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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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    »Was?«
    »Du hast mich angelogen. Von wegen New York … Und Hannibal. Das macht man nicht.«
    »Carsten und ich fliegen heute Abend nach New York. Sonst noch was?«
    »Heute Abend! Und Hannibal?«
    »Danke der Nachfrage. Er ist in guten Händen. In vertrauenswürdigen Händen.«
    »Du kannst doch nicht …«
    »Doch ich kann. Komm erst mal mit dir selber klar. Dann sehen wir in punkto Hannibal weiter.«
    »Aber es war doch nur wegen der Leiche … Ich …«
    »Natürlich. Wenn es Probleme gibt, dann zauberst du jedes Mal eine Leiche aus dem Hut. Wie sieht die Leiche diesmal aus? Fehlt ihr wieder der Hinterkopf?«
    »Woher …?«
    »Hör auf, mir diese Märchen aufzutischen. Die zieh’n bei mir nicht. In Deutschland kann gar nicht soviel gemordet werden, wie du Leichen findest.«
    »Aber …«
    »Schau mal, Gass , ich möchte nicht einfach so auflegen. Das würde vielleicht wieder dazu führen, dass du in einer Kneipe versackst. Das kann nicht mal ich wollen. Du kennst mein soziales Gewissen. Das schließt sogar das Wohl solcher Nervensägen wie du eine bist mit ein. Wieso weiß ich nicht. Ich bin nun mal so veranlagt. Also tu mir den Gefallen, leg auf und lass mich in Zukunft zufrieden.«
    » Cleo !«
    »Ich zähle bis drei. Dann geht das Telefon an Carsten. Er würde dir gern noch ein paar nette Dinge erzählen. Zum Beispiel von Sachen, die er mit dir machen würde, wenn er dich das nächste Mal unter ähnlich widrigen Bedingungen wie gestern treffen sollte. Ist es nicht so, Carsten?«
    Aus dem Hintergrund hörte ich ein fröhliches: »Stimmt haargenau, Liebling.«
    »Da hörst dus . Ich glaube, nicht mal ich könnte ihn von einigen unüberlegten Handlungen zurückhalten. Ist doch richtig, Carsten?«
    »Vollkommen richtig, Liebling«, säuselte Carsten.
    »Da hörst du es. Eins, zwei und die nächste Zahl heißt …«
    Ich legte auf.

32
    Zwei Sachen hatte ich halbwegs in Ordnung gebracht. Jedenfalls aus meiner Sicht. Ich gönnte mir trotzdem keine Pause. Zum Ausruhen war jetzt nicht die Zeit. Ausruhen konnte ich später noch reichlich. In der Kiste. So lange, bis man mich wieder ausgraben und in irgendein anthropologisches Museum stellen würde. Unterschrift: Überreste eines Privatdetektivs mit leichten Haltungsschäden aufgrund von Überarbeitung durch 80-Stunden-Arbeitswoche. Spätes 20. bis frühes 21. Jahrhundert.
    Ich kramte die 20.000 hervor, zählte zehn 500er ab, füllte mit ihnen einen Briefumschlag und versah diesen mit der Aufschrift ›Z. Hd. Kriminalhauptkommissar Proll ‹. Die restlichen 15.000 brachte ich rüber ins Schlafzimmer und schob sie unter die Matratze. Altes Hausmittel. Hilft fast immer. Vor allem gegen Schlaflosigkeit aufgrund chronischen Geldmangels.
    Ich ging zurück, nahm den Briefumschlag, steckte ihn in die Jackentasche und öffnete die Tür nach draußen. Niemand da. Sehr gut.
    Ich kramte den Briefumschlag noch einmal hervor und überlegte. Ich öffnete ihn, entnahm ihm einen 500er, schaute mir den violetten Schein sehr genau an und ließ ihn endlich in der rechten Hosentasche verschwinden. 4.500 mussten reichen. Diesmal klebte ich den Briefumschlag zu und versenkte ihn schließlich tief in meiner Jacke.
    Dann machte ich mich an die Arbeit.
    Mein Plan für die nächste Stunde sah vor, Anne Klein zur Rede zu stellen, um mir die Stalking-Geschichte und vor allem Alexander Brand ein für allemal vom Hals zu schaffen. Wo würde ich Frau Klein finden? Bei Wolf. Na klar.
    Ich öffnete die Haustür und durchquerte zielstrebig den Hof in Richtung Tor. Hinter der Mauer hörte ich ein aggressives Röcheln. Nietzsche! Bei Gelegenheit würde ich ihm Hannibal vorstellen. Gute Idee? Mal sehen. Vielleicht würden sie sich ja verstehen. Wahrscheinlich nicht. Hannibal und Nietzsche. Der eine war ein Elefanten- und Kriegstreiber gewesen, der andere ein ins Dunkel abgedrifteter Dichter und Philosoph. Keine gute Basis für einen netten friedlichen Hunde-Smalltalk. Aber was konnten die Hunde für ihre Namen? Nichts. Vielleicht waren sie charakterlich eher wie Chaplin und Jackie Chan veranlagt. Oder wie Homer Simpson und Frank Sinatra.
    Ich schaffte es, ohne Nachbarschaftskontakt aus dem Haus zu kommen. Und ohne weiteres Nachdenken. Gutes Zeichen.
    Der Regen packte noch ein paar Liter pro Quadratmeter drauf. Weniger gutes Zeichen. Ich nahm es gelassen. Diese Stadt war auf dem besten Weg, einen Stoiker aus mir zu machen. Das Schöne daran war, ich hatte nicht mal was dagegen.
    Ich legte einen

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