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Hundeleben

Titel: Hundeleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Zander
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hatte. Klar. Er würde mich nicht von der Angel lassen.
    »Siegfried Gass ?«, las er ab.
    »Ja.«
    »Friedrich-Ebert-Straße 11.«
    »Ja.«
    » Gass , Gass . Hab ich doch schon irgendwo gehört. Oder gelesen. Helfen Sie mir!«
    »Ich weiß nicht …«
    »Genau. Das Kino. Diese Brandstiftung.«
    Sein Gedächtnis funktionierte tadellos.
    »Na, Herr Gass . Ich glaube, wir sollten uns ein trockenes Plätzchen suchen und mal so richtig in Ihrem Leben aufräumen. Wie es ausschaut, hat sich da eine ganze Menge Dreck angesammelt und ich wüsste eine Möglichkeit, den Dreck wieder loszuwerden. Wie wäre es mit einem befreienden und umfassenden Geständnis?«
    Er wies einladend auf ein blau-weißes Auto. »Bitteschön! Steigen Sie ein. Ich nehme Sie ein Stück mit.«
    Ich schaute zum Buchladen zurück. Winkte da jemand? Hörte ich ein Lachen? Ging es ihr wieder besser? Ich nahm auf dem Rücksitz Platz. Mein Freund und Helfer setzte sich ans Steuer. Dann ging das Handy. Mein Handy.
    »Sie gestatten?«, fragte er und drückte auch schon auf die grüne Taste.
    »Nein«, sagte ich.
    »Schnauze«, sagte er. »Nein, Sie habe ich nicht … Wer sind Sie? … Was wollen … Was. Nein. Ich bin nicht … Ach … Oh … Kriminalhauptkommissar Proll … Polizeiobermeister Wild. Herr Haupt … Ja. Ja. Ja. Jawohl! Jawohl! Hier.« Er reichte mir das Handy. Sein Gesicht sah sehr blass aus, die Hand zitterte.
    »Ich bin nicht zu sprechen«, sagte ich mit Blick auf die Handschellen. Wild erwiderte nichts. Stattdessen presste er das Handy gegen mein Ohr.
    » Gass ?«, hörte ich Prolls Stimme. Sie klang merkwürdig erregt.
    »Am Apparat«, meldete ich mich.
    »Du bist in fünf Minuten hier oder …«
    »Wo?«
    »Wo? Willst du mich auf den Arm nehmen? Fünf Minuten!«
    » Proll , ich kann nicht …«
    »Hauptkommissar Proll !«
    »Das hier ist die Dortustraße .«
    »Gib mir den Polizeiobermeister!«
    Polizeiobermeister Wild hörte aufmerksam zu. Anschließend startete er den Wagen und nahm Blaulicht und Sirene in Betrieb.

34
    Die Zeitvorgabe war eng bemessen. Wild gab alles, einschließlich der 250 PS. Vielleicht waren es auch 280. Obendrauf packte er noch mein und sein Leben. Was er mit seinem Leben anstellte, war mir gleichgültig, nur wie er mit meinem umging, schmeckte mir gar nicht. Aber er hatte das Steuer in der Hand. Mir blieb nur der Part des Angsthabens. Und ich hatte Angst.
    Wahrscheinlich spielte in Wilds Zukunftsplänen die Kripo eine große Rolle. Damit wurde seine Fahrweise verständlich, wenn auch um keinen Deut angenehmer. Wer in dieser Ecke zur Kripo wollte, musste mit Proll klarkommen. Und mit Proll kam man am besten klar, wenn man nicht auffiel. Vor allem nicht negativ.
    »Du bist zu spät, Gass . Du bist genau um drei Minuten und 15 Sekunden zu spät.«
    Proll empfing uns an der Tür zu Marks Wohnung. Er würdigte Wild keines Blickes. Zuvor hatten uns die anderen Bewohner des Hauses begrüßt. Spießrutenlauf. Vorneweg Horst und Hermann. Mit dabei Ali und Frau Korn.
    »Der hat Handschellen, der ist der Mörder. Hätte ihn alle machen sollen«, hatte Hermann hervor gepresst. Die anderen hatten zugestimmt. Einige sogar lautstark. Unter dem Druck der Ereignisse schienen sie zu einer richtigen Gemeinschaft zusammenzuwachsen. Vielleicht würden sie ja gemeinsam Weihnachten feiern. Ich persönlich gebe einer sauberen Weihnachtseinsamkeit den Vorzug. Und mit sauber meine ich sauber und nicht steril.
    »Ich kann das erklären, Herr Hauptkommissar«, setzte Wild nach kurzem Strammstehen an, aber Proll hob nur die Hand.
    »Er ist gefahren wie ein Henker«, unterstützte ich Wild. Der nickte dazu.
    »Bei der Polizei gibt es keine Henker, Gass . Rein!« Proll trat zur Seite und winkte mich heran.
    »Die Handschellen«, sagte ich.
    »Welche Handschellen?«, fragte Proll und schob mich in den Flur. Wild schickte er nach unten.
    »Was soll das? Schon mal was von Thrombosegefahr gehört?«
    »Schon mal was von Irreführung der Behörden gehört?«
    »Was meinst du damit?«
    »Wie kann man nur so tief sinken, Gass ?«
    Proll stellte mir die Frage häufig. Sie gehörte zu seinem Standardrepertoire in unserer privaten und beruflichen Kommunikation. Diesmal jedoch, so schien mir, meinte er sie besonders ernst. Wieso? Konnte er den 500er sehen? Nein. Der steckte tief in meiner rechten Hosentasche. Hatte Brand ihn angerufen? Wieder nein. Dann hätte Proll mich nicht hierher bestellt. War etwa das Geld gefunden wurden? Hoffentlich nicht.
    »Habt

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