienten. Aber ich lasse sie auch nicht offen stehen. Eine offen stehende Tür ist eine Einladung, die häufig von Leuten wahrgenommen wird, die man niemals einladen würde. Jedenfalls nicht unter normalen Umständen. Ich griff unter meinen Arm. Keine 38er. Sie lag dort, wo ich sie hatte liegen lassen. Im Schreibtisch. Ich hoffte, dass es ihr gut ging. Ich klopfte an die offene Tür.
    »Wer da?«, rief ich.
    »Kommen Sie rein und machen Sie die Tür zu. Es zieht«, antwortete eine Frauenstimme.
    »Okay, ich komme jetzt rein«, sagte ich. Die Tür ließ ich offen. Man kann ja nie wissen.
    Selten zuvor war mein Büro so voll gewesen. Zusammen mit mir waren wir zu dritt. Drei Menschen auf engstem Raum. Eine Frau und zwei Männer. Das verhieß nichts Gutes.
    »Bei mir geht es der Reihe nach. Wer bitte war zuerst da?«
    Sylvia Keller, meine Zwei-Millionen-Klientin, schaute nur kurz zu mir herüber.
    Dann visierte sie weiter Alexander Brand an. Unterstützt wurde sie dabei von meiner 38er. Brand sagte nichts. Kein Wunder. Ein Knebel verschloss seinen Mund. Sein Oberkörper war verschnürt. Es sah nicht professionell aus, aber es schien zu halten. Zumindest für den Augenblick.
    »Darf ich fragen …?«
    »Sie dürfen. Dieser Typ wühlte in Ihren Akten herum.«
    Brand schüttelte energisch den Kopf.
    »Er hatte gerade meine Akte am Wickel, als ich reinkam . Wissen Sie, was das Beste war? Er hat sich für Sie ausgegeben. Saß hinter dem Schreibtisch, schlürfte einen Espresso und fragte mich, was ich für Wünsche hätte. Ich sagte, ich wolle Herrn Gass sprechen. Und er sagte, dass ich gerade dabei wäre, mit Herrn Gass zu sprechen, da er Privatdetektiv Gass sei. Mir blieb kurz die Luft weg. Dann dachte ich: Okay, spielen wir ein bisschen. Ich fragte ihn, wie das Geschäft so laufen würde, und er erzählte mir von seinen letzten Fällen. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass er nicht Sie ist, wäre ich glatt auf diesen Typen reingefallen. Dieser Arsch ist ein begnadeter Lügner.«
    »Journalist«, warf ich ein.
    »Journalist? Sieh an. Das erklärt manches. Aber nicht alles. Es erklärt zum Beispiel nicht, warum er ausgerechnet in meiner Akte herumschnüffelte. Zufall? Ich glaube nicht an Zufälle. Ich glaube an Schicksal, aber nicht an Zufälle. Das ist ein verdammt großer Unterschied.«
    »Frau Keller …«
    »Ich bin noch nicht fertig.« Die 38er fuhr sacht zu mir herum.
    »Wie ging es weiter?«
    »Wie es weiterging? Dieser Typ …«, die 38er schwenkte heftig zurück und wies jetzt wieder auf Brand. In Ordnung.
    »Dieser Typ hat mich angefasst.«
    »Was hat er?«
    »Er laberte und laberte. Verfolgungsjagden über die A 2, kriminalgeographische Lage in Berlin-Brandenburg, aufgeklärte Mordfälle … Ich dachte: Hört das denn nie auf. Es hörte auf. Er erhob sich von diesem Stuhl dort und trat ziemlich nahe an mich heran. Er meinte, er könne mir helfen. Dann legte er die Hand auf meinen Arm.             Das kann einfach nicht wahr sein, dachte ich. Wo bin ich hier? Und wo bleibt dieser verdammte Gass ? Steckt mir nach zwei endlosen Tagen einen Zettel in den Briefkasten und ist trotzdem nicht an seinem Platz. Das Gequatsche dieses Typen hätte ich vielleicht ertragen. Aber Körperkontakt dieser Art ist mir zuwider. Und wie. Da bekomme   ich Brechreiz. Kapiert, du Arsch?«
    Die letzten Worte gingen direkt an Brand. Er würde sie sicher niemals

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