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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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kein Boot hat, der wird jämmerlich ersaufen!« Dann lachte er.
    Ich lachte nicht mit. Wieso eigentlich nicht?
    Ich wandte mich um und ging hinüber zum Buchladen. Ich warf einen Blick durch die Schaufensterscheibe. Anne Klein war da. Sie starrte auf den Monitor des Computers. Sehr gut. Und sie war allein. Beste Arbeitsbedingungen. Ich trat ein.
    »Guten Tag. Schreckliches Wetter heute.«
    Anne Klein schaute kurz zu mir herüber, nickte ansatzweise und wandte sich wieder dem Monitor zu. Sie tippte ein bisschen auf der Tastatur herum und legte die Stirn in Falten. Was sie sah, schien ihr nicht zu gefallen.
    »Darf ich mich ein bisschen umschauen?«, fragte ich.
    »Nein«, lautete die prompte Antwort.
    »Na schön«, gab ich zurück und stellte mich vor das Regal mit den Taschenbüchern. »Dann bleibe ich hier so lange stehen, bis Sie den Blick auf die Bücher freigeben.«
    »Was wollen Sie?«
    »Ich will ein Buch kaufen«, log ich.
    »Sie?«
    Der Tonfall des ›Sie‹ war eine klare abgrundtiefe Beleidigung. Wenn meine Ahnung mich nicht trog, dann stand ihr dieser Tonfall zu. Andererseits war ich der falsche Adressat.
    »Ich habe in meinem Leben schon jede Menge Bücher gekauft.«
    Sie gab keine Antwort.
    »Allerdings muss ich zugeben, das letzte Mal liegt bereits eine Weile zurück.«
    Sie schwieg.
    »Wenn ich mich recht entsinne, war es ein Hamsun. Ich glaube, so vor zwei Jahren. Zu Weihnachten. Ich brauchte ein Geschenk. Ja, ja. Ich weiß. Wer in zwei Jahren nur ein Buch kauft, hat hier nichts zu suchen.«
    Sie schaute kurz hoch, brach jedoch nicht ihr Schweigen.
    »Mysterien.«
    Jetzt sah sie entgeistert herüber.
    »Mysterien, genauso hieß die Schwarte. Ich wollte es meiner Frau schenken. Cleo . Am Abend schlug ich das Buch auf, begann zu lesen und konnte nicht wieder aufhören. Ich kaufte Cleo ein anderes Geschenk, das nebenbei gesagt in ihren Augen durchfiel. Die ›Mysterien‹ habe ich seither vier Mal gelesen, Cleo drei Mal. Das Buch steht jetzt im Bücherregal meiner Frau bzw. Ex-Frau. Wir leben seit ein paar Tagen, na ja Wochen, getrennt. Und ich komme an die ›Mysterien‹ nicht mehr ran. Hab Entzugserscheinungen. Deshalb … Haben Sie das Buch vorrätig?«
    »Was? Vorrätig? Nein. Nein. Leider.«
    Sieh an. Ich hatte sie dazu gebracht zu antworten.
    »Kennen Sie es vielleicht?«
    »Ob ich es kenne?«
    »Ja?«
    »Was geht Sie das an?« Sie wandte sich wieder dem Monitor zu.
    »Nagel, so heißt der Hauptheld …«
    »Ich weiß, wie der Hauptheld heißt …«
    »Ja? Oh.«
    Sie schwieg. Ich schwieg auch. Draußen pladderte der Regen. Hier drinnen war es fast gemütlich. Ich schlich an den Regalen entlang und kam direkt hinter Anne Klein zu stehen.
    »Noch einen Schritt und ich rufe die Polizei.«
    Ich ließ die Bemerkung an mir abprallen. Sie griff zum Telefon.
    »Erinnern Sie sich an die Stelle, wo Nagel die Blausäurelösung trinkt, um sich umzubringen. Aber er stirbt nicht. Jemand hat die Lösung durch Wasser ersetzt.«
    »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Trotzdem ist er gestorben. Nicht sein Körper. Etwas anderes. Und als er Tage später ins Wasser geht, tötet Nagel nur noch seine leere Hülle.«
    »Das ist nur konsequent.«
    »Und kompromisslos. Aber irgendetwas stimmt da nicht. Ich weiß nicht, was. Ich weiß nur, Hamsun bringt einen auf wirre Gedanken. Vielleicht sollte man solche Bücher nicht verkaufen.«
    »Dann sollte man › Moby Dick‹ vielleicht auch nicht verkaufen oder ›Das Herz der Finsternis‹? Wollen Sie bestimmen, was die Leute lesen sollen?«
    Die Hand, die auf dem Telefonhörer lag, zog sich langsam zurück. Meine Taktik schien aufzugehen. Ich hatte Anne Klein etwas neuromantische Nebenschauplatzliteratur unter die Nase gerieben und siehe, sie war beeindruckt. Manchmal war es fast schon zu einfach.
    Es war jetzt soweit. Der Zeitpunkt war günstig. Jetzt konnte ich Anne Klein vorschlagen, meine Klientin zu werden. Sagte sie ja, und sie würde ja sagen, brächte das den Vorteil, kostengünstig und fast legal hinter Alexander Brand herschnüffeln zu können. Sicher, das würde zu innerbetrieblichen Interessenkonflikten führen. Na und. So ziemlich alles, was man machte, führte zu Interessenkonflikten. Es kam nur darauf an, diese auch zu beherrschen. »Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen«, setzte ich an. Sie hörte nicht einmal hin. Sie starrte in Richtung Tür.
    »Das darf nicht wahr sein«, sagte sie.
    »Hören Sie doch erst einmal zu!«
    »Sehen Sie!«
    Jetzt starrte auch

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