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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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Ich war für andere Dinge zuständig. Für mich ging es um Aufklärung. Damit stand ich in einer guten abendländischen Tradition. An dem einen Ende standen Voltaire und Diderot, am anderen Ende stand ich. Sie meinen, ich würde da etwas verwechseln? Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht aber auch nicht. Für mich jedenfalls bezeichnet Aufklärung all das, was Licht ins Dunkel bringt. Ich brachte Licht ins Dunkel, hin und wieder. Also war ich ein Aufklärer.
    Ich betrat das Treppenhaus. Hermann, Horst und Ali ließen sich nicht blicken. Sehr gut. Ich vermisste sie nicht. Sie mich sicher auch nicht. Ich vermisste auch Frau Korn nicht. Ich hoffte, sie würde Mittagsschlaf halten. Natürlich tat sie mir nicht den Gefallen. Sie stand auf dem obersten Treppenabsatz und schrie mir entgegen: »Das ist er. Das ist er! Das ist er!!«
    Ich stieg die letzten Stufen empor.
    »Aber, Frau Korn«, versuchte ich sie zu beruhigen. »Bitte …«
    Von Beruhigung keine Spur.
    »Das ist er. Das ist der Mann!« Ihr Zeigefinger fuchtelte gefährlich nahe vor meinen Augen herum.
    »Sieh an. Das also ist der berühmte Hauptkommissar Proll . Danke, Frau Korn, Sie haben uns sehr geholfen.« Proll stand in der geöffneten Wohnungstür und grinste. Sein Grinsen sah überhaupt nicht lustig aus. Typisch Proll .
    »Ich denke, Sie sind der Kommissar Proll ?«
    »Hauptkommissar.« Proll grinste jetzt haifischartig.
    Frau Korn schaute irritiert von Proll zu mir und schließlich wieder zu Proll . Das Spiel schien ihr nicht zu gefallen. Mir gefiel es auch nicht.
    »Was hat das zu bedeuten?«
    »Das bedeutet, Frau Korn«, sagte Proll etwas durch die Zähne, »dass Sie jetzt Ihre Tür von innen schließen sollten, damit wir in Ruhe arbeiten können.«
    »Haben Sie den armen Herrn Müller umgebracht?« Frau Korn schaute mich missbilligend an. Sie ignorierte Proll . Nicht schlecht.
    »Nein. Er ist bereits seit ein paar Tagen …« Ich brach ab. Mist. Ich war wie ein Anfänger in die Falle getappt.
    Proll sagte nichts. Er verschärfte nur sein Grinsen. Es sprach für sich und sagte: ›Wie kann man nur so blöd sein.‹
    Ich betrat zum zweiten Mal an diesem Tag Marks Wohnung. Diesmal war die Luft um einiges besser. Proll und seine Leute hatten ausreichend gelüftet und außerdem Mark entsorgt. Gut für meinen Espresso. Nur ein paar Maden robbten noch über den Sessel, auf dem Mark gesessen hatte. Entweder hatten sie genug Mark in sich oder sie würden verhungern. Egal. Es war ihr Schicksal, nicht meins.
    »Erzähl mal«, forderte Proll .
    »Was gibt es da zu erzählen?«
    »Willst du deine Lizenz gleich abgeben? Her damit!«
    » Proll …«, sagte ich in versöhnlichem Tonfall.
    »Hauptkommissar Proll «, kam es spitz zurück.
    »Gegen zehn habe ich ihn gefunden. Ohne Hinterkopf. Ich habe alles so gelassen, wie ich es vorfand.«
    »Alles?«
    »Alles«, log ich. »Nein, nicht ganz. Ich zog die Vorhänge auf und öffnete das Fenster.«
    »Die Vorhänge. So. Was hast du noch verändert?«
    »Nichts. Was soll die Frage?«
    »Der Tote saß da, als hätte er Selbstmord begangen. Ist dir das nicht aufgefallen.«
    »Doch. Natürlich.«
    »Und was ist dir noch aufgefallen?«
    »Die Maden …«
    »Was noch?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Worauf ich hinaus will? Wie kann sich jemand ohne Waffe den Hinterkopf wegschießen? Darauf will ich hinaus. Nicht mal Cobain hat das geschafft. «
    »Mord.«
    »Ach so.«
    »Die zwei Männer, die Mark Müller besuchten. Frau Korn …«
    »Du weißt ja allerhand.«
    »Was hat sie dir erzählt?«
    »Erst du.«
    Ich erzählte Proll alles. Mal wieder. Na ja. Fast alles. Die 22er, den AB, Hitchcock und Kubrick ließ ich aus. Sonst blieb ich ziemlich nah an der Wahrheit. Für Prolls Geschmack offenbar nicht nah genug.
    »Und jetzt möchte ich noch das hören, was du vergessen hast.«
    Ich schaute Proll an und schüttelte leicht den Kopf.
    »Ich verstehe. Das ganze Geschehen ist schon über vier Stunden her. Da kann das Gedächtnis schon mal ein paar Lücken aufweisen. Besonders, wenn man nicht allzu trainiert ist. Hier oben.« Er tippte sichtlich vergnügt gegen seinen Kopf.
    »Was?«
    »Hast du aufgeräumt?«
    »Nein. Warum sollte ich?«
    »Was hast du mitgehen lassen?«
    » Proll , willst du damit sagen, ich hätte dich angelogen!« Seltsamerweise war ich tatsächlich erbost. Dabei hatte ich gar keinen Grund dazu.
    »Hauptkommissar Proll !«, grunzte Proll unwillig.
    »Was ist denn verschwunden?« Tolle Frage. Sie war so sinnlos wie

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