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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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originell.«
    »Ja. Vielleicht haben diese Leute das Kino angesteckt.«
    Jetzt war es raus.
    »Da ich es nicht war, gut möglich«, folgte ich ihrem Gedankengang. »Irgendwer muss es ja angesteckt haben. Und da Sie es offenbar auch nicht waren …«
    »Ich?«
    »Ja, Sie. Ich wette, dass wir für Sie auch ein, zwei nette Motive auftreiben könnten. Wie wäre es mit Brandstiftung aufgrund von Überforderung?«
    »Was?«
    »Oder Versagensangst. Ein Feuer und man ist plötzlich das Opfer, das jeder bemitleidet. So entgeht man dem Loser-Image und vielleicht auch den auflaufenden Schulden. Haben Sie die Ruine versichern lassen? Vor dem Brand. Sagen Sie es lieber gleich. Ich kriege es so oder so raus. Das ist eine meiner leichtesten Übungen.«
    Beate sah mich an. Dann schaute sie zur Decke hinauf. Ich folgte ihrem Blick. Da war nichts. Nada . Beate schwieg.
    Draußen setzte Regen ein. Passend zur Stimmung. Jedenfalls zu meiner. Beate schien ebenfalls nichts gegen den Regen zu haben. Nietzsche auch nicht. Immerhin. Die meisten Leute maulen rum, wenn irgendwas vom Himmel fällt. Ausgenommen Klein- und Großgärtner. In anderen Gegenden tanzten und trommelten die Leute tagelang, um den Wolken und den zuständigen Göttern kräftig einzuheizen. Vor allem war man dort, wenn etwas in dieser Richtung passierte, noch wochenlang happy . In meiner Gegend dagegen regierten Unmut und Gleichgültigkeit. Und zwar zunehmend. Egal, ob Regen fiel oder nicht.
    »Ja.«
    Hatte sie JA gesagt? Sie hatte.
    »Soll das heißen …«
    »Nein.«
    »Was denn nun?«
    Sie ließ sich Zeit. Der Regen ließ sich Zeit. Nietzsche hatte es auch nicht eilig. Er lag unter dem Schreibtisch und röchelte im Schlaf. Vielleicht war er am Ende. Vielleicht versuchte er auch nur, sich mitzuteilen. Ich war nicht scharf auf das, was er zu sagen hatte. Ich wartete auf Beates Geständnis.
    »Ich habe tatsächlich daran gedacht, die Hütte abzufackeln. Ich fing an, sie zu hassen.«
    Beate schaute noch immer zur Decke hinauf.
    »Sieh an«, sagte ich.
    »Sieh an? Was meinen Sie damit?« Sie wandte sich mir zu.
    »Ich meine, dass Hass ein ausgesprochen starkes Motiv ist.«
    »Ach, tatsächlich, Herr Privatdetektiv? Wo haben Sie Ihre Weisheiten her. Aus einem Lehrbuch?«
    Sie schaute mich missmutig an, dann fuhr sie fort: »Da war der Dreck, den diese Leute hinterlassen hatten. Leere Flaschen, Kippen, Müll. Drei Container musste ich anfordern. Dann kam die Auflagenflut vom Gewerbeamt. Zweiter Fluchtweg, Lärmschutz. Es kam einiges zusammen.«
    Nietzsche nieste jetzt. Seine Augen gingen kurz auf, taxierten mich unwillig bis aggressiv und schlossen sich dann wieder. Braver Hund.
    »Haben Sie nun oder haben Sie nicht?«
    »Nein, aber ich war nah dran. Sehr nah dran.«
    »Sie sagten …«
    »Ich habe das Kino nicht angezündet! Punkt. Hören Sie auf, in den immer gleichen Wunden herumzustochern!«
    Das hatte auch Cleo häufig gefordert. Sie hatte dabei das vertraute Du verwandt, ansonsten stimmten Inhalt und Ton der Aussage. Erstaunlich.
    »Gut. Bleiben die Companyeros.«
    »Oder …«
    »Was oder?«
    »Es gab noch mehr Bewerber.«
    Nicht schlecht. Dieser Gedanke war es wert, weitergedacht zu werden.
    »Käufer?«
    »Nein. Mieter. Das Kino steht nicht zum Verkauf. Noch nicht.«
    »Das könnte sich geändert haben. Nach dieser Sache …«
    »Ja. Das könnte es.«
    Draußen kam der Regen richtig in Fahrt.
    »Haben Sie die 22er?«
    »Was?«
    »Vergessen Sies!«
    »Das Kino interessiert Sie nicht? Habe ich recht?«
    Sie hatte recht. Das Kino interessierte mich nicht sonderlich.
    »Wie kommen Sie darauf? Nein. Das Kino liegt mir sehr am Herzen. Diese Stadt braucht im Zentrum einen kulturellen Mittelpunkt. Und das Kino könnte so ein Mittelpunkt sein. Jedenfalls ein Teil dieses Mittelpunktes, denn es liegt erstens sehr günstig und zentral und zweitens …«
    » Blablabla .«
    Sie stand auf. Nietzsche stand auf. Sie ging zur Tür. Nietzsche ging zur Tür. Ich blieb sitzen. An der Tür wandte sie sich um.
    »Möge die Nacht mit dir sein!«, sagte sie und verschwand.

21
    Netter Spruch. Hoffentlich war er nicht ernst gemeint. Na ja. Sie hatte ihren Hund Nietzsche getauft, genau konnte man es also nicht wissen.
    Bis zur Nacht waren es noch gut fünf Stunden. Ich beschloss, die Zeit sinnvoll zu nutzen.
    Ich legte eine CD ein. Die Mannen von Rammstein ruderten los und röhrten: »Komm in mein Boot …« Ich stieg nicht ein. Ich machte es mir am Schreibtisch bequem und ging meine Fälle

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