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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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hat er noch gesagt.«
    Sie stand unter Schock. Ich nahm ihr die Waffe ab. Risikominimierung. Beweissicherstellung. Die 22er trug jetzt Annes Fingerabdrücke. Meine Schuld. Ich änderte das. Jetzt trug die Waffe meine Biodaten. Ich würde sie später entfernen.
    »Frau Klein?«
    Sie antwortete nicht. Sie war nicht auf eine Unterhaltung aus. Verständlich. Sie brauchte jetzt Ruhe und Hilfe. Wo war Wolf?
    Ich wählte wiedermal die Rettung und gab meine Diagnose durch. Schock. Ja, im Buchladen.
    »Horror, Lyrik, Fantasy oder Crime ?«, fragte die Gegenseite. Ein Grinsen lag in der Telefonstimme.
    »Esoterik«, sagte ich und schmiss den Hörer hin.
    » Sorry , ich muss noch ein paar Sachen erledigen. Hilfe ist unterwegs«, sagte ich in Richtung Anne Klein. Sie schien irgendwo anders zu sein. Warum nicht, wenn es ihr half.
    Ich war fast draußen, da kam die Reaktion.
    »Sie haben nicht bezahlt! Das ist Ladendiebstahl. Kommen Sie zurück. Ich werde Sie anzeigen. Sie bekommen Ladenverbot.«
    Ich machte die Tür zu. Von außen. Eindeutig. Sie stand unter Schock.

33
    Ich stand wieder im Regen. Diesmal schien die Feuchtigkeit auch von innen zu kommen. Kein gutes Gefühl.
    Ich griff nach meinem Not-Handy. Ich musste Proll erwischen, bevor Alexander Brand seine Denunziation absetzen konnte.
    Proll ging nicht ran. Sicher befand er sich noch am Tatort. Das konnte dauern. Bei der Sauerei.
    Ob sie etwas ausrichten solle, fragte eine freundliche Polizeimeisterin mit freundlicher Stimme. Nein, antwortete ich ebenso freundlich, ich würde später noch einmal anrufen.
    Später. Später konnte es vielleicht schon zu spät sein. Aber es war ohnehin ständig zu spät.
    Für die nordamerikanische Wandertaube, den Höhlenbär, einige Amphibien und die grönländischen Gletscher war die Sache längst gelaufen. Für mich noch nicht ganz, aber die Tendenz war klar.
    Dabei war ich vor Jahren mit sehr viel Optimismus in meinen Beruf gestartet. Wachsende Kriminalität, wachsende Einkommen, überforderte Polizei. Ergo Wachstumsbranche. An den grundsätzlichen Sachen hatte sich nicht viel geändert, nur dass die Leute ihr Geld zusammenhielten. Privatdetektiv gleich Luxus. So hieß die Gleichung. Die Leute sparten am falschen Ende der Rechnung. Lieber ließen sie sich von Erbschleichern, Rechtsverdrehern und Kompagnons abzocken, statt an geeigneter Stelle zu investieren. Die geeignete Stelle war ich. Außer mir schien das kaum jemand zu wissen.
    Vielleicht sollte ich einfach mal abschalten, den Alltag Alltag sein lassen, den Bettel hinschmeißen, verreisen, neue Leute kennenlernen , ein Buch lesen, die Batterien aufladen. So wie Cleo . Sie machte es richtig, sie flog nach New York. Ich lief durch Potsdam. Vorteil Cleo .
    Trotzdem, ich konnte nicht weg, noch nicht. Erster Grund, unerledigte Arbeit. Zweiter Grund, der vor mir stehende Polizist.
    »Man trifft sich mindestens zweimal im Leben«, ließ der Uniformierte mich wissen. »Hin und wieder passiert das Wiedersehen überaus schnell. Hände nach vorn!«
    »Tut mir leid, ich habe zu tun«, sagte ich.
    »Tut mir leid, dass Sie zu tun haben«, sagte er.
    Die Handschellen machten klick.
    »Können Sie sich heute ausweisen?«
    Oh ja, wir kannten uns. Ich hatte ihn vorübergehend im Hinterzimmer des Handyladens arretiert. Er schien es nicht vergessen zu haben.
    »Sie machen einen großen Fehler. Ich bin …«
    »Vom BKA, schon klar. Wahrscheinlich arbeiten Sie undercover .«
    »Ja. Genau. Und ich …«
    »Hören Sie auf!« Er wurde zornig. Wieso auch nicht. Ich hatte ihn gestern nicht nett behandelt. Weshalb sollte er mich heute nett behandeln? Steht nicht geschrieben, Auge um Auge, Zahn um Zahn?
    »Ich war im Stress.«
    »Sie waren im Stress? Sonst noch was?«
    »Das ist eigentlich schon alles.«
    »Halten Sie still!«
    Er fischte nach meinem Ausweis, dann nach der 22er, anschließend förderte er das Handy zutage.
    »Da ist sie ja«, sagte er zu der 22er und pfiff fröhlich vor sich hin.
    Die 22er trug jetzt seine Fingerabdrücke. Immerhin.
    »Ich kann alles erklären. Ich bin Privatdetektiv.«
    »Privatdetektiv! So. In einer halben Stunde erzählen Sie mir, dass Sie beim BND arbeiten, anschließend befördern Sie sich vielleicht zum CIA-Mitarbeiter. Danach zum Mitglied einer Sondereinsatzgruppe der UNO. Antiterrordings. Liege ich in etwa richtig?«
    Er machte sich grinsend über den Ausweis her. Wahrscheinlich war ich der größte Fang, den er seit seinem Eintritt in die Reihen der Polizei gemacht

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