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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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lassen. Und die konnten entscheidend sein.
    Ich starrte rüber zu Brand. Der öffnete die mitgebrachte Tüte und zog daraus   eine Pralinenschachtel hervor. Blau mit rosa Schleifchen. Was hatte das zu bedeuten?
    Jemand tippte mir auf die Schulter.
    »Augenblick bitte. Ich bin gerade beschäftigt.«
    »Können Sie sich ausweisen«, sagte der Jemand.
    »Nein«, bemerkte ich.
    Das war offenbar die falsche Antwort. Ich wurde herumgewirbelt und stand plötzlich einem jungen Streifenpolizisten gegenüber. Verkäufer und Polizist schienen sich gut zu kennen. Verdammt. Die Situation kam mir bekannt vor. ›Pulp Fiction ‹! Natürlich. Ich schaute mich um. Hinter der Ladentheke war eine Tür. Sie stand offen.
    »Ihren Ausweis, bitte«, verlangte der junge Polizist. Der junge Verkäufer grinste dazu.
    »Ich gehe hier nur meiner Arbeit nach.«
    »Aber natürlich. Und die wäre?« Der junge Polizist schaute mich erwartungsvoll an. Der junge Verkäufer ebenfalls.
    Ich schwieg.
    »Lassen Sie mich raten«, fuhr der Polizist fort. »Sie sammeln hier ein paar Handys ein und verscheuern sie dann über eBay . Habe ich recht?«
    »Nein. Ich bin vom BKA. Ich beobachte diesen Mann dort …« Ich drehte mich um und wollte auf Brand zeigen. Aber da war kein Brand mehr.
    »Na so was.«
    »Weisen Sie sich bitte aus, sonst muss ich Sie mitnehmen.«
    »Mitnehmen? Wohin? In den Keller?«
    »Keller? Aufs Revier.«
    Das hatte mir gerade noch gefehlt. Ich hatte zwei geklaute Videos dabei und eine Pistole, mit der wahrscheinlich ein Mord begangen worden war. Apropos Pistole. Es war nicht die feine englische Art, aber ich zog die 22er hervor. Die Jungs erstarrten.
    »Machen Sie keinen Unsinn, Mann. Ich will nächste Woche heiraten.« Der junge Polizist schien psychologisch geschult.
    »Keine Angst, Sie können in Ruhe alt und senil werden«, sagte ich. »Ich will nur ungestört meiner Arbeit nachgehen. Das ist alles. Da lang.«
    Ich wies ihnen den Weg zur geöffneten Tür. Der Schlüssel steckte. Ich schob sie in den dunklen Flur, machte die Tür zu und drehte den Schlüssel. Der Laden gehörte jetzt mir. Sollte ich vielleicht doch …? Nein. Ich ließ die Handys, wo sie waren. Ich stand auf der Seite von Recht und Ordnung. Auch wenn es auf dieser Seite nichts zu holen gab, auch wenn es auf dieser Seite einsam war, auch wenn auf dieser Seite ein rauer Wind wehte, ich blieb hier stehen. Nichts würde mich jemals dazu bringen, die Seiten zu wechseln. Das war klar. Prinzipien hat man, weil es Prinzipien sind.
    Ich wechselte den Laden. Wolf war allein. Keine Anne Klein. Kein Alexander Brand. Wolf sagte »Hallo«, ich sagte »Hallo«. Dann sagte niemand mehr was. Ich schnüffelte ein bisschen in der Ecke namens Weltliteratur. Wolf nahm es gelassen. Ich schnüffelte ein wenig bei Thomas Bernhard. Wolf wurde aufmerksam. Ich griff nach einem Bukowski. Wolf ignorierte mich.
    Ich sah mich unauffällig um. Unter dem Kassentisch lag eine Praline, unter dem Bücherregal daneben lugte eine weitere Praline hervor.
    Ich hatte genug gesehen. Ich sagte »Tschüss«, Wolf sagte »Tschau«, dann schlüpfte ich zur Tür hinaus.

18
    Kommen Sie ruhig nach Potsdam, laufen Sie durch Sanssouci, durch den Neuen Garten, durch den Babelsberger Park. Besichtigen Sie das Neue Palais, Schloss Sanssouci, Schloss Cecilienhof, das wiedereröffnete Marmorpalais, das Krongut, das Teehaus, die Villen von Jauch und Joop. Letztere bitte nur von außen. Spüren Sie den preußischen Kaisern und Königen nach oder Truman und Stalin. Besteigen Sie das Belvedere auf dem Pfingstberg und genießen Sie die fantastische Aussicht, besuchen Sie das Holländerviertel , das Stadtviertel der zweiten Barocken Stadterweiterung und die Alexandrowka . Schrecken Sie auch nicht vor einem Blick auf Potsdams hässliche, vom Verkehr zerfurchte Mitte zurück. Wenn Sie endlich genug von all dem Weltkulturerbe haben, suchen Sie ein Restaurant oder Café auf. Relaxen Sie, geben Sie Geld aus! Wegen mir auch viel Geld! Aber Vorsicht! Verpassen Sie nicht Ihren Bus oder Ihre Bahn. Tanken Sie Ihr Auto voll, um sicher wieder nachhause zu gelangen.
    Ich hatte den Absprung verpasst. Vor zehn Jahren war ich gemeinsam mit Cleo hierher gekommen. Cleo war es gelungen, einen der raren Brandenburger Jobs zu ergattern. Neue Stadt, neues Glück. So dachten wir damals. Nach zehn Jahren sah die Bilanz so aus: Andere Stadt ja, Glück nein, jedenfalls nicht für mich. Cleo war weg, nur Potsdam war noch da.
    Hinzu kam, dass mein

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