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Hunkelers erster Fall - Silberkiesel

Hunkelers erster Fall - Silberkiesel

Titel: Hunkelers erster Fall - Silberkiesel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansjörg Schneider
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sieben«, sagte Madörin. »Es tut mir leid, aber es sind ein paar Dinge geschehen, die dich vielleicht interessieren könnten.«
    »Ich habe einen Traum gehabt«, sagte Hunkeler, »aber den erzähle ich dir nicht. Ein Gürtel aus geflochtenem Leder kam darin vor. Der war wie ein Tier, der war für mich.«
    »Wach endlich auf«, sagte Madörin, »träumen kannst du später. Also pass auf: Erstens ist in die Garderoben der Kanalarbeiter an der Hochbergerstraße eingebrochen worden. Drei Kästen sind durchsucht worden. Heute Nacht war das.«
    »Eingebrochen«, sagte Hunkeler, »so.« Er spürte die Kälte an seinen nackten Fußsohlen, wie sie aufstieg in seinen Körper. Durch das vergitterte Fenster der Haustür sah er draußen die Dunkelheit.
    »Ja«, sagte Madörin, »der Nachtwächter hat es bemerkt und die Polizei angerufen.«
    »Mitten aus dem Schlaf«, sagte Hunkeler und gähnte. Er hörte, wie Hedwig drinnen im Bett herumrutschte und wieder zu schnarchen begann.
    »Meinst du eigentlich, es mache mir Vergnügen, dich aus dem Schlaf zu klingeln?«, fragte Madörin giftig.
    »Entschuldigung. Hier draußen ist noch tiefe Nacht. Hier draußen ist tiefster Frieden.«
    Madörin ging nicht darauf ein. »Zweitens: Kayat ist verschwunden.«
    »Wie verschwunden?« Hunkeler spürte plötzlich Harndrang, den er kaum beherrschen konnte.
    »Bist du jetzt endlich wach?«
    »Ja, ich bin wach«, schrie Hunkeler in die Sprechmuschel. »Wie verschwunden?«
    »Ich habe, als ich vom Einbruch erfuhr, sofort den Schneeberger im Drei Könige angerufen. Er saß in der Eingangshalle und war offenbar kurz eingenickt. Er ging nachschauen im Zimmer 125. Das Zimmer war leer. Ausgeräumt. Vogel ausgeflogen.«
    »Und Haller?«
    »Der war bis um zwei Uhr auf dem Treidelweg zum Rhein hin. Dann hat es ihm offenbar zu stark geschneit, und er ist für zwei Stunden nach Hause gegangen, um Kaffee zu trinken und sich aufzuwärmen.«
    »Seid ihr alle übergeschnappt?«, schrie Hunkeler. »Ich habe gesagt, rund um die Uhr, und nicht, solange es euch passt.«
    Er hörte, wie Hedwig in der Stube etwas murmelte, sie träumte.
    »Die einen liegen im Doppelbett in der Bauernstube«, giftete Madörin, »die andern stehn in der Schneenacht draußen. Wie findest du das?«
    »Gut«, sagte Hunkeler, »ich bin in einer Stunde an der Hochbergerstraße.«
    Er legte auf, öffnete die Haustür, trat hinaus auf den Vorplatz und pisste in den hell schimmernden Schnee. Er schlotterte. Im Stall gegenüber hustete eine Kuh, mühsam und dumpf. Der Himmel über ihm war tiefschwarz. Eine Menge Sterne glitzerte darin. Die Luft war schneidend, eisig. Im Osten hing ein grauer Streifen der aufkommenden Dämmerung.
    Als Hunkeler nach einer halben Stunde zusammen mit Hedwig losfuhr, lag bereits Licht über dem Dorf. Im Stall war das Saugen der Melkmaschine zu hören. Dort drin standen die dampfenden Tiere Leib an Leib, mit triefenden Mäulern Heu mampfend, schwere Dungfladen aus dem After drückend, jeder einzelne Leib ein wärmender Ofen.
    Die Straße den Hang hinauf war so vereist, dass das Auto nicht weiterkam. Hunkeler suchte die Handschuhe im Handschuhfach. Sie waren nicht da. »Herrgott«, das war der einzige Fluch, der ihm einfiel. Er stieg aus, zerrte die Schneeketten aus dem Kofferraum und machte sich daran, sie über die Vorderreifen zu legen. Seine Verbitterung wuchs zur schieren Verzweiflung an, als er mit klammen Fingern die eiskalten Kettenglieder über das Gummiprofil riss, und er war den Tränen nahe, als sie beim ersten Fahrversuch nach wenigen Metern abfielen. »Nie mehr einen Polizisten«, hörte er Hedwig nebenan sagen, »nie mehr einen Freund und Helfer.«
    In Hunkeler erwachte die kalte Wut. Er stieg wieder aus und schmetterte die Tür mit solcher Wucht zu, dass die Karosserie fast auseinanderfiel. Er glitt aus und wäre beinahe gestürzt, als er die Ketten vom Boden aufhob. Es gelang ihm, im Schnee kniend, keuchend, sie so an den Rädern zu befestigen, dass er die Haken korrekt in die dafür bestimmten Ösen einhängen und mit den Gummiringen festzurren konnte. Hedwig saß wie eine Mumie da, als er wieder einstieg, den Blick geradeaus gerichtet.
    Als er oben über die Hochebene fuhr, links und rechts die reinen, keuschen Schneefelder, fing der Motor endlich zu heizen an. Die Sterne waren längst verschwunden, der Osten war rosa, ein klirrend klarer Februarmorgen war das. Die Lichter des Flughafens in der Ebene unten brannten immer noch, dahinter lag die Stadt

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