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Hurra wir kapitulieren!

Hurra wir kapitulieren!

Titel: Hurra wir kapitulieren! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk M. Broder
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dann über türkische Jugendliche, die sich ihren extra Kick im »Tal der Wölfe« holen. Die Kids jubeln, wenn Amis in kleine Stücke zerlegt werden, und klatschen Beifall, wenn es Juden an den Kragen geht. Unfähig, gegen die eigenen Eltern zu rebellieren, gefangen in einem Käfig aus Tradition und Repression, toben sie ihren Frust an der eigenen Lage und ihren Hass gegen die »Gesellschaft« auf der Straße aus. Den Eltern ist das recht, so bleibt der Hausfrieden erhalten. Und die Gesellschaft bringt ihnen viel Verständnis entgegen, fragt nach ihren Motiven, schickt Sozialarbeiter los und vergibt Forschungsaufträge an Migrationsforscher. Das Ergebnis der gebündelten Anstrengungen ist so dünn, dass es in eine Pita passen würde: Gewalt ist geil! Und wer am lautesten schreit, wird am ehesten gehört.
    So führt eine direkte Linie von der Al Qaida im Irak und der Intifada in Palästina zu den Jugendlichen mit »Migrationshintergrund« in Neukölln und Moabit. »Man hat das Gefühl«, schreibt Neda Kelek, »die Muslime wollen im Verbund mit den Nationalisten ausprobieren, ob und wie sie dem Westen die Stirn bieten können. Sie demonstrieren gegen die Mohammed-Karikaturen, feiern im Kino schon mal einen Sieg gegen die Amerikaner«.
    Das erstaunliche Selbstbewusstsein der moslemischen Jugendlichen, die ihre Mitschüler »Nutten« und »Schweinefleischfresser« schimpfen, speist sich nicht aus Erfolg oder Leistung, sondern aus ihrer Gruppenzugehörigkeit. Osama Bin Laden zeigt der ganzen Welt den Stinkefinger - sie machen es auf dem Schulhof und in der U-Bahn.
    Derweil veranstaltet der Zentralrat der Juden gemeinsam mit der Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion ein Symposium über »Antisemitismus, Islamophobie und Fremden-feindlichkeit« und gibt damit dem Phantombegriff »Islamophobie« den Anschein des Realen. Der grüne Abgeordnete Hans-Christian Ströbele schlägt die Einführung eines muslimischen Feiertages und zum Ausgleich die Streichung eines christlichen Feiertages vor, und die EU arbeitet an einem politischen Wörterbuch für den Hausgebrauch ihrer Bürokraten, in dem der vieldeutige Begriff »Dschihad« nicht mehr vorkommen soll und das diskriminierende Wort »Terrorist« vermutlich auch nicht.
    In Holland ist man schon einen wichtigen Schritt weiter. Die Rektoren der holländischen Universitäten (mit Ausnahme der Rijksuniversiteit Groningen und der Vrije Universiteit Amsterdam) einigen sich Anfang Juli darauf, die akademische Freiheit zu begrenzen, um kritische Äußerungen über den Islam zu unterbinden. Als erster wurde der Historiker Pieter W van der Horst von der Universität Utrecht gemaßregelt. Er wollte in seiner Abschiedsvorlesung sagen, der Judenhass der Nazis sei von der »islamischen Welt angenommen« worden, die »Islamisierung des europäischen Antisemitismus« sei eine der »erschreckendsten Entwicklungen der letzten Jahrzehnte«. Seine Vorlesung wurde vom Rektor der Uni Utrecht zensiert, die Sätze über den islamischen Antisemitismus gestrichen. Als Begründung seiner Maßnahme, die von der Rektorenkonferenz gebilligt wurde, gab der Utrechter Rektor an, die Vorlesung wäre »unwissenschaftlich« und dazu geeignet, »einzelne Gruppen der Gesellschaft gegeneinander aufzuhetzen«. Zudem bestünde die Gefahr, dass moslemische Studenten die Veranstaltung stören könnten. In einem solchen Falle könnte die Universität die Sicherheit des Professors nicht garantieren.
    Das liberale Holland nahm das Diktum gelassen hin, so als wäre auf der Prinsengracht ein geparktes Auto rückwärts ins Wasser gerollt. Die Ermordung des Filmemachers Theo van Gogh durch einen fanatischen Moslem war allen noch in frischer Erinnerung.
    Nur nicht provozieren, die Terroristen könnten ja noch böser werden.
    »Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod!«
     
     
     
     
    Ein Op-Ed ist ein »Opposite Editorial«, eine Kolumne oder ein Kommentar, das Gegenstück zum »Editorial«, das die Linie der Zeitung wiedergibt. Op-Eds sind namentlich gezeichnet, die Editoriais sind es meistens nicht. In Amerika gehören Op-Eds zur Debattenkultur, in der »New York Times« kommen rechte und linke, konservative und liberale Stimmen in den Op-Eds zu Wort.
    Am 14 . Juni erschien in der »New York Times« unter der Überschrift »Detainees in Despair« (Verzweifelte Gefangene) das Op-Ed eines bis dahin unbekannten Kolumnisten: Mourad Benchellali. In einer Fußnote am Ende des Artikels wurde erklärt, um wen es sich

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