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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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Tasmanien?«
    »New York. Ich bringe Hannibal nachher zu dir. Leider kann ich ihn nicht mitnehmen. Ihm fehlen ein paar Impfungen. Außerdem hat er Flugangst.«
    »Flugangst. Woher weißt du …?«
    »Alle Tiere haben Flugangst, bis auf die, die fliegen können. Und Hunde können nicht fliegen. Noch nicht. Vielleicht wachsen ihnen ja in den nächsten zehn Millionen Jahren Flügel. Was meinst du?«
    Sie kicherte. Sie hatte ausgesprochen gute Laune. Mist.
    »Tut mir leid, Cleo , aber ich kann mich nicht um Hanni kümmern. Jede Menge Aufträge. Bin quasi ständig unterwegs.«
    »Klar, deswegen warst du auch sofort am Telefon.«
    Ihre gute Laune kühlte leicht ab. Ich wurde fröhlicher.
    »Zufall, nichts weiter, Schatz.«
    »Zufall, natürlich. Du hast letztens gemeint, du würdest Hanni zu wenig sehen. Und jetzt, da du ihn gleich mehrere Tage haben kannst, willst du ihn nicht. Das werde ich mir merken, Hasi .«
    Ich hasste diese Anrede und sie wusste, dass ich sie hasste.
    » Cleo ! Du kannst nicht einfach …«
    »In einer Stunde bin ich da!«
    » Cleo ? Cleo ?«
    Aufgelegt. Na klasse. Sie dominierte noch immer nach Belieben unsere Beziehung bzw. das, was davon übrig war. Bei mir war noch eine Menge übrig. Ich musste diese Geschichte endlich loswerden. Nur wie? Alkohol oder Alkohol? Ich hatte für dieses Hilfsmittel nur begrenzte Sympathien. Aber es war das einzige Hilfsmittel, das ich gut genug kannte.
    Das Telefon ging erneut. Ich griff zu.
    »Schön, dass du es dir noch mal überlegt hast, Cleo . Ich wusste doch …
    »Siegfried?«
    »Ja? Wer da?«
    »Sylvia.«
    »Sylvia! Du lebst?«
    »Wieso nicht? Hast du was anderes erwartet? So anstrengend war die letzte Nacht nun auch wieder nicht gewesen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wer ist Cleo ?«
    »Meine Ex. Hab ich dir das nicht erzählt?«
    »Nein, hast du nicht.«
    »Ich muss dich sehen«, sagte ich.
    »Besser nicht. Ich rufe an, weil ich nachgedacht habe.«
    »Wann?«
    »Wann? Frag lieber worüber.«
    »Worüber?« Natürlich wusste ich, worüber sie nachgedacht hatte. Wenn Frauen sagen, sie hätten nachgedacht, dann läuft es immer auf das Gleiche hinaus, auf einen baldigen Solotrip, vor allem des Mannes.
    »Ich wollte dich bitten, dass wir unsere Beziehung wieder auf eine rein geschäftliche Basis stellen. Bevor es zu spät ist. Es ist besser so. Glaube mir.«
    Jetzt kamen auch noch die anderen Versatzstücke hinzu, ›es ist besser so‹ und ›glaube mir‹. Sie ließ wirklich nichts aus.
    »Siegfried? Bist du noch da?«
    » Yep .« War sie etwa der Meinung, ich stände schon auf der nächsten Havelbrücke. Den Gefallen würde ich ihr nicht tun. Ganz sicher nicht. Ich würde nicht mal an meinen Pulsadern herumritzen. »Siegfried? «
    »Keine Angst. Ich bringe mich nicht um.«
    »Das habe ich auch nicht erwartet. Ich wollte nur sagen, dass ich hoffe …«
    »Was? Ich verstehe nicht.«
    »Was verstehst du nicht?«
    »Hat Proll mit dir gesprochen?«
    » Proll . Wer ist das?«
    Sie war noch ahnungslos. Hatte Proll sie nicht gefunden? Oder hatte er sie nicht finden wollen? War ihr Telefon bereits verwanzt? Wurde sie beschattet?
    »Sylvia, bitte. Ich muss dich sprechen. Dringend.«
    »Du sprichst gerade mit mir. Und bitte, lassen Sie uns wieder zum Sie übergehen.«
    »Was? Zum Sie?«
    »Ja. Zum Sie.«
    Sie war eindeutig verrückt, aber sie war auch meine Klientin. Und solange ihr der Geruch von zwei Millionen anhing, würde ich nicht von ihr lassen. Jedenfalls nicht freiwillig.
    »Was ich dir, Ihnen sagen muss, eignet sich nicht fürs Telefon.«
    »Oh. Sie haben das Geld? Wo haben Sie es gefunden? Bei Mark?« Ihre Stimme wurde plötzlich warm, fast herzlich.
    »Das Geld? Das Geld. Noch nicht. Aber ich habe jede Menge Neuigkeiten.«
    Ich log. Was blieb mir anderes übrig. Andere machten es ebenso. Die meisten sogar gekonnter und wesentlich dreister. Gegen die großen Lügen anderer Leute war meine kleine Lüge nichts weiter als eine leicht heruntergekommene Halbwahrheit.
    »Ich bin in einer Stunde bei Ihnen!«, sagte sie.
    »Nein. Nein«, antwortete ich, »geht nicht. Ich komme zu dir, pardon, Ihnen. Sylvia? Sylviaaaa !«
    Mein Vorschlag erreichte sie nicht mehr, sie hatte bereits aufgelegt.

24
    Es war erstaunlich. Ich führte belanglose Gespräche und heraus kamen mittlere Katastrophen.
    Mit dem baldigen Aufeinandertreffen von Sylvia und Cleo stand wieder eine Katastrophe ins Haus. Was tun? Sollte ich die Tür verschließen? Die Flucht ergreifen? Ich entschied mich

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