Hurra wir kapitulieren!
handelt: Benchellali habe ein Buch über seine Erfahrungen in einem Al-Qaida-Lager und im Guantanamo-Camp geschrieben, zusammen mit Antoine Audouard, der ihm auch beim Schreiben des »New York Times«-Artikels geholfen und ihn aus dem Französischen übersetzt habe.
In dem Op-Ed für die »New York Times« beschreibt Benchellali, wie er im Jahre 2001 , damals 19 , von Frankreich aus in ein Al-Qaida-Lager kam. Er habe den Fehler gemacht, auf seinen älteren Bruder zu hören und nach Afghanistan zu gehen, »für einen Traum von einem Urlaub«. Die Freunde seines Bruders sollten sich um ihn kümmern, aber stattdessen brachten sie ihn an einen Ort, der sich als ein Al-Qaida-Trainingscamp erwies. Da sei er zwei Monate geblieben, mitten in der Wüste, »ein Gefangener der Angst und meiner eigenen Dummheit«.
Als es dann Zeit wurde, wieder nach Hause zu fahren, erfuhr er »mit Schrecken« von den Anschlägen des n. September. Da die Grenze nach Pakistan gesperrt war, musste er Afghanistan über den Hindukusch verlassen, zusammen mit einer Gruppe von Leuten, die wie er »auf der Suche nach einem Abenteuer nach Afghanisten gelockt worden waren« und nun nichts anderes als endlich heim wollten.
Nachdem es ihm gelang, die Grenze zu überqueren, wurde er von der pakistanischen Polizei verhaftet, als er in einer Moschee einen Tee zu sich nehmen wollte. Ein paar Tage darauf wurde er den Amerikanern übergeben, die ihn dann nach Guantanamo brachten, wo er zweieinhalb Jahre gefangen gehalten wurde - ohne Anklage, ohne Verhandlung, ohne Urteil. Das Schlimmste in dieser Zeit, schreibt Benchellali, »war die Verzweiflung, das Gefühl, dass es völlig egal ist, was du sagst«. Einmal, nachdem er einen Lügendetektor-Test bestanden hatte und hoffte, daraufhin entlassen zu werden, bekam er eine Packung Süßigkeiten, sonst nichts. »Ich bin ein stiller Moslem«, heißt es weiter in dem Op-Ed, »ich habe gegen niemand Krieg geführt, ich war nicht antiamerikanisch und bin es heute noch immer nicht«. Er habe in Guantanamo einige Dschihadisten getroffen, »deren Seelen voller Hass waren«, aber in den meisten Gesichtern, an die er sich erinnern könne und die ihn seither im Schlaf verfolgen, sah er nur »Verzweiflung, Leiden, Nicht-Verstehen-Können und stummen Wahnsinn«. Der Artikel endet mit den Worten: »Es ist ein System von maßloser Grausamkeit, das nicht in der Lage ist, die Unschuldigen gehen zu lassen und die Schuldigen zu bestrafen.«
Mourad Benchellali verlor kein Wort darüber, mit welchen Übungen er sich im Al-Qaida-Camp die Zeit vertrieben hatte, vielleicht weil er nicht einem Verfahren vorgreifen wollte, das ihn in Paris wegen seines Ausflugs nach Afghanistan erwartet. Überhaupt stand in dem Text wenig, das dazu angetan war, sein Verhalten zu erklären. Was hatte er sich für den »Traumurlaub« vorgenommen? Konnte er das Camp, in das er sich verlaufen hatte, nicht eher verlassen? Hat er seinen Bruder und dessen »Freunde« hinterher zur Rede gestellt? Der ganze Text war, auf eine geschwätzige, kitschige und larmoyante Art, nichtssagend.
Am selben Tag, da das Op-Ed in der »New York Times« erschienen war, meldete AP aus Paris, ein Gericht habe 25 Angeklagte wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung mit terroristischer Zielsetzung verurteilt. Die fünf Hauptangeklagten seien zu Strafen von acht bis zehn Jahren verurteilt worden.
Die höchste Strafe von zehn Jahren habe der Angeklagte Menad Benchellali bekommen, der Experte für chemische Verbindungen. Sein Vater, Chellali Benchellali, ein Imam, sei zu 18 Monaten mit Bewährung verurteilt worden, weit weniger als die sechs Jahre, die der Staatsanwalt beantragt hatte. Die Benchellali-Familie sei der Mittelpunkt des Verfahrens gewesen. Auch Mutter Hafsa und ein weiterer Sohn, Hafed, seien angeklagt und verurteilt worden.
Im weiteren Verlauf der Geschichte wurde rekapituliert, wie die Gruppe aufgeflogen ist, was alles in ihrem Besitz gefunden wurde - unter anderem das hochwirksame Gift Rizin - und von welchen Zielen eines Anschlages bei den Vernehmungen die Rede war: die Russische Botschaft, eine Polizeistation und der Eiffelturm. Die Verteidigerin eines der Angeklagten sah die Sache anders: »Sie wurden verurteilt, weil sie Moslems sind.«
Einen Tag nach der AP-Meldung und nach dem Op-Ed von Mourad Benchellali erschien in der »New York Times« vom 15 . 6 . ein Bericht ihres Korrespondenten Craig S. Smith (» 25 Sentenced for Plotting Paris Terror Attacks«), der
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