Hunter 05 - Späte Vergeltung
»Mist, so was muss man mir doch sagen! Als ich die Fingerabdrücke abnahm, war Curtis noch im Vollrausch, sonst hätte ich es gemerkt.«
»Also hatte Curtis das Messer in seiner rechten Hand, warum auch immer.«
»Er kann auch mit rechts zugestoßen haben, so was ist schon öfter vorgekommen.« Er zog ein Foto von Candice Meadows’ Leiche heraus. »Allerdings sieht mir das sehr nach einem emotionalen Verbrechen aus, und meistens wird da die dominantere Hand benutzt.«
»Danke, das hilft mir schon sehr weiter.«
Louis steckte das Foto rasch wieder ein und schlug die Mappe zu, nachdem er unter die Darstellung »rechte Hand« geschrieben hatte. »Was geht denn da vor? Ich dachte, es wäre alles klar und der Fall wasserdicht?«
Zach steckte seine Hände in die Hosentaschen. »Sieht so aus, als hätte der Fall ein Loch.« Rasch erklärte er dem Techniker die Sache mit dem Notruf.
»Das ist ja ein Ding. Man sollte doch meinen, dass die Sache schon eher überprüft worden wäre.«
»Sie hatten bisher keine Veranlassung dazu, Curtis war der offensichtliche Täter.« Vielleicht
zu
offensichtlich, wenn er jetzt darüber nachdachte.
»Dann hoffe ich, dass ihr bald den Schuldigen findet, sofern es nicht Curtis war. Denn wenn so ein Schwein noch frei herumläuft …«
Zach konnte dem nur zustimmen.
Kurz darauf verließ er das Labor und machte sich auf die Suche nach dem zuständigen Mitarbeiter, der das T-Shirt untersucht hatte. Glücklicherweise hatte Louis ihm den Namen genannt, und so dauerte es nicht lange, bis Zach Hawkins in einem kleinen Büro fand. Da er ihn nicht persönlich kannte, war es schwieriger, ihn davon zu überzeugen, ihm seine Untersuchungsergebnisse des T-Shirts zu präsentieren, aber schließlich stimmte er zu.
»Ich habe das Spritzmuster mit der Lage der Einstiche beim Opfer verglichen, und sie stimmen überein. Derjenige, der das T-Shirt getragen hat, hat über dem Opfer gehockt, während er auf es eingestochen hat.«
Zach hatte nichts anderes erwartet, es war unmöglich, Spritzmuster zu fälschen. »Haben Sie irgendwelche anderen Spuren an dem T-Shirt gefunden? Haare, Hautpartikel, Fingerabdrücke?«
»Ja, Genanalysen haben sie dem Opfer und dem Täter zugeordnet.«
»Also Curtis?«
Hawkins blickte ihn merkwürdig an. »Das habe ich doch gesagt.«
»Irgendwelche Partikel, die sie nicht den beiden zuordnen konnten, die also zu einer dritten Person gehören müssen?«
»Nein.«
»Kann ich das Beweisstück mal sehen?«
Die Augen des Technikers verengten sich. »Was soll das werden? Zweifeln Sie etwa meine Ergebnisse an, Detective?«
Zach stieß einen lautlosen Seufzer aus und bemühte sich um eine beruhigende Miene. »Nein, gar nicht. Es sind nur Beweise aufgetaucht, dass nicht nur Curtis und sein Opfer in der Wohnung waren, sondern noch eine dritte Person. Deshalb interessiert es mich, ob noch andere Spuren gefunden wurden.«
»Ich verstehe.« Hawkins schwieg so lange, dass Zach schon dachte, er würde nicht mehr antworten, doch dann räusperte er sich. »Kommen Sie mit.«
Froh, dass er sich nicht selbst auf der Liste eintragen musste, folgte Zach ihm in den klimatisierten Raum, wo die Beweisstücke in Kartons aufbewahrt wurden. Nach kurzer Suche zog Hawkins eine Schachtel aus dem Regal und öffnete sie. Er zog Handschuhe über und nahm vorsichtig das blutbefleckte T-Shirt heraus, das so präpariert worden war, dass die Flecken deutlich sichtbar waren. Sorgsam bettete er es auf einen Tisch und deutete auf die Blutspritzer. »Hier sehen Sie deutlich, wo das Blut des Opfers ihn getroffen hat. Am Halsausschnitt haben wir ein Haar von Curtis gefunden. In Brusthöhe Zellen des Opfers, wahrscheinlich hat sie versucht, ihn abzuwehren.«
Zach betrachtete das Blutmuster genauer. »Kann es sein, dass es insgesamt ein wenig verwischt ist?«
»Ja, das ist vermutlich passiert, als es dem Täter ausgezogen wurde, zur Beweissicherung.«
Oder als es Curtis übergezogen wurde, um ihn als den Täter hinzustellen. »Wissen Sie, ob an seinen Armen passende Spritzer gefunden wurden?« Zach versuchte, sich zurückzuerinnern, aber er konnte es nicht mit Gewissheit sagen.
Hawkins schüttelte langsam den Kopf. »Nein. Aber es müssten irgendwo Fotos existieren, die das abdecken.«
Am unteren Bund des T-Shirts entdeckte Zach einen Riss. »Ist der auch beim Ausziehen passiert?«
»Nein, das wäre vermerkt worden. Er muss vorher schon vorhanden gewesen sein.«
»Vom Opfer verursacht?«
»Zumindest
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