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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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schmutzigen Finger eines erfolglosen Privatschnüfflers. Klar?«
    » Proll …«
    »Hauptkommissar!«
    »Ich will doch nur …«
    »Hast du nichts zu tun? Musst du immer wieder schwer arbeitende Menschen bei der Ausübung ihrer Tätigkeit stören und behindern?«
    »Welche schwer arbeitenden Menschen meinst du?«
    »Ich wusste, dass du das fragen würdest! Passt zu deinem Charakter. Hast du den Koffer mitgenommen?«
    »Wie kommst du darauf? Nein.«
    »Sicher?«
    »Ja.«
    »Und noch etwas«, sagte Proll . »Du solltest deinen Klienten nicht alles glauben.«
    »Wie meinst du das?«
    »Brüderchen und Schwesterchen. Du fällst wirklich auf jeden Blödsinn rein.«
    »Meinst du die Keller?«
    »Nein, dich!«
    Proll pendelte wie üblich zwischen sachlicher und moralischer Gesprächsebene hin und her. Ein Vorgang, der die normale Verständigung mit ihm fast unmöglich machte.
    » Proll . Proll ? Hallo? Proll !«
    Ich kam nicht mehr dazu, ihm meine Ansicht über diese und andere Dinge mitzuteilen. Aufgelegt. Verdammter Proll !
    Ich schaute auf die Uhr. 16.15 Uhr. Zeit, an den Feierabend zu denken. Oder? 16.15 Uhr? Die Zeit sagte mir was. Richtig. Lavazza . Es wartete noch Arbeit auf mich. Schwerstarbeit. Ich sah hinaus. Der Regen hatte zugelegt und bearbeitete unentwegt meine Fenster. Gut so!, dachte ich. Wenn es dir Spaß macht, Regen, dann mach ruhig weiter. Es machte ihm Spaß. Auch den Fenstern schien es zu gefallen. Ich hatte sie seit Jahren vernachlässigt. Auf Kosten des Durchblicks. Wahrscheinlich hatte ich nicht nur die Fenster vernachlässigt.
    Ich dachte an Cleo , an Sylvia, an Mark, an Verwandtschaftsverhältnisse, an Hobbes, meine zunehmende Müdigkeit und den ganzen großen verlorenen Rest. Ich seufzte tief, griff nach dem Regenschirm und der 38er und verließ mit eindeutigem Ziel das Büro.

22
    Ich kam nicht an. Nicht, dass es mir an Willen gemangelt hätte. Nein. Ich hatte den Willen zum Treffen mit Brand wie weiland Nietzsche den Willen zur Nacht, pardon, zur Macht gehabt hatte. Auch wenn ich nicht wusste, weshalb ich mich mit Brand treffen sollte. Aber ich war bereit. Ich schuldete es meiner Professionalität. Und Schulden dieser Art sollte man möglichst rasch und in voller Höhe begleichen. Am Anfang des 21. Jahrhunderts war das Professionalitätskriterium das höchste Bewertungskriterium eines Menschen. Es lag noch vor dem Wissen, weit vor dem Charakter und sehr weit vor solchen simplen Eigenschaften wie Toleranz, Höflichkeit, Achtung und ähnlich antiquierten Sachen. Man musste, wollte man sich in der Welt behaupten, die Professionalität pflegen wie man sein Auto pflegte, sein Image, sein Gärtchen oder seine spärlichen Freundschaften. Dabei kam es nicht darauf an, ob man wirklich Professionalität besaß. Es kam vor allem darauf an, dass man so tat, als hätte man sie. Aber die Theorie war das eine, das andere war die Praxis.
    Für mich bestand die Praxis im Augenblick darin, mein Überleben zu sichern. Keine leichte Aufgabe, wenn man nach dem Öffnen der Haustür in den Lauf einer Beretta starrt.
    Ich tat, was ich in solchen Momenten immer tue, ich gab mich überrascht.
    »Na nu. Wenn Sie Leute erschrecken möchten, könnte ich Ihnen einige nennen, die es verdient haben. Meine Nachbarn im Vorderhaus zum Beispiel. Alle. Da können Sie nichts falsch machen.« Mein Gegenüber reagierte nicht.
    »Entschuldigung. Könnte ich bitte vorbei. Ich habe einen wichtigen Termin. Es geht um Leben und Tod.«
    »Genau darum geht es. Bleiben Sie stehen!«
    Ich blieb stehen, wo ich stand und schaute mir erst die Waffe, dann deren Besitzer genauer an. Bei der Waffe handelte es sich um eine Beretta 92 Compact L, 9 mm. In das Magazin passten immerhin 13 Schuss. Schöne Aussichten. Der Besitzer der Pistole war etwa 1,80 Meter groß, schlank und ganz in Schwarz gekleidet. Schwarze Hose, schwarzes Hemd, schwarze Jacke. Alles Leinen. Alles nass. Er musste schon eine Weile hier gewartet haben. Über den Kopf trug er einen Nylonstrumpf. Auch nass. Ganz klar, er war inkognito hier. Das machte die Angelegenheit keineswegs leichter. Ich dachte an meine 38er, aber nur kurz.
    »Ich bin ein Nachbar!«, sagte er jetzt.
    Für seinen Aufzug war er richtig gesprächig. Das stimmte mich hoffnungsvoll.
    »Was? Das war nur ein Joke , das mit den Nachbarn. Ich meine … Man macht halt so seine Späßchen. Na ja, wem sage ich das.«
    »Das hier ist kein Joke !«
    Er schob die Beretta in Richtung meines Kopfes. Sehr unangenehm. Hinter

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